Nach so viel Aufregung, um überhaupt erst in die USA
einreisen zu dürfen (als Gast wäre mir das echt zu stressig, sich im Urlaub mit
sowas rumschlagen zu müssen), war die Einreise nach Kanada fast schon lachhaft.
Für den Rückflug aus Montreal habe ich vergessen, den kleinen Beutel mit
Flüssigkeiten aus dem Handgepäck zu holen, hat bei der Sicherheitskontrolle
aber keinen gestört – „wir sehen ja auf dem Bildschirm, dass alles im Beutel
ist“. Sehr entspannt und allein deswegen kann ich einen Urlaub hier nur
empfehlen.
Wenn man von New York ablegt um Richtung Norden zu
schippern, wirkt alles danach wie die reinste Provinz. Man muss sich plötzlich
gar nicht mehr den Nacken verrenken um die höchsten Häuser zu sehen und nicht
mehr fürchten von einer Stretchlimo überrollt zu werden jedes Mal wenn man eine
Straße überquert. Den größten Teil der Küste nördlich von New York nimmt der
Bundesstaat Maine ein und die größte Stadt Portland wirkte wie ein Dorf verglichen
mit Manhattan.
So viele Highlights gab es schon auf dieser Überfahrt, doch
der Höhepunkt für die meisten meiner Kollegen stand noch bevor: Einlaufen in
New York! Wer sich Vielfahrer schimpfen will, muss damit angeben, schon
wenigstens einmal in New York eingelaufen zu sein und die meisten unserer Gäste
buchen so eine Transatlantikreise „oben rum“ nur wegen dem letzten und
spektakulären Hafen.
Ach nein, doch jemand da in Kanada, aber wenn man schon mal
hier ist, muss der Witz wohl sein – schließlich hören wir ihn jeden Tag
mindestens einmal von unseren Gästen und die wissen ja immer, was witzig ist.
Besonders doll das Lachen unterdrücken musste ich als ein älterer Herr kam und
„Das mit Hapitap“ buchen wollte. Ich geschulter Ausflugsberater erkannte
natürlich sofort den Wunsch nach dem Hop-on-Hop-off-Bus und begann entsprechend
zu erzählen. Dann kam seine Frau dazu und sagte „Nein, Schatz, du meinst
Halifax“…
Es ist eisig kalt und windig und wackelig wenn man nachts
vor Island und Grönland unterwegs ist. Die Nacht ist stockfinster so weit weg
von allen großen Städten und der Himmel übersäht mit Sternen. Wenn man Glück
hat, sieht man eine Sternschnuppe. Wenn man platzt vor Glück, dann gibt es das
wohl spektakulärste Naturschauspiel der Welt zu bewundern: Polarlichter.
Den Prins Christian Sund haben wir in strahlendem
Sonnenschein hinter uns gelassen und schon wartete das nächste Highlight
unserer Transatlantikreise: einmal einen Fuß auf grönländischen Boden setzen. Das
Wetter blieb uns wohlgesonnen und es erwartete uns ein traumhafter halber Tag
in Qaqortoq.
Da kommt man endlich mal auf eine komplett neue riesige
Landmasse und kann nicht mal sagen, dass man in einem neuen Land war. Meine been-there-Liste
bleibt also leider wie sie ist, denn Grönland ist halt nun mal kein Land,
sondern nur ein autonomer Teil von Dänemark. Blöd, aber es geht ja schließlich
nicht um irgendeine Liste, sondern darum, möglichst viel von der Welt zu sehen.
Auf einer Transatlantikreise erwartet man ja schon
wenigstens ein kleines bisschen Seegang. Beim letzten Mal wurden wir (und
insbesondere die Gäste, die vor der Reise viel Geld für Seekrankheitspillen
ausgegeben hatten) sehr enttäuscht, als es sechs Tage lang quer über den
Atlantik nur Ententeich gab, wenn man aus dem Fenster geschaut hat.
Eine Atlantiküberquerung ist für mich ja schon fast ein
alter Hut. Letztes Jahr waren es sechs Tage Ententeich aus der Karibik zurück
bis Madeira – dieses Jahr soll es mal ein bisschen schaukeliger werden und eine
weitere der besonderen Meerespassagen der Welt wartet auf mich: Es geht nach
New York!