Back on the Road

Super Woche rum und ich bin endlich wieder in Townsville. Wurde dann irgendwie auch Zeit, besonders nach den Problemen mit dem Auto und so. Die zwei Nächte in Port Douglas waren sehr erholsam; nach der ersten ging es am Mittwoch früh zum kostenlosen Frühstück im Hostel und dann wurde ich um kurz nach acht von einem Minibus abgeholt und zum Hafen gebracht.

 bestimmt irgendwo ein Kroko drunter
bestimmt irgendwo ein Kroko drunter

Da legte um neun die MS Calypso mit mir und 84 anderen wasserwütigen Touristen ab und es ging anderthalb Stunden lang zum Outer Great Barrier Reef, in denen wir sicherheitsmäßig auf alle Eventualitäten vorbereitet wurden – wobei es hier draußen bei soo stillem Wasser kaum irgendwelche Probleme gibt, und zur Not sind im Umkreis von einigen Kilometern diverse andere Boote, die zur Rettung kommen können.

 

Die meisten von euch ahnen es schon – ich war tauchen! Vor drei Jahren war das Schnorcheln auf den Whitsundays schon ziemlich cool und da ich ja jetzt auch ein Medical Statement von einem Queenslander Arzt habe, musste das natürlich mal sein. Der Skipper war ziemlich cool drauf und die anderthalb Stunden zur ersten Dive Site vergingen ganz schnell – mit Delfinen, die neben dem Boot herhüpften :)
Irgendwann kam dann mein Dive Instructor Kane vorbei und ging mit mir das Wichtigste durch. Ich hielt ihm mein Medical Statement hin und er schaut mich an wie ein Auto und fragt „wofür ist das denn?“ und ich antworte „naja, für mein Asthma“ und er sagt „ Ach, brauchst du doch nicht. Hast doch deinen Tauchschein, das heißt doch, dass alle super ist“. Naaa toll…

das war dann wohl mal ein Fluss
das war dann wohl mal ein Fluss

Nach ewiglangem eintüddeln in knielange Wet Suits und Flossen und Maske und Weste und Atemschläuche ging es endlich ins Wasser – 25 Grad warm, wunderbar hellblau und nur leicht gekräuselt in der Windstille. Die meisten an Bord gingen schnorcheln, aber wir waren zu zehnt zum Tauchen und wurden in zwei Gruppen à fünf Leute aufgeteilt. Als mein Buddy (Tauchpartner) wurde mir ein etwa 55jähriger Slowake zugeteilt. Er hieß Marian und war irgendwie seltsam. Hat das ganze nicht so richtig verstanden, sodass Kane ihn irgendwann mit einem anderen zusammengetan hat und selbst mein Buddy wurde, weil Marian so langsam war, dass ich dauernd nach hinten schauen musste weil ich irgendwie nicht langsamer machen konnte. Naja, war alles etwas seltsam.

 

Marian dachte auch, ich hieße Katja. Und später hat er sich verabschiedet mit „It was nice meeting you, Katrina“ haha…auch hübsche Namen, so ist es ja nicht :D
Das Tauchen war der Hammer. Unter Wasser war ich die Ruhe selbst, nur als ich wieder ans Boot kam war ich so aufgeregt, dass der Skipper mich dann schon beim Namen kannte und jedes Mal kam und mir befahl, das Atmen nicht zu vergessen.
Wir hatten nach dem ersten Tauchgang nur zehn Minuten auf dem Boot für nen schnellen Kaffee (ja, ich trinke jetzt auch Kaffee) und nen Keks, dann ging es schon wieder runter am zweiten Reef.

hihi...so sehen meine Haare auch nicht schlecht aus
hihi...so sehen meine Haare auch nicht schlecht aus

Nach einem großen kalten Mittagessen ging es dann ein drittes Mal runter ins Wasser. Ganz genau weiß ich nicht mehr, wo ich was gesehen habe, aber zusammenfassend waren es gaaanz viele bunte kleine Fische, drei Nemos, zwei Doris, eine Horde der „Wegweiserfische“, riesige Venusmuscheln und fette Seegurken, denen man beim „Jagen“ zuschauen konnte, eine Schule Baracudas (mann, schauen die grimmig drein) und in den letzten zehn Minuten noch zur Begeisterung aller zwei nicht ganz kleine Reef Sharks (zu Omas Beruhigung: die tun nix!). Also eine ziemlich große Ausbeute für einen Tag.

Outer Barrier Reef
Outer Barrier Reef

Nach dem letzten Tauchgang war noch eine viertel Stunde Zeit, also machte ich mich mit Schnorchel, Maske und Flossen nochmal auf zum Schnorcheln. Ich trieb grade so nichtsahnend über einem Reef, das bis einen Meter unter die Wasseroberfläche rankommt, da kommen unter mir plötzlich zwei riesige Humphead Parrotfish hervor, das sind Fische, die bis zu anderthalb Meter lang werden mit großen Mündern, dicken Lippen und sowas wie einer großen Beule auf dem Kopf, was sie leicht gefährlich aussehen lässt, sind aber komplett harmlos. Und offenbar haben sie sehr starke Kiefer, denn ich habe es unter Wasser gehört, wie sie an den Korallen geknabbert haben, das war niedlich.

Völlig aus der Puste und mit dem Gefühl herannahenden Muskelkaters in den Beinen ging es dann um drei rum wieder zurück Richtung Küste. Auf halbem Weg stoppte der Käptn die Motoren, denn das Partnerboot, das vor uns unterwegs war, hatte eine Walsichtung gefunkt. Also sind alle aufs hintere Sonnendeck gerannt gekommen, wo ich gemütlich hockte und genoss, und nahmen mir die Sonne – aber durch die Beine der ganzen Leute hindurch hatte ich wohl eine bessere Sicht als die meisten, die standen.

 

Und tatsächlich: wir haben die wohl letzten Buckelwale der Saison zu Gesicht bekommen. Um diese Zeit sieht man für gewöhnlich wohl keine mehr, denn nachdem die Mütter ihre Jungen in den tropischen Gewässern zur Welt gebracht und ihnen genug Fett zugelegt haben, ziehen sie wieder Richtung Antarktis.
Wir haben eine Mutter mit Baby gesehen, die wohl grade am Fressen waren, denn wir sahen gleich zweimal, wie sie mit großem Trara und Schwanzflosse-in-die-Luft-recken abtauchten.

 

Alles in allem also ein unglaublich toller Tag, der die Erinnerung an die beinahe Rauchvergiftung und den Buschbrand vorübergehend aus meinem Gedächtnis wischte und mich beschließen ließ: ja, war ne tolle Woche, aber jetzt reichts. Ich fahr wieder nach Hause.

 

Gestern früh ging es also nach ausgiebigem Frühstück wieder back on the road Richtung Süden. Und: Buttercup hielt durch! Jedenfalls bis 56km vor Townsville. Das war allerdings nicht seine Schuld, denn nachmittags um zwei rum hatte es auf dem Bruce Highway einen riesigen Unfall gegeben. Es stand schon ab Ingham dran, dass wegen einem „major crash“ mit „long delays“ zu rechnen sei. Aber was soll man machen…
56km vor Townsville also zum Stehen gekommen hinter einer Reihe von etwa 140 Autos. Der aus dem Auto hinter mir ist vorgelaufen bis zur gesperrten Stelle und meinte, das sind etwa 5km bis zur Unfallstelle von da wo wir standen, aber sie ließen schon wieder Autos durch. Es hieß eigentlich, immer 25 aus der einen Richtung, dann 25 aus der anderen. Aber wir warteten und warteten und es kamen nur welche entgegen und sonst tat sich nix.

 

Es wurde dunkel, ich richtete mich gedanklich schonmal auf eine Nacht auf dem Highway ein, denn der Kerl von hinter mir meinte noch, er hätt schonmal diese Schilder gesehn, da stand er dann neun Stunden bis sie die Straße wieder in einer Richtung frei hatten. Ich war nur froh, dass ich doch der spontanen Eingebung gefolgt war, in Ingham ne Portion Pommes beim Mäckes zu holen.
Der Fluss von Autos aus der Gegenrichtung wurde irgendwann immer stärker und dann entwickelte sich so etwas wie eine Flaschenpost – die ganze wartende Autoschlange entlang riefen die Truckies (Langstrecken-LKW/Roadtrain-Fahrer) von ihren erhöhten Kabinen herunter, dass sich etwas tut. Und kurz drauf waren wir wieder in Bewegung. Sehr langsam zwar, aber immerhin nach gerade mal einem Neuntel der erwarteten Wartezeit.

 

Anderthalb Stunden nach dem Stehenbleiben waren wir also wieder in voller Fahrt. An der Unfallstelle stand nur noch ein Polizeiwagen, es war ordentlich aufgeräumt worden, beide Spuren waren wieder frei. Nur ein doppelter Truck zweistöckig mit Autos beladen hing ziemlich verdreht in der Böschung. Ich habe abends recherchiert – der Fahrer hat nicht überlebt, die Insassen der anderen involvierten Autos sind verletzt im Krankenhaus. Schlimme Sache sowas, vor allem wenn man dann sieht, wie es sich alle am Straßenrand gemütlich machen, Bier rausholen und Picknick machen…

 

 

 

 


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