Cook mal da!

Tahiti hab ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge hinter mir gelassen – waren es doch so schöne Tage, die ich zum Schluss nochmal mit Vatea und Ina verbringen konnte.

Mittwoch war ganz lustig; den Vormittag habe ich mit Souvenirshopping im strahlenden Sonnenschein (wer hätte das gedacht?) und 40 Grad in Downtown Pape’ete verbracht. Ein letztes Mal den herrlichen Rotui Ananassaft aus der Dose geschlürft und die Geräusche der tahitianischen „Groß“stadt genossen.

letzter tahitianischer Sonnenuntergang
letzter tahitianischer Sonnenuntergang

Die Tahitianer sind ja schon ein lustiges Völkchen. Ina hatte mich in die Stadt gebracht und Vatea wollte mich dann wieder abholen. Auf die Frage, wann es ihm denn am besten passen würde, kam nur „mir egal. Wann immer du fertig bist.“ Da ich sowieso nur noch meine paar tausend Francs loszuwerden hatte, war ich um elf rum schon mit allem fertig und habe sogar einen großen Pareo gefunden, der wie angegossen zu mir passt – ich sag nur GECKOOO ;)

Dann hab ich mich im großen Park ans Wasser gesetzt, mein Buch endlich fertig gelesen, Rotui-Saft geschlabbert und kleine Bäuerchen gegessen. Äh – ach nein…die hießen ja Petit Beurres…
Um halb eins habe ich erst überlegt, ob ich denn jetzt wirklich Vatea anrufen kann. Nicht, dass er dann mitten beim Mittagessen alles stehen und liegen lässt um mich zu holen. Habe dann doch angerufen und er war grade eine Straße weiter. Denn „zufällig“ hatte Ina um halb eins ihre Arbeit fertig. Hätte ich zehn Minuten später angerufen, wäre er grade heimgekommen und wär gleich wieder runtergefahren gekommen…oh Mann.

der Blick beim Landeanflug auf Rarotonga sieht schonmal vielversprechend aus
der Blick beim Landeanflug auf Rarotonga sieht schonmal vielversprechend aus

Nachmittags fuhren wir zu Inas neuer Wohnung, die liegt außerhalb der Stadt Richtung Flughafen ziemlich weit oben am Berg in einem großen Appartmentblock mit genialer Aussicht über die Bucht unten und die ganzen Häuser auf dem Weg dahin. Und, KEINE KATZE! Yeay :)
Weil es uns allen zu heiß war, sind wir sofort in den Pool des Komplexes gehüpft und Vatea hat seinem kleinen Bruder das Rückenschwimmen beigebracht. Dann war es irgendwann etwa vier und wir waren so kaputt, dass wir uns einstimmig für einen „Dodo“, ein kleines Mittagsschläfchen entschieden („faire dodo“ bedeutet so viel wie „heia machen“). Und das war auch bitter nötig, da uns Vateas Nachbarskatze auf dem Dach der Ex-Garage mit ihrem Rumgehopse in der Nacht wach gehalten hatte.

Schlafplatz für eine Nacht
Schlafplatz für eine Nacht

Um halb sieben bin ich aufgewacht und das Licht draußen sah von meiner Couch aus anders aus, also bin ich aufgestanden und habe gerade noch die riiiesige orangene Kugel Sonne im Pazifik verschwinden sehen. Danach wurden die Wolken total geil angestrahlt und ich dachte mir „nach so einem Sonnenuntergang kannst du jetzt wirklich guten Gewissens abreisen.“
Danach bin ich wieder auf meine Couch und Ina und ich sind erst wieder aufgewacht, als uns Vatea zum Abendessen um viertel nach neun rausgeschmissen hat. Um elf ging’s wieder schlafen und so war ich perfekt ausgeschlafen für meinen Flug am Donnerstag.
Drei Stunden vor Abflug brachte mich Ina an den Flughafen und das war auch gut so. Denn vor mir in der Schlange war eine Truppe Tahitianer, die auf dem Weg zur Family Reunion auf den Cooks unterwegs waren und mit 20 Leuten oder so braucht das Einchecken eben seine Zeit.

sieht doch eigentlich ganz gemütlich aus bei Michel
sieht doch eigentlich ganz gemütlich aus bei Michel

Weil Air Tahiti so eine kleine Airline ist und offenbar ziemlich unverständlich gegenüber Touristen, die schon seit nem halben Jahr unterwegs sind, erlauben die nur 20 Kilo Gepäck und weil ich 24 hatte, musste ich draufzahlen. Aber wenigstens nicht so viel wie bei Air New Zealand und 30 Euro waren schon ok für vier Kilo. Sogar meine zwei Handgepäcke durfte ich ohne weiteres mitnehmen. (Und Max, ich habe mein Kissen doch noch in den Koffer gekriegt, aber nur nach sehr viel Gequetsche und gutem Zugerede.) Die Abflugsräumlichkeiten am Flughafen Fa’aa (übrigens in Graffitis immer als F3A geschrieben, find ich lustig) sind der Hammer! Es gibt nur vier internationale Gates, die sind in diesem riesigen Raum, der an einer Seite komplett offen ist und zur Raucherlounge raus geht. Die liegt in einem wunderschönen Garten mit so tollen niedrigen Gartenmöbeln in edlem schwarz. Grenze zum Rollfeld ist nur eine Mauer, die wahrscheinlich sogar ich ohne weiteres überklettern könnte und mitten im Garten steht eine riesige Tiki-Statue.

Letzter Snack im Port de Pape'ete
Letzter Snack im Port de Pape'ete

Ich hatte dann noch genau 980 Francs übrig, das sind etwa 8,20€ – der Wechselkurs zum US-Dollar ist 1:100, zum Euro etwas weniger. Für 700 Francs habe ich mir steuerfrei (ich darf nicht mehr „duty free“ schreiben weil sich Hannes dann beschwert ;) …) eine Packung Kinderriegel gekauft – die waren aber bei weitem nicht so lecker wie daheim in Deutschland. Mit den übrigen 280 Francs in der Hand bin ich dann zu der netten Dame an der Cafétheke hin und hab die ihr hingehalten und irgendwie auf Französisch versucht, ihr klarzumachen, dass ich mehr nicht habe, aber trotzdem durstig bin. Und wie durch ein Wunder war der Rotui-Saft hier nichtmal teurer als in der Stadt und für genau 280 Francs zu haben. Na, wenn das kein Glück ist!

 

der wohl älteste Ukulele-Spieler der Cooks begrüßt die Ankommenden am Gate
der wohl älteste Ukulele-Spieler der Cooks begrüßt die Ankommenden am Gate

Als das Gate öffnete, mussten wir draußen noch warten, bis auch wirklich alle Passagiere da waren, dann wurden wir von einer jungen Dame im Blumenkleid die hundert Meter übers Rollfeld geleitet zu unserem Flugzeug. Hat mich ein bisschen an die japanischen Reisegruppen in Heidelberg erinnert, die von einer dünnen Frau mit Stoffrose oder Regenschirm durch die Altstadt geführt werden. Jedenfalls war die Maschine so klein, dass es nicht mal Platznummer gab – das hab ich persönlich noch nie erlebt. Und ich war schlau und habe nicht erst auf halbem Weg durch die Sitzreihen gemerkt, dass es keine Nummern gibt und man sich irgendwo hinsetzen kann. So gelang es mir doch tatsächlich, einen Fensterplatz mit einem leeren Sitz neben mir zu ergattern. Der Flieger hatte 48 Sitze, davon dürfen aber nur 38 besetzt werden, um für das Gewicht von Gepäck und Passagieren aufzukommen, stand auf der Safety Card…äh, Sicherheitskarte?

 

Natürlich saß ich mal wieder auf der falschen Seite vom Flieger und bekam die ganzen geilen Ausblicke auf Rarotonga nicht mit. Schade…aber ich bekomme sicher nochmal die Möglichkeit dazu, denn ich hoffe auf gaaanz viele Ausflüge zu andern Inseln.

Angekommen auf den Cookinseln war es ähnlich wie auf Tahiti, nur tanzte keine hübsche Einheimische vor zwei Gitarrenspielern, sondern ein einzelner uralter Mann spielte Ukulele zum Beat vom CD-Player. Er saß auf dem erhöhten Teil in der Mitte des Gepäckbandes, was auch mega deprimierend sein muss – niemand schaut ihn an, sondern jeder starrt nur auf die Koffer zu seinen Füßen. Mal wieder musste ich meinen Koffer den Einwanderungsbehörden zeigen, aber ich hatte vorneweg schon mitgedacht und alles, was von Bedeutung sein könnte, obenauf gepackt. Also hab ich einmal kurz Schnorchel und Maske rausgezerrt, aufs Nicken vom Beamten gewartet und mich zum Amüsement aller Anwesenden mit schierer Gewalt auf meinen Koffer geworfen und den Reißverschluss zugezerrt.

 

Nach leichter Verwirrung bei der Einwanderungsbehörde, ob ich denn nun Besucher oder Einwohner bin, ging es dann ohne Visum und noch (!) dem Status Tourist durch die große Tür in eine Eingangshalle, in der ich mit leichtem Schock feststellen musste, dass der IslandHopper-Infotisch unbesetzt war, obwohl ich da erwartet werden sollte. Doch kaum einmal umgedreht brüllt es schon neben mir „Tanja? Taaanjaaaa!“ und zwei rosa-weiße Blumenketten werden mir übergeworfen, eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt und mein zukünftiger Chef Robert steht freudestrahlend in geblümtem Hemd und knöchellangem Rock vor mir! An die Männerröcke muss ich mich gewöhnen, aber eigentlich stehn die ihnen ganz gut. Als ich mich im Auto anschnallen wollte, lachte Robert nur und sagte „hier schnallt man sich nicht an. Wir fahren höchstens 40.“ Also gut, dann eben nicht.

Cook Islands Parliament
Cook Islands Parliament

 

Am Büro angekommen – ein großes gelbes Gebäude nur ein paar Minuten vom Flughafen weg und gegenüber des Parlaments – zeigte mir Robert gleich meine Wohnung für die nächsten Monate. In der Mail hieß es, es wäre eine Einzimmerwohnung. Mit seperatem Schlaf- und Wohn-/Essbereich ist es aber meiner Meinung nach mehr als das. Die Küche ist mit allem außer einem Ofen ausgestattet, ich habe Sofa, Sessel, Tisch und Stühle, einen Kühlschrank mit Eisfach und Internetkabel. Allerdings sind über das Firmennetzwerk Youtube und Facebook gesperrt und weil ich ja nicht ganz von der Heimat abgeschnitten sein will (vor allem weil mir ja niemand mailt oder schreibt), werde ich mir wohl morgen einen Internetstock oder ähnliches kaufen. Fürs Bloggen reicht aber das Kabel, ich kann es sogar bis rüber ins Bett ziehen und was gibt es schöneres, als mit fünf Kissen im Rücken vor sich hin zu schreibseln…

mein Reich
mein Reich

Es ist wohl eine Weile her, dass hier jemand gewohnt hat, also ist am Wochenende erstmal Großputz angesagt. Den ersten Kochtopf habe ich schon entschwärzt, nur um dann festzustellen, dass der Selbstzünder vom Herd wohl schon zu alt ist und ich erst ein langes Feuerzeug kaufen muss bevor ich kochen kann. Aber ich habe ja eine Mikrowelle und mit Nutella-Toast kann man sich auch recht gut über Wasser halten.
Von der Küche geht es durch eine riesige Glasschiebetür raus auf die überdachte Veranda, die mit Wäscheleine und Picknicktisch ausgestattet ist. Wenn ich da sitze, ist direkt vor mir ein hoher Zaun mit Stacheldraht und 100 Meter dahinter ist das Rollfeld des Flughafens von Rarotonga. Ist ganz cool, den Fliegern beim Landen und Starten zuzugucken, aber wenn so eine riesige Air New Zealand-Maschine abhebt, vergisst man kurz zu atmen, der Boden wackelt und man hört seine eigenen Gedanken kurz nicht. Da ich aber generell eh nicht so viel denke, geht das schon in Ordnung.

 

Meine zukünftigen Kollegen habe ich gestern kurz getroffen, alle schienen total erfreut, mich zu sehen. Robert und seine Frau (ich hatte Marcia verstanden, aber ich glaube, irgendwo ist noch ein L drin) sind zwei ganz liebe und sie ist eine einheimische und total knubbelig und niedlich. Der Sohn Nathan arbeitet auch da, ist in meinem Alter aber scheint wohl nicht viel zu reden. Der General Manager der Firma ist Victor, der ist bisher der allercoolste von allen, erinnert mich an irgendeinen Schauspieler und ich fand ihn sofort megasympatisch. Jedes Mal wenn ich gehe (das war heute inzwischen fünf Mal) brüllt er mir hinterher „Welcome again!“.

größte Straße in der Hauptstadt Avarua
größte Straße in der Hauptstadt Avarua

Meinen nicht vorhandenen deutschen und meinen undefinierbaren englischen Akzent finden alle super und sie selbst reden hier entweder Insel-Englisch oder Kiwi (Neuseeländisch), also sagen sie „Schoow“ zur Schule uns ziehen jedes E lang und betonen besonders das I, also „leeeg“ fürs Bein, „insicts“ für die Krabbelviecher und „eeegs“ fürEier. Wenn ich hier Youtube-Zugang hätte, würd ich euch nen Link schicken, sonst youtubed doch mal nach „Kiwi Accent“ (sprich: Exint).

 

Regen kommt hier noch plötzlicher als in Tahiti. Gestern bin ich bei strahlendem Sonnenschein duschen gegangen, 10 Minuten später kam ich raus, die Sonne strahlte vom blauen Himmel aber draußen stand plötzlich alles unter Wasser :D
Heute früh war ich im Krankenhaus und habe mir meinen Fuß von innen angeschaut. Mein Zeh ist nicht gebrochen und mein „funny bone“ (wie die Englischsprechenden den fiesen Nerv nennen, den es so wehtut anzustoßen) ist offenbar nicht im Ellbogen sondern im Zeh, denn der sieht auf dem Röntgenbild irgendwie lustig aus. Nachdem zwei Ärzte und die Praktikantin alle ihren Senf zu meinem Zeh abgegeben haben, kann ich jetzt stolz behaupten, ich habe den „most consulted toe in Rarotongan history“ und nein, er ist nicht gebrochen, aber übel geprellt. Und ich bin übrigens sehr enttäuscht, dass niemand (NIEMAND!) nach seinem Wohlbefinden gefragt hat…

Blick vom Krankenhaus Richtung Flughafen-Rollfeld
Blick vom Krankenhaus Richtung Flughafen-Rollfeld

Ihr könnt das aber wieder gut machen, ich will ja nicht so sein. Allerdings gibt’s sowieso ne neue Regelung hier. Jeder, der Post will, muss mir erst Post schicken. Ausgenommen sind alle, die zur Familie gehören, Mona heißen oder mal eben um die halbe Welt geflogen sind um mich zu sehen. Adresse kommt an den üblichen Verteiler per Mail, ansonsten sagt mir per Mail oder auf der Kommentarwand hier Bescheid und ich bin mehr als glücklich, euch meine Adresse hier mitzuteilen.

 

Allerliebste Grüße von der Insel mit den dreieckigen Geldstücken sendet euer aller Lieblingsblogger :)


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