Hallo liebe Leute, ich hoffe ihr seid alle gute ins neue Jahr gerutscht bzw. geschlittert bei dem Regen von dem ich zu hören gekriegt habe. Frühlingswetter in Europa kommt trotzdem nicht ganz ran an das, was bei uns grade abgeht. Es regnet zwar auch, aber nicht mehr so viel wie zu Beginn meines Aufenthaltes hier. Dafür ist jetzt die Temperatur nochmal gestiegen wir haben jeden Tag um die 30 Grad und meist relativ wenig Wind.
Kein Wunder, dass Max und ich total träge sind und zwei Tage lang praktisch gar nix gemacht haben, sondern nur vor unserm kleinen Häuschen bei Maxim saßen, Spielkarten gespielt, Postkarten geschrieben und Landkarten studiert haben. Und die Mini-Kätzchen angehimmelt, die bei denen im Hof rumhüpfen. Außerdem hat Max mich in die Geheimnisse der St8ts-Rätsel eingeweiht und jetzt können wir Stuuunden damit verbringen und ich glaube, ich bin süchtig…
Am Samstag sehr spät hat uns Vatea bei Maxim abgeholt und zu ihm heimgefahren – die Nacht waren wir dort und am Sonntag sind wir morgens um fünf aufgestanden (nach gefühlten zwei Stunden Schlaf) und runter in die Stadt gedüst. Um sechs ging es mit dem 14-Meter-langen Charter-Katamaran Ti‘ Motu los aus dem Hafen raus und Richtung Norden über den Pazifik nach Tetiaroa. Den Trip hatten Vatea und seine Mädels organisiert und für mehrere Tausend Franc gab es an Bord Essen, Getränke und den supertollen Segeltrip. Der Katamaran an sich war schon ziemlich cool – wir waren nur etwa 16 Leute auf dem Boot mit drei typisch tahitianisch aussehenden Besatzungsmitgliedern und hatten dementsprechend viel Platz, uns auf dem vorderen Sonnendeck, hinten am überdachten Tisch mit Bänken oder drinnen auszubreiten. Für Bilder könnt ihr mal hier schauen: http://www.tahiti-charter-catamaran.com/en/the-boat.html, das ist die offizielle Homepage der Veranstalter.
Nach zu wenig Schlaf und nix im Bauch waren mir die Wellen doch etwas heftiger als erwartet und ich wurde ein bisschen seekrank (war aber nicht die Einzige). Der hintere Tisch im Schatten eignete sich aber ganz hervorragend zum Kopf-Ablegen und Gedanken-schweifen-Lassen, sodass ich den vierstündigen Seegang ganz gut überstanden habe. Bei strahlendem Sonnenschein ließen wir Tahiti hinter uns und schipperten auf unglaublich blauem Wasser etwa 50 Kilometer weit, bis endlich das Atoll von Tetiaroa in Sicht kam. Insgesamt liegen da 13 Inseln in der Lagune Tetiaroas, die aber alle nicht bewohnt sind. Ein Atoll zeichnet sich dadurch aus, dass die Inseln ringförmig angeordnet sind und innerhalb eines Rings aus Korallen- oder Steinriffen liegen. Das Riff um Tetiaroa hat keine einzige Öffnung nach außen, also ist das Wasser in der Lagune ganz still und warm und große Schiffe und Segler müssen draußen bleiben. Mit kleinen motorisierten Schlauchbooten kommt man über die Korallengärten rüber und in die Lagune rein.
Kurze Geschichte zum Atoll: Früher war Tetiaroa im Besitz der Familie Pomare, die waren die Herrscher über Tahiti. Wikipedia sagt, dass die weiblichen Mitglieder der Königsfamilie den Erzählungen
nach dorthin geschippert sind, um Urlaub zu machen, viel zu essen (also Gewicht zuzulegen) und viel Zeit im Schatten zu verbringen (also die Haut aufzuhellen). Das Ganze mit dem Ziel, die eigene
Person zu verschönern. Außerdem soll der König auf den Inseln wichtige Gegenstände und Dokumente versteckt haben, wenn die Zeiten mal rau wurden.
Ab dem Jahr 1962 wurde auf Tahiti und Mo’orea der Film „Mutiny on the Bounty“ (Meuterei auf der Bounty) gedreht. Nach den Dreharbeiten war Hauptdarsteller Marlon Brando so begeistert von der
Südsee, dass er kurzerhand beschloss, sich eine Insel zu kaufen, bzw. die 13 Inseln von Tetiaroa. Er pachtete das Atoll vom Eigentümer für um die 300.000$ für 99 Jahre und lebte dort in den
Hollywood-Drehpausen mit seiner tahitianischen Frau.
Heute sind die Strände öffentlich zugänglich, doch das Inland der Inseln ist Naturschutzgebiet und der Zugang ist verboten. Auf einer der Inseln, wo es bereits eine Landebahn und einige Gebäude
gibt, ist für die nächsten Jahre der Bau eines Luxus-Eco-Hotels „The Brando“ geplant, ein Anleger am Riff ist schon gebaut und trotz „Eco“-Zertifikat wird da ziemlich viel der natürlichen
Schönheit der Insel kaputt gehen.
Wir waren auf der Insel Rimatuu; der Strand, an dem wir angelegt hatten, war allerdings auf der dem Riff zugewandten Seite der Insel und so war der Strand da nicht so schön, sondern bestand
hauptsächlich aus scharfkantigen versteinerten Muscheln und Korallen. Deswegen blieben wir auch nicht lange, sondern machten eine Wanderung den Strand entlang Richtung Nordosten – links von uns
dichter Palmenwald, unter uns heller weicher Sand und rechts knallhellblaues Wasser (wie im Pool), das bis zur natürlichen Grenze der Lagune geht, dahinter die schäumenden Wellen des offenen
Pazifik. Hach mann, das war schon wirklich paradiesisch.
Im Nordosten Rimatuus kann man etwa hüfttief durch warmes klares Wasser schlappen und kommt ein paar Minuten später am Strand von Tahuna Rahi raus, auch bekannt als „L’île des oiseaux“, die Insel
der Vögel. Auf dem Weg ans andere Ende der kleinen Insel werden die Aktivitäten in der Luft immer stärker: schwarze möwenartige Vögel mit langem Schnabel sausen durch die Lüfte und sitzen im
Gestrüpp um ihre Eier und Kleinen zu verteidigen. Ein paar wenige größere Kormorane und ganz wenige weiße Möwen gab es auch, und besonders die jungen zauseligen Vögel fand ich lustig.
Auf dem Rückweg gingen wir an einem suuuperschönen weißen Strand entlang, da konnte man ins Wasser, eine Minute schwimmen und kam dann auf einer Art Sandbank raus, die aber noch zentimetertief
unter Wasser stand. Perfekt für die üblichen Hüpfbilder also ;) Das Wasser war übrigens fast überall ziemlich körperwarm, teilweise fast 40 Grad warm, weil es so seicht war und kaum bewegt wurde.
Zurück auf Rimatuu (hier übrigens Karte beider Inseln wo wir waren: http://goo.gl/maps/I6cT7) blieben Vatea, seine Crew und wir noch an der hübschen Stelle, wo der Sand so weiß und pudrig war wie Mehl und das Wasser warm wie in der Badewanne und hellblau wie im Schwimmbad. Eine Stunde lang dümpelten wir da im Wasser rum und genossen die Abkühlung von der prallen Tropensonne, dann wanderten Max und ich gemütlich wieder Richtung Anlegestelle des Motorbötchens. Die Stimmung wurde minimal getrübt, weil Max seine Flipflops den Geist aufgaben und dann war ich einen Sekundenbruchteil durch eine Stechmücke an meinem Bein abgelenkt und schaute nicht auf den Weg – und prompt stieß ich mir den rechten kleinen Zeh an einem der vorher erwähnten scharfkantigen Steindinger. Oh welch Schmerz und dann auch noch Blut überall! Naja gut, ganz so schlimm war es nicht, aber weh tat es doch. Mein Zehennagel ist ziemlich im Eimer und als wir abends wieder bei Vatea eintrudelten, hat Hundchen Choupinet sich so gefreut, dass er über die Kühltasche gestolpert ist und mir auf den Zeh getreten. Jetzt tut’s höllisch weh, ich kann nicht humpelfrei auftreten und ich schätze, vielleicht ist er gebrochen. Naja, wird schon wieder werden.
Jedenfalls wurde es dann nix mehr mit der Runde Schnorcheln in der Lagune, aber eigentlich hat man gar keine Taucherbrille gebraucht, denn das Wasser war so klar, dass man alle Korallen einfach so sehen konnte. Sogar auf dem Foto sieht es aus, als wäre ich unter Wasser gewesen, dabei stand ich ganz normal knietief drinnen. Neben den Korallen und vielen vielen Einsiedlerkrebsen in Schneckenhäuschen wimmelte der Lagunenboden nur so vor Seegurken. Das sind lustige Viecher, wie eine Mischung aus Nacktschnecke und eingelegter Gurke, die gammeln da einfach so am Boden rum und bewegen sich maximal milimeterweise vorwärts. Teilweise waren die richtig schön gemustert, wenn man genauer hingeschaut hat. Wenn nicht, ist man manchmal draufgetreten, das war dann weniger schön.
Kurz nach Mittag gab es an Bord riesige Mengen Essen, aber ich hielt mich vor allem an die geniale riesige und kreative Obstplatte – hatte doch ein bisschen Angst vor wieder zu sehr Wellengang. Der hielt sich aber in Grenzen und die dreieinhalb Stunden Rückweg nach Tahiti vergingen ganz entspannt auf dem vorderen Sonnendeck mit Vateas Kumpel Vincent aus Frankreich, der ein ganz niedliches Englisch spricht und nach jedem Satz lacht, sodass man eh nur höchstens die Hälfte versteht. Ein bisschen hat dann mein Kreislauf doch noch schlapp gemacht, aber da waren wir auch bald schon wieder an Land. Heute können wir uns so gut wie gar nicht bewegen – Max seine Beine und mein Bauch haben doch ein bisschen zu viel Sonne abgekriegt und dann kann ich ja eh nicht gescheit auftreten wegen meinem Zeh und wir sind träger denn je und liegen heut den ganzen Tag einfach rum. Wahrscheinlich wird sogar noch ne Runde Mittagsschläfchen fällig, bevor es heut Abend zu Vatea zur Silvesterparty geht. Das wird gut – wenigstens ein bisschen das Gefühl, mit Freunden ins neue Jahr zu prosten und außerdem gibt’s gutes Essen ;)
Ihr seid ja mittlerweile schon alle im neuen Jahr, hoffe ihr seid gut gerutscht und wünsche euch allen, dass 2013 Gesundheit, schulischen/beruflichen Erfolg und in paar unvergessliche Momente für jeden von euch mit sich bringt. Ia ora na i te matahiti 'api – Frohes neues Jahr!
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