Vor einigen Jahren ließ ich mich breitschlagen zum Fernsehen
mit Mama, denn es lief „Lawrence von Arabien“ und laut Mama ist das ein
episches Werk filmerischer Meisterleistung oder so…ganz genau weiß ich es nicht
mehr. Ich erinnere mich aber noch dran, dass der Film unglaublich lang ging und
sich extrem zog während Lawrence durch die arabische Wüste reitet. Die
Landschaft hinter ihm war aber schon ziemlich fantastisch.
Während der Muezzin vom nächsten Minarett ruft, betet am
Wegrand jemand mit einem Rosenkranz in der Hand und vorbei laufen kleine Jungen
mit Schläfenlocken. Verrückte Welt, könnte man meinen, wo sich die ganze Welt
bekriegt, weil Muslime, Christen und Juden sich einfach nicht verstehen können.
Hier scheint es irgendwie zu funktionieren und nicht umsonst heißt Jerusalem
auch „Stadt der drei Religionen“.
In meinem Job bekomme ich dauernd superviel zu sehen, aber
das doch vor allem bei meinen Landgängen und Ausflügen. Von den 41 Tagen, die
ich an Bord bin, waren 16 reine Seetage, also Tage, an denen wir von morgens
bis abends nirgends festgemacht haben. Ich mag Seetage sehr gerne, aber sehen
tut man halt nicht viel. Außer Wasser, wenn man denn mal rausschaut (was
üblicherweise gar nicht so oft ist an einem Seetag – außer natürlich man hat
wie ich ein eigenes Bullauge auf Kabine). Wie grandios ist es dann also, wenn
man am Seetag was zu sehen bekommt? Ziemlich grandios in meinen Augen, und
deswegen war sie auch von Anfang an ein riesiges Highlight meiner Tour mit der
bella: die Suezkanal-Passage!
Wüste ist ja nicht gleich Wüste. Auf den traditionellen
Wüsten-Safaris geht es mit den Jeeps in die Sandwüste raus, da ist nur ganz
spärlich mal ein Strauch zu finden und sonst nichts außer Sand. In Spitzbergen
besteht der Großteil der Landfläche auch aus Wüste, aber eben einer aus Schutt
und Geröll. Und irgendwo dazwischen lässt sich das Ödland des Omans einordnen.
Seit heute früh um Vier fährt die Bella durch ein Gebiet,
das international bekannt ist als „High Risk Area“. Wenn ich aus meinem
Bullauge schaue, sieht das Meer draußen auch nicht anders aus als die letzten
Wochen, aber die Wahrscheinlichkeit ist seit heute früh um Vier sehr viel höher
als vorher, einem Piraten über den Weg zu schippern.
Der Orient ist was komisches irgendwie. In Dubai war ich ja
nun schon oft genug, da sieht einfach alles aus, wie als hätte ein Riese seine
Begabung im Lego-Bauen gefunden und ließe seiner Kreativität freien Lauf. Dann
kommt man nach Muscat im Oman und kann wenigstens den Nacken wieder etwas
entspannen, weil man hier höchstens 14 Stockwerke hoch bauen darf. Und dann
kommt man nach Khasab, auch im Oman, aber außenrum komplett von den Vereinigten
Arabischen Emiraten eingeschlossen und irgendwie noch so richtig ursprünglich,
wie man sich das Morgenland vorstellt.