Hurra, Hurra - das Outback brennt

Halbe Woche Roadtrip rum und alles lief ja schon fast zu reibungslos um wahr zu sein. Aber dem sollte bald nicht mehr so sein.

Vorsicht vor den Zauberkühen
Vorsicht vor den Zauberkühen

Dienstag ging es von Cooktown los und in der größten Mittagshitze um halb eins, grade mal gut 30km von Cooktown, knallt es plötzlich und ein schreckliches Knattern erklingt. Auto hustet, aber Motor läuft. Ich halte an weil es sich anhört als wäre was in der Radkappe oder so – ich kenn mich ja nicht aus, aber wenn ich langsamer wurde, wurde das Knattern langsamer. Von draußen konnte ich nix sehen, unter der Motorhaube sah für meine unwissenden Augen auch alles normal aus, der Auspuff hing auch noch wo er sollte.

 

Ich versuchte mein Glück, ließ den Motor an, alles sah normal aus – eben außer diesem fürchterlichen Knattern. Wie ein Oldtimer, wenn er langsam durch die Innenstadt tuckert.
Ich war nie am Straßenrand gestrandet, aber man schaut ja fern und kriegt einiges mit. Ich also mitten auf die Fahrbahn gestellt und als der erste Truck in meine Richtung um die Ecke kam, hab ich einmal gut sichtbar mit dem Arm gewedelt und mich dann wieder hinter mein Auto in Sicherheit gebracht.

Vorsicht auch vor echten Kühen
Vorsicht auch vor echten Kühen

Der nette Kerl (er sah aus wie ein Bob) hat sich das ganze angeschaut und gleich festgestellt „shit – it’s killed a spark plug“, eine der Zündkerzen hatte es rausgehauen. Der Schlauch lag noch normal, aber irgendein Teil hing wohl noch drinnen fest, die andre Hälfte war vorne an den Kühler geschmolzen. Ich hatte ja keinen Handyempfang, also hat Bob gesagt, er fährt ein paar Kilometer weiter, bis er wieder Empfang hat und ruft seinen Mechanikerfreund in Cooktown an, der kommt dann und ersetzt mir die. Oder, wenn er keine Zeit hat, schickt jemand anderen, der mich rettet.

 

Er hat dann auch gewartet, bis ich mein Auto wieder gestartet hatte und im dritten Gang ohne Gas zu geben mit 23km/h und lautem Getöse den Berg raufrollte, ein paar Kilometer zurück zu einem schattigen Parkplatz. Denn mitten in der Sonne bleiben und dort auch das Auto stehen zu lassen ist keine gute Idee.

Anderthalb Stunden später (yeay, ich hab endlich mein Anthropologie-Buch durch!) kam ein riesiger Abschleppwagen an, der Buttercup auflud und mich mit zurück nach Cooktown nahm. Dort angekommen (es war inzwischen 15 Uhr), bekam er seine Spark Plug ersetzt. Der nette Mechaniker hebelte dann solange an dem festgeschmolzenen Teil rum, bis er es loshatte – und außerdem ein etwa halbzentimetergroßes Loch in die Oberseite des Kühlers fabriziert hatte. Anlassen des Motors zeigte, das Kühlwasser sprudelt nur so raus. Ersetzen hätte mindestens nen Tag gedauert und Cooktown hat nicht so arg viele Ersatzteile parat. Also haben sie mir das Loch mit einer Art Knete gestopft, die nach einer Stunde hart ist und dann übergangsweise hält. Ach nein…halten sollte…

Outback ist was tolles bei Sonnenuntergang
Outback ist was tolles bei Sonnenuntergang

Gaaanz gemütlich und gleichmäßig mit 80km/h („und bloß nicht zu oft bremsen!“) durfte ich mich um halb 5 wieder auf den Weg machen. Lief auch alles wunderbar und ich fuhr in einen blutroten Sonnenuntergang. Ich kam ehrlich gesagt auch schneller voran als auf der Hinfahrt – da hatte ich so oft so lange irgendwo angehalten um Fotos zu machen und zu staunen ;)
Es stellte sich auch raus, dass es abends ganz gut zu fahren geht – die Wallabies kommen wohl doch lieber in der Morgendämmerung raus. Nur auf die Kühe muss man Acht geben, die kommen abends an die Straße, weil es da wärmer ist.

 

Der Sonnenuntergang war unglaublich schön auf wolkenlosem Himmel, aber irgendwann bemerkte ich eine Art lila Nebel, der aufzog. Habe mir nix weiter dabei gedacht – vermutlich nur wieder irgendwo ein Buschfeuer. Ganz bald wurde dann auch der Geruch nach Rauch stärker. Zuerst dachte ich, es wäre Buttercup, aber dem war dann nicht so…puuh, Glück gehabt.

Blick aus dem fahrenden Wagen in die Ebene unter mir
Blick aus dem fahrenden Wagen in die Ebene unter mir

Ich fuhr um eine Ecke und war dann auf der Range, da wo ich zwei Tage zuvor die rauchende Ebene gesehen hatte. Die Sonne war mit einem Mal hinter dem Berg verschwunden, ich schaute auf, und die gesamte Ebene war pechschwarz. Soweit das Auge reichte glimmten kleine orangene Punkte in der Schwärze – es brannte! Und zwar heftigst. Die Wand aus Feuer wanderte den Berg in weiter Ferne rauf, da war noch kein Schaden angerichtet. Direkt unter mir – alles frisch versengt.
Von meiner Fahrt nach Cooktown wusste ich genau, wo meine Straße verlief – nämlich mitten durch die glühende Schwärze unter mir. Einen anderen Weg gab es nicht, ich musste da durch.

irgendwie ein bisschen rauchig
irgendwie ein bisschen rauchig

Das Feuer war ja schon durchgezogen, es schwelte nur noch und rauchte, aber richtige Flammen waren nur noch vereinzelt an sehr robusten Sträuchern zu sehen. Ich fuhr also ins Tal, sprach Buttercup gut zu, jetzt bloß nicht liegenzubleiben. Gefahr vom Feuer hätte ich zwar nicht zu erwarten brauchen, aber die Rauchentwicklung machte meinem Hals schon durch die geschlossenen Fenster ordentlich zu schaffen. Die etwa 40km lange gerade Strecke durch die verbrannte Ebene fuhr ich einhändig, während ich mir mit links ein feuchtes Handtuch aufs Gesicht drückte, durch das ich atmen konnte. Meine Augen brannten, mir war heiß und ich zitterte am ganzen Leib. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in meinem Leben jemals solche Angst hatte.

unter weiter weg brennt es noch
unter weiter weg brennt es noch

Als ich aus dem Gröbsten wieder raus war, war die Erleichterung dementsprechend riesig. Echt krasse Sache, das alles. Und nirgends auch nur der kleinste Warnhinweis bezüglich Rauchentwicklung – ich meine, die müssen doch wissen, wenn das schon vor zwei Tagen angefangen hat und nicht aus ist, dass da noch alles schwelt und glüht.
Aber war schon echt mal geil sowas aus erster Nähe zu sehen, wenn man so drüber nachdenkt. Teilweise direkt neben der Fahrbahn waren Baumstämme, die von innen geglüht haben und es hat mich ein bisschen an diese Festivals und so erinnert, wo alle auf nem riesigen Gelände Lagerfeuer machen. Und einen Vorteil hatte das Ganze: Wo Feuer ist, braucht man nicht auf Wildlife auf der Straße zu achten :D

 

Selbst die letzten paar Kilometer über den waldigen Berg waren bergab ganz angenehm und ich überholte einen Truck, also wusste ich „wenn jetzt was passiert, kommt einer hinter mir, der mir helfen kann“. Es war zwar schon stockfinster, aber erst halb neun abends, als ich völlig fertig endlich in Port Douglas ankam und glücklicherweise auch gleich mein Hostel fand. Zwei Nächte waren im Sechser-Zimmer gebucht, aber wir sind nur zu dritt, also hat jeder die untere Hälfte eines Stockbettes für sich und es gibt keine knarzenden nächtlichen Matratzengeräusche von oben. Habe auch supergut geschlafen, wie sich das gehört nach so einem aufregenden Tag…

 

 

 

 


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