Mann Leute, das war vielleicht ein Wochenende! Am Freitag war ich nach der Arbeit, den ganzen Donuts und dem gigantischen Chrissy-Abschiedskuchen mit Eis und Custard so geschafft, dass ich praktisch nur noch ins Bett gefallen bin.
Aber Samstag ging es dafür ganz früh raus und ich bin nach Avarua gelaufen – morgens ist das echt schön draußen, wenn der Wind noch kühl vom Meer aus weht und die Sonne noch nicht so hoch
steht.
Der beste Moment des Wochenendes ereignete sich gleich am Samstag früh um 8, als mir die einzige Marktfrau, die Passionsfrüchte verkaufte, versprach, die Saison gehe grad wieder los! Yeay
endlich, wurde ja auch Zeit!
Für den Tag war eine ausgiebige Radtour um die Insel geplant, also ich bin ich zur Auto- und Radvermietung geschlappt, um ein Fahrrad zu leihen. Ich habe zwar ein eigenes, aber mit zu niedrigem Sattel, nicht funktionierenden Bremsen, keinem Licht und nur einem Gang hätte ich mich auf 36km lange Holperstraße nicht wirklich freuen können. Die Vermietung hatte leider keine normalen Fahrräder („Beach Cruiser“ uuuh…) mehr übrig und so bekam ich ein Hybrid-Eco-Rad in grün, das einem beim Treten hilft. Die fünf Dollar extra Miete pro Tag haben sich wirklich gelohnt – besonders bei Gegenwind hat sich die batteriebetriebene Hilfe bemerkbar gemacht; ich hätte sonst wohl doch deutlich länger als drei Stunden gebraucht.
Besonders lustig ist es per Batterie auf Sand oder Kies anzufahren. Das „Gas“geben funktioniert wie beim Roller mit dem rechten Lenker, den man dreht. Dann fliegt der Staub auf und die Reifen quietschen und all drehen sich nach einem um, wie man da ganz unschuldig auf seinem Fahrrad sitzt und abdüst wie doof – ohne überhaupt zu treten! Blöd nur, dass die Kabel verrutschen, wenn die Straße zu bumpy wird. Und bumpy roads sind so ziemlich die einzigen Straßen, die es hier gibt. Nicht-bumpy sind sie nur in Nikao (wo ich wohne) um den Flughafen herum.
So bin ich also losgecruist auf meinem grünen Eco-Cruiser und nach diversen Strandstops kam ich zu dem Entschluss, dass die Küstenstraße Rarotongas nicht wirklich mehr als das zu bieten hat: Strand, Strand und nochmal Strand. Ist ja nicht so, als wäre das nicht toll und so, aber leider gibt es nur in Muri (am schönsten Schwimm- und Schnorchelspot) einen wirklich einfachen Zugang zum Wasser. Es gibt keinen einzigen Meter privaten Strand auf Raro, aber man muss praktisch immer über privates Land wenn man hin will. Meist ist das kein Problem (wir sind hier ja nicht in den Staaten, wo man beim trespassing gleich abgeknallt wird), aber man fühlt sich schon leicht fehl am Platz, wenn man in knallgelbem Trägertop, karierten Shorts und orangenen Flipflops mit Fuß-Muster sein grünes brummendes Fahrrad über das Gelände eines Luxushotels schiebt, nur um ein schnelles Foto vom Strand zu machen.
Die Küstenstraße ist allgemein bekannt als die „Main Road“, die Hauptstraße, und die einzige, die komplett um die Insel führt. Ihr Maori-Name ist Ara Tapu, auch wieder schön, so ein hübsches Wort für so ne kaputte Straße. Die ganze Straße entlang gibt es winzige Tante Emma-Läden und kein einziger von ihnen verkauft Postkarten! Dabei wollte ich doch so gern am Strand sitzen und Karten dichten…
Weil ich zum Frühstück nur einen Smoothie vom Markt hatte, kam mir das Schild „Raro’s best Cheesecake“ um die Mittagszeit gerade recht. Das kleine Café „Hidden Spirit“ mitten in einem toll
angelegten tropischen Garten sah perfekt aus, doch die netten Gärtner, die mir mit ihren Macheten schon von weitem zuwinkten, sagten mir, dass dank neuem Management jetzt samstags Ruhetag ist.
Maaann…
Also ging es mit knurrendem Magen weiter bis zum nächsten Schild an der Straße: „Coconut Donuts“. Für 60 Cent das Stück habe ich mir gleich zwei gegönnt – das dürfte wohl mit das billigste Essen
sein, dass man inselweit bekommt! Die Donuts waren so unglaublich trocken und zäh, dass mein Magen vor Schreck kurz vergaß, weiter zu knurren!
Mann, ich war vielleicht kaputt, als ich heimkam. Mit wehem Hintern, mysteriösem großen blauen Fleck am Schienbein und verbranntem Dötz war erst mal ne kalte Dusche und Mittagschlaf angesagt. Der
weitete sich dann irgendwie zum Nachtschlaf aus und ich verpasste den Sonnenuntergang.
Blöd, dass ich das Sonnenaufgangsgucken für Montag geplant hatte, so sah ich den unglaublichsten knallorangenen Aufgang am Sonntag nur aus halboffenen Augen durchs dreckige Fenster. Der
Sonnenuntergang war am Sonntagabend dann auch nicht so spektakulär, aber wenigstens habe ich meine komplette erste Ladung Postkarten fertig beschrieben und den höchst freundlichen Cousin dritten
Grades von einem guten Freund kennengelernt. Ihr erinnert euch an den tahitianischen Einsiedlerkrebs Bernie? Er scheint Familie im ganzen Pazifik zu haben und sein Cousin Toby wohnt hier um die
Ecke! :D
Die Wolken hielten sich bis Montag, sodass ich auf der Hafenmauer mit der Kamera bewaffnet wartete, bis es irgendwann so hell war, dass ich beschloss, die Sonne wird jetzt wohl aufgegangen sein. Das Fahrrad bin ich also wieder los und wie es das perfekte Timing manchmal will, haben die bei der Vermietung ewig gebraucht um das Rad zurückzunehmen und ich sah genau in dem Moment an der Straße genau aus wie ich, als Sandee von Tipani auf ihrem Roller vorbeiflitzte, dass sie prompt anhielt und mich mit zum Büro nahm.
Die tollen Sonnenauf- und –untergangsfotos gibt’s dann also wann anders. Vielleicht mach ich ja doch noch meinen Rollerführerschein. Wobei das Hybridrad dem schon recht nahe kam; ich glaube, so eins hol ich mir wieder – 3 Tage Eco Bike sind genauso teuer wie ein Tag Motorroller! Da schlägt das Sparschweinherz doch gleich drei Mal höher!
Dank der vielen frischen Luft war ich den Anfang der Woche dann so gut drauf, dass ich mir nicht mal allzu große Sorgen machte, als am Dienstag um kurz nach sieben ein wahnsinniges Dröhnen losging. Es hörte sich an wie eine dieser großen Air New Zealand-Maschinen, die grade abhebt, aber irgendwie hörte es nicht mehr auf. Im Büro klärte man mich auf – der Strom war ausgefallen und das Dröhnen kam vom Generator, der zufälligerweise direkt neben meinem Schlafzimmer steht. Es hat dann auf meiner Veranda auch tierisch nach Diesel und verbranntem Gummi gerochen, weil der Generator so lang nicht mehr in Betrieb war. Wieso der Strom ausfällt, wenn Zyklon Garry schon seit Wochen wieder weg ist? Och, manchmal macht er das halt. No worries und so – wenn du halt mal keine Lust mehr hast, lässtes halt sein. Also Strom da, Strom weg…eigentlich alles das selbe hier.
Wir hatten das Glück des Generators auf dem Grundstück und als der allgemeine Strom um halb 9 noch nicht wieder an war, kamen in kleinen Grüppchen die Raro Tours-Mitarbeiter rübergeschlendert mit
ihren Tassen und Teebeuteln ausgestattet und bereit, unseren Wasserkocher auszunutzen.
Da der Strom zwar ging, aber die Telefone tot waren und E-Mail und Buchungssystem ohne Internet waren, verbrachten wir den Morgen also mit Keksen, Tee und Partymucke. Alle waren blendend drauf
und endlich habe ich die Zeit gefunden, mit meiner Kamera durchs ganze Bürohaus zu rennen und Fotos mit allen zu machen (wirklich gut sind sie aber nicht geworden – war die olle Ersatzkamera).
Dann gab es ja auch noch einen Blog zu schreiben, also kam schonmal keine Langeweile auf. Auch wenn Shannon irgendwann schreiend auf ihren Schreibtisch einboxte, bis sie vor Lachen zusammenbrach…
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