Wenn man schon einen Grund für Urlaub hat, sollte man auch
Urlaub machen. Und es gibt ja wohl kaum einen besseren Grund als ganz viel
Stress im September und Freundin Anne, die im Oktober eine Woche frei hat, um
im Oktober gemeinsam eine Woche wegzufahren. Warm sollte es sein und am Meer,
also entschieden wir uns für Griechenland.
Irgendwie fühlt es sich ja gar nicht so an, aber der große
Sommerurlaub ist schon wieder fünf Monate her und dazwischen ist irgendwie so
viel passiert, dass ich gar nicht so richtig zum Schreibseln kam. Mit meiner
Zeitplanung was Reisen angeht, bin ich dieses Jahr aber ganz besonders glücklich:
schon Anfang Juni vom großen Jahresurlaub an der Adria zurück zu sein, ließ mir
schön viel Zeit, den grandios schönen Sommer in Greifswald mitzunehmen und mich
nebenher ganz und gar auf den Messe-September vorzubereiten.
Am Bus-Terminali von Kotor merkten wir mal wieder, dass hier
doch einiges anders läuft, als wir es von daheim gewöhnt sind. Die eigentliche
Bus-Parkbucht ist nur durch ein Drehkreuz zu erreichen, wofür man sich vorher
am Šalter (ehrlich wahr! Gesprochen wie deutsch „Schalter“) anstellen und ein
„platform ticket“ lösen muss, das kostet einen Euro pro Nase und ich dachte
mir, naja, die müssen ja auch ihre Toiletten etc. bezahlen. Als ich dann aufs
Klo bin, musste ich dort aber doch wieder mein 50 Cent zahlen, und mal wieder wurde
auch das Gepäck nur im Bus mitgenommen, wenn man einen Euro Gepäckpauschale
drauf gepackt hat. Vermutlich bezahlt der eine Euro Plattform-Gebühr die
Instandhaltung des Drehkreuzes, das man ohne die Gebühr gar nicht bräuchte…
Wenn man erstmal an der Adriaküste ist, fällt einem das
Autofahren fast schon schwer, weil es immer so viel am Straßenrand zu sehen gibt
oder auf der anderen Seite über die Buchten. So zum Beispiel die winzige Insel
Sveti Stefan, die nicht weit von Budva über eine schmale Landzunge mit der
Küste verbunden ist und aussieht, als hätte jemand jeden verfügbaren
Quadratmeter mit hübschen orange gedeckten Häuschen bebaut. Leider ist die
Insel in Privatbesitz, wird heute von Hotels betrieben und ist entsprechend
nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Albanien war ja nur die Aufwärmphase für Isi und mich, denn
eigentlich war unser geplantes Ziel ein Stückchen weiter, am gegenüberliegenden
Ufer des riesigen Sees im Norden Albaniens: Montenegro. Von der Hauptstadt
Podgorica (schon wieder ein Name, der mir vorher so gar nicht geläufig war)
lasen wir vorab nicht allzu viel spannendes, aber weil der Überlandbus da am
sinnvollsten hinfährt, blieben wir eben eine Nacht da.
Genug Hauptstadt, auch wenn sie noch so klein ist. Tirana
war ganz nett, aber ein Tag dort und der Tagesausflug nach Berat waren dann
auch genug. Wir kämpften uns noch ein letztes Mal über die fancy leuchtenden
Ampeln und mal wieder zum Terminali. Mit Gepäck hatten wir uns ein bisschen
Sorgen gemacht, ob das Busfahren dann auch so gut funktionieren würde, aber
ganz ohne Probleme stiegen wir in einen der ausgemusterten westeuropäischen
Reisebusse und es ging drei Stunden in den Nordwesten Albaniens.
Wenn man in der Bootsbranche tätig ist und vom anstehenden
Urlaub erzählt, wird man doch erstaunlich oft gefragt, ob man segeln geht. Gut,
dass Freundin Isabel dieses Mal dabei war, so hatte ich eine Ausrede, wieso ich
in die Adria verreise ohne ein Boot gechartert zu haben. Zumal ich ja sowieso
gar nicht Boot fahren darf. Können täte ich, jedenfalls in der Theorie. Aber
als ich meine praktische Bootsschein-Prüfung vor mittlerweile sieben Jahren mit
Ach und Krach bestand, musste ich dem Prüfer hoch und heilig versprechen,
erstmal noch ein paar Stunden mit einem erfahrenen Bootsführer zu fahren, bevor
ich die Welt mit meinem Talent beglücke.
So dringend brauchte ich den Urlaub in Dubai nach dem unglaublich langen, dunklen, ungemütlichen Winter. Und kaum ist
man zurück, geht der Stress grade weiter. Aber ausnahmsweise war es sehr
positiver Stress, der mich durch das Frühjahr begleitete. Der neue
Geschäftsführer will an unserer Firmenkultur arbeiten und so ging es Ende März auch
schon direkt los.
Nach dem extrem langen und trist-trüb-grauen Winter im
Norden musste ich dringend den Vitamin-D-Speicher auffüllen, schließlich ist
Malta ja auch schon wieder fast ein halbes Jahr her. Also schnappte ich mir
meine Studienkollegin Melanie und wir flogen nach Dubai – für sie zum ersten,
für mich zum vierten Mal.
Wenn ich schon mal so richtig am Meer bin (nein, ich zähle
den Greifswalder Bodden halt irgendwie nicht so richtig als Meer), muss ich
auch dahin, wo man das Meer in seiner schönsten Form zu sehen kriegt: mit
türkisem Wasser und wenig Wellen und von der Sonne bestrahlt. Also ging es
während meines Aufenthaltes auf Maltas Schwesterinsel Gozo für einen halben Tag
mit der Fähre nach Comino.
Valletta war nicht immer die Hauptstadt Maltas, wobei die
Lage schon ziemlich prädestiniert wirkt, mit dem gigantischen Hafen, guter
Anbindung ans Mittelmeer, den hohen Klippen, die sich so leicht verteidigen
ließen, … Aber früher mal lag die Hauptstadt inmitten der Insel, von wo aus man
in alle Richtungen einen Blick an alle Küsten hatte.
Mein Reiseleiter hat auf einer Tour zu den Tempelruinen in
Malta was erklärt, was ich mir eigentlich auch selbst herleiten hätte können –
aber die Gedanken habe ich mir einfach nie gemacht. Wenn „historisch“ bedeutet,
dass wir Beweise haben, dann muss „prähistorisch“ bedeuten, dass etwas aus der
Zeit davor kommt. Auch wenn diese Zeit nicht fest definiert werden kann, es ist
die Zeit, über die wir keine verlässlichen Aufzeichnungen und damit keine Beweise
haben.