Riesenrochen und was sonst so kreucht und fleucht

In der Pension haben wir uns gut eingelebt, wir kriegen sogar jeden Morgen ein großes Frühstück mit frischem Saft, Kakao, Obst und Baguette mit Marmelade. An den Ausblick auf die Lagune und Einschlafen mit Meeresrauschen im Ohr könnte man sich glatt gewöhnen. Nach unserer Ankunft haben wir gleich ein bisschen die Nachbarschaft erkundet. Eigentlich wollten wir einen Supermarkt suchen, aber 20 Minuten in beide Richtungen ist nix zu finden außer Wohnhäusern und dem Hilton und der nächste Supermarkt ist sechs Kilometer weg.

Es gibt natürlich mal wieder keine Fußgängerwege und man muss immer ein bisschen aufpassen wo man hintritt, denn überall liegen tote Krabben rum. Die leben hier nämlich zuhauf (die Krabben, nicht die toten auf der Straße); die Straße geht immer nah am Wasser entlang und egal wo man hinschaut, flitzen dauernd irgendwo große Krabben in ihre Löcher.

 

Wie gewohnt gibt es von arm bis überreich wie auf Tahiti auch hier alles zu sehen. Besonders neben den Luxus-Stelzenbungalows von Hilton, Interconti und Sofitel fallen die Holzhütten und Wellblechverschläge sehr auf. Ein paar Grundstücke rechts die Straße runter ist ein kleiner Strand mit großen knorrigen Bäumen, da liegen Plastiktüten rum, ein Topf hängt an einem Haken von einem Ast runter und drunter brutzelt ein Feuerchen. Als wir zum zweiten Mal da vorbeigekommen sind, war sogar wer zu Hause und die zwei älteren Herren mit zauseligen Bärten und langen Haaren riefen uns zu sich runter und haben uns dann vollgequatscht. Die wohnen da also und das, obwohl einer von denen sogar an der Barclay studiert hat. Die tun eben den Großteil des Tages jetzt nichts anderes, als Fisch zu fangen, ihn zu kochen und Wein dazu zu trinken. Wenn mal die Tasse runterfällt, wird sie im Meer ausgespült und neuer Wein kommt drauf.
An sich waren die ganz nett, haben uns sogar Mangos mitgegeben – allerdings schon geschnitten und in einer aufgeblähten Plastiktüte, sodass wir denen nicht so ganz getraut haben.

Baie de Cook
Baie de Cook

Weil wir unbedingt ein Telefon brauchten, sind wir bis zur Baie de Cook (Cook’s Bay) gelaufen, wo auch der nächste Supermarkt ist. Obwohl das alle denken, ist Kapitän Cook nicht wirklich in der Cook’s Bay angekommen; er war nie da, sondern hat in der benachbarten Opunohu Bay zuerst geanktert. Das haben wir am Freitag erzählt bekommen – da haben wir uns einer Lagoon Tour angeschlossen. Um halb 9 wurden wir abgeholt und am Luxusresort Mo’orea Pearl abgesetzt, dort haben wir dann durch Zufall Vatea und Ina getroffen und uns gleich für abends verabredet.
Der Resortmitarbeiter Etienne nahm uns in Empfang und mit einem kleinen überdachten Katamaran ging es dann fast die gesamte Nordküste der Insel entlang. Wer mal googlen möchte, sieht, dass Mo’orea ein bisschen aussieht wie ein Engel: unten schmal, oben dreimal so breit und dreigeteilt durch Cook’s Bay und Opunohu Bay. Unsere Pension liegt ganz oben am „Kopf“ des Engels.

der zweite von links ist unsrer
der zweite von links ist unsrer

Auf der Fahrt über superschönes stilles Wasser ging es vorbei an beiden Buchten und an den höchsten Bergen der Insel, unter anderem an Mt Rotui, an dessen Hängen riesige Ananas- und sonstige Obstplantagen angelegt wurden, von denen die ansässige Saftfirma den im Pazifik berühmten Jus de Rotui herstellt, super leckeren Fruchtsaft, von dem man gar nicht genug kriegen kann. Morgens bekomme ich in der Pension zum Beispiel immer Banane-Vanille-Saft, boah das ist vielleicht mal lecker!
Ein anderer der höheren Berge hat oben ein Loch und sieht bei genauem Hinsehen aus wie ein Mädchen, das den Kopf in den Nacken gelegt hat und gen Himmel schaut. Irgendeine Legende gab es dazu auch, aber die hab ich vergessen.

Stachelrochen
Stachelrochen

Nur ein paar Kilometer von der nordwestlichen Ecke der Insel entfernt liegt das Intercontinental Resort und nicht weit davor in der Lagune ist die sogenannte Stingray World. Da halten alle Touren an und wir somit auch. Das Wasser ist an der Stelle nicht sehr tief und man kann überall stehen. Schon vom Boot aus sieht man dutzende Schwarzflossenriffhaie, die sind höchstens anderthalb Meter oder so lang und ernähren sich von Aas, sind also ungefährlich. Außer, man beschließt, sich zwischen sie und ihr Futter zu stellen, dann werden sie böse.
Neben den Haien, von denen man oft nur die schwarze Spitze der Rückenflosse auf Anhieb sieht, ist dieser Fleck der Lagune Heimat von zahlreichen Stachelrochen. Die kommen immer zu den Booten und werden von den Guides gefüttert. Die Rochen sind sehr freundliche Gesellen, solang man sie nicht an der Unterseite anpackt und solange man den Stachel in Frieden lässt. Die kamen dann immer sehr nah und haben direkt vor unseren Bäuchen rumgeplätschert und wir durften sie streicheln. Das war ziemlich cool und besonders beeindruckend war die Minute, in der ich mit Schnorchel und Maske so dahingedümpelt bin und vierzehn (!) Haie plötzlich direkt vor meiner Nase vorbeigeschwebt sind!

Motu Fareone
Motu Fareone

Nach der willkommenen Abkühlung ging es mit dem Boot noch ein Stück weiter Richtung Westen, vorbei an zwei kleinen süßen Inselchen bis zum Motu Fareone (Motu ist übrigens Maohi für „kleine Insel“), wo wir anlegten und Rumpunsch serviert bekamen. Beim Warten aufs große Barbeque zeigte uns unser Guide Bruno allerhand interessante Dinge, die das Inselleben einfacher machen. Ich durfte ihm als Model zur Seite stehen, als er den begeisterten anwesenden Damen zeigte, wie man ein Pareo richtig binden kann – das ist ein großes Stück Stoff in bunten Farben und Mustern, dessen Farbe (wenn original tahitianisch) nie abfärbt oder ausbleicht. Wenn man ein Pareo im Format XL hat, kann man das auf verschiedenste Art und Weise binden und kann so ohne weiteres eine ganze Woche lang denselben Pareo anhaben, ohne ihn jemals gleich zu binden. An mir zeigte er dann, wie man Kleider, Blusen, Röcke, Hosen, Jacken etc. aus einem einfachen Stück Stoff macht. Total faszinierend.

nix besser als Kokosraspel frisch aus der Kokosnuss geraspelt
nix besser als Kokosraspel frisch aus der Kokosnuss geraspelt

Danach gab Bruno den Männern auch was zu tun und beauftragte sie, an einem spitzen Stock, den er in den Boden gerammt hatte, eine Kokosnuss zu öffnen. Die haben sich abgeplagt und nix wollte so richtig funktionieren, also hat Bruno es doch selbst gemacht und zur Verblüffung aller, innerhalb von Sekunden die äußere Schale der Kokosnuss geknackt. Innendrin sind dann so haarige Fasern, die die eigentliche Kokosnuss (das harte braune mit dem weißen Fleisch) polstern. Mit einem einfachen Stock schlug Bruno auf bestimmte Stellen der Schale und offen war sie! Einfach so! Dann gingen die Hälften herum und jeder durfte einen Schluck frischen Kokoswassers probieren. Denn anders als die meisten denken, ist in der Kokosnuss keine Milch, sondern Wasser, das leicht nussig schmeckt. Danach hat Bruno sich seine Machete zwischen eine Bank und seine Beine geklemmt, das Fleisch aus der Kokosnuss geschabt und unter sich in einer großen Schale gesammelt. Wir durften probieren und frische Kokosraspel sind ja sooo viel besser als die getrockneten aus der Tüte!

Dann nahm er ein dünnes Stofftuch, tat einen Ballen der Kokosraspel hinein und presste ihn mit der Faust durch das Tuch. Und – Überraschung! – heraus kam Kokosmilch! Die träufelte er direkt in die große Schüssel mit vorbereitetem Poisson Cru und fertig war die Vorstellung. Zu dem Zeitpunkt war dann auch das restliche Essen fertig und wir durften uns den Bauch vollschlagen.
Danach wollten wir nochmal schwimmen und schnorcheln gehen, aber die Strömung war so stark, dass das kaum möglich war. Für ein Foto legte ich mich in den Sand und so entspannt es auch aussehen mag, es zog mir immer die Beine weg, obwohl das Wasser nur 20cm tief war.

Mooreas Küste mit Fischerhäuschen
Mooreas Küste mit Fischerhäuschen

Freitag abend holten uns Vatea und Ina an der Pension ab und fuhren mit uns zu einem Bekannten von Vatea (dessen Namen wir beim besten Willen nicht mehr wissen), der hier ein Haus hat und weil er jetzt im Ruhestand ist, das totale Partyhaus draus gemacht hat. Die Küche war gestaltet wie eine Bar, mit Fenster nach draußen zur Veranda, überall stand Fingerfood rum und diverse kleine Lichtquellen blinkten bunt und sogar Schwarzlicht hatte er auf der Veranda. Dann brachte er dauernd irgendwelche kuriosen Sachen, die uns alle zum Lachen brachten; zum Beispiel eine Gummikuh, die muht, wenn man drauf drückt. Weil ich noch nix gegessen hatte und daher nicht viel trinken wollte, bekam ich ein winziges Weinglas und später das dazu passende Sektgläschen in die Hand gedrückt.
Ein anderer, der noch da war, erzählte uns, dass er Hans hieße. Das war lustig, er erzählte uns, dass er nur so heiße, weil irgendwelche deutschen Seemänner hier an Land gegangen waren, die ihm den Namen gegeben hätten. Oder so. Max hat ihm dann erklärt, dass Hans kurz von Johannes ist, was im Französischen Jean ist, und da war er ganz glücklich der Hans.

Später wollten wir mit Vatea und Ina noch was essen gehen und weil sie dachten, man könnte in dem Luxushotel wo sie die Nacht verbrachten, günstig abendessen, haben wir sündhaft teuren (aber sündhaft guten) Chefsalat und Pizza geschlemmt mit Aussicht übers Meer bis rüber zu den fernen Lichtern von Papeete.
Der Tag war für uns alle aber sehr lang gewesen, deswegen fuhren sie uns um kurz nach zehn wieder zurück, wir fielen ins Bett und schliefen wie Steine. Doch leider wurden wir um halb vier morgens wieder vom Weltuntergang geweckt. Es stürmte und schüttete, unsere Wäsche, die draußen hing war ums ganze Häuschen verteilt und unser Moskitonetz flatterte uns um die Ohren. Natürlich hörte es dann den ganzen Vormittag nicht mehr auf zu regnen.

 


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