Klausurenchaos

Good morning folks, ich hoffe euch geht’s allen gut und ihr seid bereit für eine ordentliche Portion Uniunsinn, Study-Stress und Klausurenchaos.

Am Montag war meine lange gefürchtete Anthropologie-Klausur angesetzt. Es lief erstaunlicherweise nicht ganz so katastrophal, wie ich es nach dem planlosen Lernen von Daten und Namen und Theorien erwartete hatte, also bin ich ganz zufrieden. Ein „Pass“ sollte wohl drin sein, hoffe ich. Das schwierigste an der Klausur waren die zwanzig Minuten, die wir vor der Klausur zum Ausfüllen diverser Zeilen und Kästchen nutzen sollten. So was kompliziertes hab ich selten erlebt. Man bekommt zunächst das Aufgabenblatt (in unserem Fall fünf Blätter aneinander geheftet) mit einem Deckblatt und ein Workbook, also ein 10-seitiges Heft mit liniertem Papier. Soweit noch recht normal.

 

Auf der Rückseite des Workbooks gibt es in Rot auf Weiß ein fettes „WARNING“ mit den Regeln der Klausur und des Regelbruchs drauf. Das muss man erstmal lesen. Auf der Vorderseite des Workbooks gibt es oben (etwa ein Viertel der Seite) ein perforiertes Stück des Blattes mit Namen „Attendance Form“, das muss man mit Namen, Studienfach, Fächercode und Immatrikulationsnummer (ich nenne es jetzt kurz NSFI) ausfüllen, das dient nur dazu, dass die sehen, man hat an der Klausur teilgenommen. Etwas sinnlos meiner Meinung nach, schließlich kann ich schlecht eine Klausur mitschreiben wenn ich nicht teilnehme…
Unten drunter kommen die NSFI-Infos zum Ausfüllen um zu zeigen, dass es sich um dein Workbook handelt. Da muss man am Ende der Klausur auch drauf angeben, wie viele Seiten man beschrieben hat (als könnten die das nicht selbst nachschauen) und wie viele Seiten man pro Frage gebraucht hat (völlig irrelevant, wo es doch auf den Inhalt der Antworten ankommen sollte).

 

Die wichtigsten Sachen hatte ich also ausgefüllt nach vielem Überlegen und beim-Nachbarn-spicken-wo-der-jetzt-grade-was-reinschreibt. Aber noch nicht zu viel des Guten. Als nächstes sagt die nette Aufsicht „Please fill out your Scanner Sheet.“ Äh? Was bitte? Wieder zum Nachbarn geblinzelt – aha, das einzelne Blatt in orange bedruckt. Das wird eingescannt und sieht ungefähr so aus, wie das hier, das ich im Internet gefunden habe: https://omrsheetscanner.com/omr-sheet-sample/112041%20Hybrid%20200Q%20C.PNG Für die Multiple-Choice-Fragen muss man also bei jeder Frage die jeweils richtige Antwort markieren und zwar in schwarzer oder blauer Tinte und mit einem komplett ausgefüllten Kringel. Und wehe, man setzt einen Haken oder ein Kreuz! Dann beschwert sich der Scanner und weil er seine Arbeit nicht ordnungsgemäß erledigen kann, wird er gefeuert. Hoffentlich passiert das wirklich mal! Anders als hier auf dem Internet-Sheet, mussten wir auch noch unseren Namen und die Imma-Nummer so eintragen. Also erste Spalte: den T-Kreis ausfüllen, zweite Spalte: den A-Kreis ausfüllen, und so weiter bis Vor- und Nachname (bin ich froh, dass mein Name kurz ist!) und Nummer komplett eingepunktet sind. Das dauert schonmal seine Zeit, da frage ich mich, ob es nicht fast schneller wäre, wenn die Dozenten die Antworten auf dem Klausurblatt einfach selbst korrigieren würden und nicht so faul wären, den Scanner ihre Arbeit machen zu lassen.

 

Alles ausgefüllt, gab es nochmal irgendwas zum Eintragen, das hab ich vergessen, aber es durfte nur in Bleistift ausgefüllt werden. Wieso auch immer.
Dann ging es los, 20 Minuten nach offiziellem Klausurbeginn. 10 Minuten Einlesezeit. Man darf noch nix ins Scanner Sheet oder Workbook schreiben, aber man darf im Aufgabenblatt rumschmieren, weil das nicht bewertet wird. Bei Multiple-Choice-Fragen etwas seltsam. Ob ich das jetzt einmal ankreuze und dann in der nicht-mehr-Einlese-Zeit abschreibe oder gleich darein kringele…naja.
Neben dem Multiple-Choice-Block für 30 Credits gab es noch einen 70-Punkte-schweren Frageteil mit Textaufgaben, die in einer halben bis ganzen Seite je Frage beantwortet werden sollten. 7 aus 10 Fragen war der Deal, damit war ich völlig zufrieden, weil ich genau sieben Fragen fand, wo ich vom Thema her einigermaßen Bescheid wusste. Eine der Fragen hatte aber ein Wort drinnen, das ich nicht kannte, und wir durften ja weder mono- noch bilinguale Wörterbücher benutzen. Weil der Kurs aus mindestens 50% International Students besteht, eine ziemlich bescheuerte Regelung, aber gut. Das Wort war „impediment“ und ich, die ich einen Großteil meiner Kindheit und Jugend mit viermaligem Lesen der Harry Potter-Heptalogie (uuh…wer hätte das gedacht – Trilogie ist nicht das meiste, was geht) zugebracht habe, dachte natürlich gleich an den Impedimenta-Zauber. Doof nur, dass ich beim besten Willen nicht mehr sagen konnte, ob es sich um den Lähmzauber oder um den Lähmzauber-Auflösezauber handelte. Und beides hätte für die Frage Sinn gemacht.

 

Ich habe also die nette Aufsicht gefragt, ob sie mir erklären kann, was ein impediment sei oder mir sagen kann, ob ich mit meiner Vermutung der Lähmung richtig liege. Dann schaute sie ganz geschockt und meinte nur oh, da müsse sie jetzt nachfragen gehen, ob sie mir das so einfach sagen kann. Unser Dozent, der freundlicherweise sogar seine Handynummer auf dem Aufgabenblatt hinterlassen hatte (mehr, als der Tutoriums-Mensch von ihm wusste), war natürlich trotzdem nicht zu erreichen. Vermutlich wollte er mal wieder die venezuelischen Ahnen besuchen und hatte sich die Birne mit Yopo vollgeschnieft. 20 Minuten später hat die nette Aufsicht sogar für mich den Campus nach ihm abgesucht, aber ihn nicht gefunden. Ihr Rat an mich: „Dann such dir doch ne andre Frage aus.“ Ja, ach…

 

Ich find’s ehrlich gesagt ne absolute Frechheit. Eine Antwort hätte mir ja nicht mal irgendwas zur Beantwortung der Frage gebracht, sondern nur ein grundlegendes Verständnis zur Folge gehabt. Und bei meinem recht hohen Englischlevel bin ich mir ziemlich sicher, dass ich bei weitem nicht die Einzige im Raum war, die ein Wort nicht verstanden hat. Und weil ich mich schon so lang nicht mehr bei irgendwem beschwert hab, wird das gleich am Freitag nachgeholt und das International Office, die sich ja immer so viel Mühe geben, dass wir uns wohl fühlen, über den Unsinn informiert.

 

Die Klausur an sich lief dann jedenfalls ganz ok. Von den 2 angesetzten Stunden Bearbeitungszeit brauchte ich anderthalb und da mein Essay über die Unterschiede von moderner Biomedizin zu traditioneller Buschmedizin mit 32 von 40 Punkten über dem Klassendurchschnitt bewertet wurde, brauche ich nicht so arg viele Punkte um zufrieden zu sein. Hauptsächlich bin ich froh, dass es endlich rum ist. Das Lernen ging mir doch ziemlich auf den Senkel zuletzt, vor allem weil uns unser Tutor ja nicht sagen konnte, was etwa drankommt, weil er ja den Dozenten nicht erreichen konnte.

 

Die Woche vor der Klausur habe ich höchst produktiv zugebracht. Weil man irgendwann blöd wird, wenn man nur noch von Geistern, Zwischenwelten, Schamanismus und zwielichtigen Heilmethoden liest, habe ich in meinen Mittagspausen einen was-sollte-ich-studieren-Online-Test vom badenwürttembergischen Forschungsministerium gemacht, der mir nach Sprach-, Logik- und Räumliches-Denken-Test jetzt sagt, die besten Jobs für mich wären Grundschullehrer, Hauptschullehrer, Berufsschullehrer, Berufsschuldirektor oder Hochschuldozent für Sprachen. Ohne den Sprachtest waren die ersten Ergebnisse alle mit BWL, Hotelmanager, Touristikleiter einer Firma, Assistent im Fremdenverkehrsamt. Aber gut, jetzt weiß ichs – meine wahre Berufung ist das Unterrichten. Mal schauen, ob ich mir das je zu Herzen nehmen werden :D

 

Während der anderthalb Stunden, die ich mit einem Filmchen namens Ongka’s Big Moka verbracht habe, in dem es um einen Stamm in Papua-Neuguinea geht, der ein großes Fest für einen anderen Stamm vorbereitet und dafür Schweine züchtet (an sich gar nicht mal uninteressant, wer mal youtuben möchte…), wurde ich so müde, dass ich irgendwas tun musste. Also habe ich spontan in anderthalb Stunden alle zehn Fingernägel im braunen Tigerlook bemalt, und es sieht nicht mal schlecht aus. Die Mädels bei Michels sind begeistert, vor allem weil ich nicht so aufgeklebte Riesenkrallen habe, die dann solange draufbleiben, dass unten schon zwei Millimeter Nagel nachwachsen und oben alles gelb wird. Uääh! Jedenfalls kann ich jetzt sagen, dass sich die Zeit, die ich ins Lernen investiert habe, gelohnt hat :D

 

So das wars, aber noch ganz kurz quest-betreffend: für Frank habe ich rausgefunden, dass die meistgenannten Antworten auf die Frage „was sind die ersten drei Dinge, die dir in den Sinn kommen, wenn du das Wort ‚deutsch‘ hörst?“ die folgenden sind: Backpackers, Accent und Everywhere. Ziemlich logisch, Deutsche sieht man hier dauernd überall in Form von Backpackern mit schlechtem Englisch. Wäre das auch geklärt.

 

Und für Papa habe ich nachgeforscht, allerdings bisher nur bei Abby (Michels-Barmaid). Frage: „Wenn ein Mann mit Lippenstift ein Lemon-Lime-Bitters bestellt, kriegt er einen Strohhalm oder nicht?“ Kurze Erklärung: Lemon-Lime-Bitters (auch LLB): DAS antialkoholische Mädelsgetränk bestehend aus Angostura Bitters, Sprite und Limettensaft. Abbys Antwort: „Wenn er lustig drauf ist, würde ich ihm keinen geben, aber zurück-lustig-sein, à la ‚Are you man enough for a straw?‘“ Coole Antwort, also belasse ich es dabei :)
Liebste Grüße aus den mittlerweile etwas nasseren Dry Tropics!!

 

 

 


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