Wie ein Schmetterling

Die Transreisen sind rum und wir sind zurück in Europa. Das zweite Mal Kiel fühlte sich schon ganz ungewohnt an nach zweieinhalb Monaten mit immer neuen Häfen. Trotzdem bleiben ein paar unbekannte Ziele, denn es geht durch die Ostsee. Vier Häfen in sieben Tagen ist ja eigentlich ganz locker, vor allem weil sie sich abwechseln mit vier Häfen in den nächsten sieben Tagen in Norwegen. Schmetterlingsroute nennt sich sowas und unsere Gäste können das als sieben- oder als vierzehn-Tages-Route buchen.

Eidfjord
Eidfjord

Ist auch mal wieder ganz nett, alle sieben Tage neue Gäste an Bord zu haben. Solche Transreisen sind ja schön und gut, aber manchmal ist es anstrengend, keine Abwechslung in der Gästeschaft zu haben. Interessanterweise merkt man einen extremen Unterschied zwischen den Ostsee- und den Norwegen-Reisenden, der ziemlich genau die Routen widerspiegelt. Die Ostsee hält Häfen bereit, die alle relativ städtisch sind, die Stadtspaziergänge platzen aus allen Nähten, weil es das ist, was man eben macht, um Städte kennenzulernen. Für Norwegen teilt sich das Klientel in die älteren mit Geld, die am liebsten den ganzen Tag im Bus durch die Fjorde gekutscht werden, um möglichst viel zu sehen, und in die jungen und Familien, die hauptsächlich aktiv sein wollen. Der Erstanlauf in Eidfjord brachte uns eine schon vor Reisebeginn ausgebuchte Kajaktour – mit 90 gebuchten Kajakplätzen war nicht mal Platz, einen Scout mitzuschicken!

 

eindeutig heute nicht die regenreichste Stadt Europas
eindeutig heute nicht die regenreichste Stadt Europas

Was mir persönlich besser gefällt, ist wirklich schwer zu sagen. Beide Routen haben ihre Reize, aber ich bin froh, dass ich keine von beiden durchgehend fahren musste. Norwegen kenne ich ja eigentlich zur Genüge, auch wenn dieses Mal ein paar neue Häfen dabei sind. Aber eigentlich hat man Norwegen gesehen, wenn man ein paar Monate entlang der Küste unterwegs ist. Oslo war nur bei den Kurzreisen im Programm, dafür hielten die sieben Tage Bergen bereit, was immer einen Besuch wert ist (vor allem wenn man, wie wir, das gute Wetter immer im Gepäck mitnimmt und die regenreichste Stadt Europas einfach regenfrei besucht). Für mich ging es dieses Mal in eine der Eisbars, die es in Norwegen in jedem größeren Ort zu geben scheint. Sehr beeindruckend, denn da stellen immer verschiedene lokale Künstler aus, die wunderschöne Skulpturen aus Eis hauen oder die Eiswände mit berühmten Gemälden verzieren. So hing zum Beispiel Edvard Munchs „Der Schrei“, was das wahrscheinlich berühmteste norwegische Meisterwerk ist. In echt hab ich es nicht gesehen, denn da hängt es in Oslo in der Nationalgalerie und im Museum war ich nur in Bergen. Wo alle Gäste und unsere Reiseleiterin sich total auf Edvard Munch und seine diversen psychischen Wehwehchen versteiften, suchte ich mir die weniger besuchten Galerien aus und fand die meiner Meinung nach viel größeren Kunstschätze. Ich bin ja kein wirklicher Kunstkenner, aber Theodor Kittelsen hat es mir ein bisschen angetan. Richtig schöne Gemälde hingen in einer schwarz gestrichenen Museumsgalerie und man durfte ganz nah ran, denn er hat viel mit dem Bleistift gemalt und wenn man genau hinschaut, sieht man, dass es alles einzelne Striche sind. Die Motive sind für seine Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende auch ziemlich speziell, denn man sieht ganz viele Fabelwesen und Trolle.

links die "Sieben Schwestern" am Geirangerfjord
links die "Sieben Schwestern" am Geirangerfjord

Bergen ist dann aber auch schon die größte Stadt gewesen, die wir in Norwegen im Fahrplan hatten, denn danach geht es die südlichen Fjorde entlang. Eidfjord kenne ich schon, und da freute ich mich besonders über einen Tag ohne Ausflug, wo wir einen kleinen Scout-Ausflug um die Ecke vom Liegeplatz machten, von wo aus man einen grandiosen Blick zum Schiff und in den letzten Arm des Hardangerfjords hat, wo aber die wenigsten Gäste hinfinden. Es gibt außerdem diverse Wasserfälle außenrum, aber so sehr ich auch Wasserfälle liebe, irgendwie sieht man sich in Norwegen dann doch recht schnell daran satt. Aber es ist immer wieder schön, mit Kollegen das Schiff zu verlassen, die das erste Mal in Norwegen und damit total beeindruckt sind und alle paar Minuten rufen „Oh Mann! Ein Wasserfall!!“
Selbst das Ein- und Auslaufen ist entsprechend in den Fjorden superschön. Man ist doch schon so weit nördlich, dass die Sonne extrem lange am Himmel steht und die Abenddämmerung dauert Stunden an, also hat man schön viel zu sehen, wenn man sich abends vorne aufs Außendeck stellt und einfach den Blick schweifen lässt. Besonders besonders ist aber dann doch der Geirangerfjord, der auch „Königin der Fjorde“ genannt wird, weil er einer, wenn nicht sogar der schönste Norwegens ist. Entlang der Berghänge gibt es sogar Obstanbaugebiete, aus denen Kirschen und Aprikosen als wichtiges Exportgut kommen. Auch wenn es vielleicht nicht immer super warm ist, so scheint im Sommer einfach so lang die Sonne auf die Hänge, dass hier alles so schön gedeiht.

unsere kleine Bella ist eindeutig das sauberste Schiff auf Reede vor Geiranger - und hinten rechts die Serpentinen des "Adlerkehren"
unsere kleine Bella ist eindeutig das sauberste Schiff auf Reede vor Geiranger - und hinten rechts die Serpentinen des "Adlerkehren"

Damit wir und unsere Gäste besonders viel vom Geirangerfjord haben, gibt es gleich zwei Häfen an einem Tag. Der erste ist Hellesylt, wo alle Gäste mit Ganztagesausflug an einer winzigen Pier rausgeschmissen werden, wo sie von dutzenden Bussen erwartet werden, die extra für die Kreuzfahrtsaison sogar aus Schweden hier her kommen. Die Liegezeit ist wirklich zu kurz, um irgendwas zu machen, also geht es gleich wieder los in den Ort Geiranger ganz am Ende des Fjords und da tobt das Leben – jedenfalls verglichen mit Hellesylt. Zu Hochzeiten liegen hier drei Kreuzfahrtschiffe und davon darf nur eins anlegen, die anderen liegen auf Reede. Also ist das ganze Fjordbecken voll mit knallgelben und –orangenen Tenderbooten, die die Gäste von verschiedenen Schiffen an Land und zurück bringen. Interessanterweise hat es bisher noch niemand geschafft, wirklich aufs falsche Schiff zurückzukehren, da scheint die Security es halt doch drauf zu haben, denn wenn man mal zehn Minuten nur die Tenderbootanleger anschaut, sieht man im Schnitt ein Dutzend Gäste, die beim falschen Schiff in der Schlange stehen.

oberhalb des Storseterfossen bei 28 Grad
oberhalb des Storseterfossen bei 28 Grad

Die Stunde Fahrt von Hellesylt nach Geiranger ist genau das, was man sich von Norwegen verspricht: Fjord, Berg, Wasserfall. Besonders berühmt sind die Wasserfälle der Sieben Schwestern, die direkt nebeneinander in den Fjord fallen, teilweise aus 300 Metern Höhe. Wir hatten Glück, denn die Schneeschmelze war recht großzügig dieses Jahr und so waren sogar fünf der sieben gut gefüllt. Der Sage nach lebten die sieben Schwestern hier am Fjord und am anderen Fjordufer saß ein Mann, der nacheinander versuchte, alle sieben zu heiraten. Sie alle wiesen ihn jedoch zurück und so suchte er Trost im Alkohol. Und heute sind die sieben Schwestern immer noch zusammen ohne Mann und gegenüber liegt die Flasche (die man mit viel Fantasie in der Form des Wasserfalls gegenüber erkennt).
Entlang der Fjordwände sieht man dann von Geiranger aus auch die Straßenbaukunst der Norweger. Wenn sie aus irgendeinem Grund keinen Tunnel bauen können, was sie besonders gerne und gut zu tun scheinen, geben sie sich damit zufrieden, Straßen in extremen Haarnadelkurven die Hänge hoch zu legen. Die wohl bekannteste ist die Straße namens „Adlerkehren“, die sich wie die Schwingen eines Adlers den Hang hinaufzickzackt. Ziemlich spektakulär, vor allem aus einem Reisebus raus, der gefühlt schon drei Meter über dem Abgrund hängt, bevor er wirklich um die Ecke kommt.
Für mich ging es dieses Mal aber nicht mit dem Bus rauf, sondern zu Fuß bei einer der wohl schönsten Wanderungen im AIDA-Angebot. Auch wenn man den Fjord gar nicht sieht, hat man ganz viel anderes schönes zum Anschauen, denn nach 320 Höhenmetern kommt man am Storseterfossen an, einem Wasserfall, der von einer freihängenden Klippe fällt, so dass man unter den Wasserfall laufen kann. Bei unserem Glück war es so heiß, dass die lange Ausflugshose nach zehn Minuten weg musste, aber gut vorbereitet wie ich bin, hatte ich die kurze drunter. Ein Glück, denn sonst wäre ich eingegangen bei 28 Grad oben am Wasserfall und keiner Wolke am Himmel – und das in Norwegen im Mai!

Nyhavn-Viertel: die wohl bunteste Straße Kopenhagens
Nyhavn-Viertel: die wohl bunteste Straße Kopenhagens

Ganz so aktiv ging es dann für mich leider nicht mehr zu, denn auf der Ostseeroute gibt es keine Berge und Fjorde. Stattdessen gibt es Stadtspaziergänge in allen Häfen, denn besonders Kopenhagen und Tallinn lassen sich perfekt zu Fuß erkunden. Unsere bella liegt in beiden Städten ganz nah am Zentrum und so kann man einfach reinlaufen. Kopenhagen ist für jeden ein alter Hut, der schon mal ab Kiel auf einem AIDA-Schiff war, denn da ist bei der einen oder anderen Reise eigentlich immer ein Stopp in Kopenhagen dabei. Fahrt unbedingt mal hin, wenn ihr noch nicht dort wart, es lohnt sich. Die Dänen können besonders gut Rad fahren und ich bedauere sehr, dass unser Team leider so klein war zum Schluss, dass ich nicht mit auf Radtour durfte (habe ja jetzt auch Pedelecs lieben gelernt). Aber auch zu Fuß lohnt es sich definitiv, vor allem, wenn man an einer Eisdiele vorbei kommt, denn Softeis können sie auch – macht aber bloß nicht den Fehler und denkt, ein kleines Eis ist euch zu klein – ich habe tatsächlich mein mittelgroßes nicht aufessen können, weil die Schokostreusel doch sehr stopfen können.

Tallinns Stadtmauer
Tallinns Stadtmauer

Kopenhagen ist so kompakt, dass man nach zwei Mal dort eigentlich alles kennt, also waren die anderen Ostseehäfen sehr viel spannender für mich. Tallinn ist da, wo die hübschen Männer sind, hat Mama mir gesagt, wobei sie dann nicht mehr so ganz sicher war, ob das nicht Riga war. Mir sind jedenfalls vermehrt die sehr hübschen Frauen aufgefallen, die in der ganzen Altstadt unterwegs sind. Wie kommt das wohl, dass ein Land einfach überdurchschnittlich gutaussehende Einwohner haben kann? Und wie kommt es, dass den Deutschen die Rigaer gefallen und nicht die Deutschen? Manchmal frage ich mich ja, ob das die Natur mit Absicht gemacht hat, dass die Artenvielfalt beibehalten wird. Blöd aber, dass AIDA nicht nach Riga fährt…
Aber zurück zu den wichtigeren Sehenswürdigkeiten, denn nein, ich hab natürlich nicht nur Menschen angeschaut in Tallinn. Eigentlich spielt sich alles wichtige innerhalb der Stadtmauer ab, die noch sehr gut erhalten ist und die ganze Unterstadt einschließt. In der Unterstadt hat früher das normale Volk gelebt und in der befestigten Oberstadt Adel und Klerus, also waren es eigentlich zwei getrennte Städte, die sich absolut nicht getraut haben. Irgendwann wurde daraus aber dann doch die eine Hauptstadt Estlands, die es heute ist und wir Touris freuen uns über zwei Altstädte mit leicht unterschiedlichen Baustilen und eine grandiose Stadtmauer mit mehr als 40 Türmen. Einer der hübschesten ist alt und dick und klein und rund, und er trägt den sehr passenden Namen „Dicke Margarethe“. Vom Wasser aus konnte man sie früher schon sehen, da sollte sie wohl ankommende Angreifer beeindrucken, denn wer einen Turm baute, machte den meist nicht breiter als hoch, aber das ist Margarethe. Sie steht in der Unterstadt und der hohe schlanke Turm, den sie liebte, der Lange Hermann, steht in der Oberstadt. Eine verbotene Liebe, denn die beiden waren verdammt dazu, nie zueinander zu finden.

lässt sich wohl nicht leugnen, dass Estland zum ehemaligen Russischen Zarenreich gehörte - Newskikathedrale Tallinn
lässt sich wohl nicht leugnen, dass Estland zum ehemaligen Russischen Zarenreich gehörte - Newskikathedrale Tallinn

Alles scheint hier seine Geschichte zu haben und um ehrlich zu sein finde ich das immer sehr viel spannender als Namen und Jahreszahlen. Genauso wie Margarethe und Hermann gehört zum Beispiel auch der Alte Thomas. Er hält die Wetterfahne auf dem höchsten Turm des Tallinner Rathauses und beschützt die Einwohner, da er als erster Gefahren in der Ferne ausmachen kann.
Das Rathaus steht auf einem riesigen Platz, wo sich das ganze Leben der Hauptstadt abzuspielen scheint (jedenfalls wenn man noch nie da war und nur die Altstadt kennt), an jeder Ecke gibt es Cafés und Restaurants, wo die Bedienungen alle unglaublich freundlich sind. Zum Beispiel geht ein kleiner Gang zu einem Knoblauch-Restaurant, wo alles mit unglaublich viel Knoblauch zubereitet werden soll. Wir hatten zwar mehr erwartet und extra Kaugummis gekauft, um auf die Nachwirkungen vorbereitet zu sein, aber lecker war es allemal. Und nebenan gibt es noch was tolles: die älteste Apotheke Europas, die noch heute in der selben Funktion betrieben wird wie damals. Auf unebenem Steinboden, unter einer niedrigen durchhängenden Holzdecke, hinter einer hölzernen Verkaufstheke und vor originalen dunklen Medizinschränken wird heute moderne Medizin verkauft. Seltsam irgendwie, denn nebenan im Mini-Museum stehen die Medikamente aus dem Mittelalter und man kann sich eingelegte Echsen und getrocknete Krähenfüße anschauen.

Russland!
Russland!

Ich glaube, Tallinn ist zur Weihnachtsmarktzeit ganz besonders schön, denn bis heute streitet man darüber, ob in Lübeck oder in Tallinn die erste Marzipanmanufaktur eröffnet wurde und Marzipan gehört für mich zu Weihnachten wie kaum etwas anderes. Ich verstehe tatsächlich nicht wirklich, wieso das Baltikum den wenigsten ein Begriff ist wenn es um potentielle nächste Reiseziele geht. Auch unsere Gäste waren sich so gar nicht einig, was Tallinn eigentlich so genau ist. Ist das schon Polen oder noch Dänemark? Oder ist Tallinn das Land und Estland die Hauptstadt? Verwirrung ist immer vorprogrammiert, wenn man unbekannte Ziele anfährt. Aber die meisten unserer Gäste machen die Ostseetour auch nicht wegen Tallinn, sondern wegen Sankt Petersburg.
Als Hafen ist Petersburg wirklich anstrengend für uns, denn in Russland darf man nicht von Bord gehen, wenn man kein Visum hat. Damit es was bringt, mit einem Kreuzfahrtschiff hier her zu kommen, ersetzt ein Ausflugsticket das Visum. Heißt also für uns, dass praktisch alle von Bord gehen und zwar alle mit einem Ausflug von uns. Von 2.200 Gästen hatten wir beim Erstanlauf 2.176 auf Ausflug mit uns, von den anderen 24 hatten 11 das eigene russische Visum oder einen russischen Pass und die übrigen 13 das Schiff für einen Tag für sich. Als Crew darf man so das Schiff verlassen und endlich bekam ich mal wieder einen neuen Stempel in den Pass. Das stört mich ja tatsächlich ein bisschen an meinem Job – ich sehe so viel und habe keine Beweise im Pass dafür, denn nur im Aufstiegs- und Abstiegshafen bekomme ich einen Stempel und dann in den wenigen Destinationen, die irgendwie unentspannt sind und unsere Pässe sehen wollen.

die große Fontäne am Peterhof
die große Fontäne am Peterhof

Der erste Eindruck von Russland war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte: ganze Straßenzüge voll von Plattenbauten, breite Straßen und alles irgendwie grau in grau. In Petersburg drinnen aber ein ganz anderes Bild, denn entlang der Newa reihen sich die palastähnlichen Häuser und es gibt sogar Kanäle in der Innenstadt. Die Blutkirche wird leider grade renoviert und wer sich ausgedacht hat, mittwochs in Russland zu sein, wenn dort alle Kirchen für Touristen geschlossen sind, wird nicht mehr unser bester Freund, denn natürlich will man auch rein in die Blutkirche, wenn man schon davor steht. Oder in die Isaakskathedrale, die eine riesige goldene Kuppel hat oder in die Kasaner Kathedrale, die gebaut wurde nach dem Vorbild des Petersdoms. Aber wenigstens waren wir noch kurz vor der WM da und wurden in der Innenstadt noch nicht von Fußballverrückten überrannt. Schöne Blicke auf alle Sehenswürdigkeiten waren also garantiert, auch wenn ich mal wieder überzeugt wurde, dass ein Tag für eine Großstadt einfach vorn und hinten nicht reicht.
Dafür ging es für mich auch einmal raus in die Umgebung, nämlich in den Ort Peterhof, wo das Schloss Peterhof mit dem Garten Peterhof liegt. Mit Märchenschlössern kann man ja eigentlich nie etwas falsch machen und Zar Peter der Große hatte es irgendwie drauf mit seinen Palästen. Peterhof gilt nicht umsonst als „Versailles des Nordens“, denn allein diese Parkanlage haut einen um, wenn man vor dem riesigen treppenförmigen Springbrunnen steht, in dem vergoldete Statuen stehen und dessen Wasser durch einen Kanal runterführt bis zum Meer. Sogar ein paar Zwiebeltürme gibt es zu sehen und Palastzimmer, die nur so strotzen vor Gold und Stuck.

Danziger Altstadt: soo viele schöne Fassaden
Danziger Altstadt: soo viele schöne Fassaden

Nach Petersburg gab es dann eine Schnapszahl zu feiern: Land Nummer 44 auf meiner been-there-Liste bekam sein Häkchen und somit war ich jetzt auch in Polen. Der Hafen dort ist in Gdingen, was keinem was sagt, weil es aus Kreuzfahrersicht ziemlich unspektakulär ist, aber ein Stück die Küste weiter liegt Danzig und das ist alles andere als unspektakulär. Entlang eines breiten Kanals stehen alte Handelshäuser und die Straßen sind gesäumt von wunderschön bemalten Stadtvillen neben alten Kornspeichern und ein uraltes piratenmäßiges Segelboot zieht gemütlich seine Runden vor der wunderbaren Kulisse. Wie immer in diesen alten Handelsstädten sehen die Häuser aus wie per Photoshop in die Länge gezogen, denn bebauter Raum wurde immer nach der Breite der Fassade berechnet und entsprechend besteuert. Dass man trotzdem so wunderbare Giebel bauen konnte, die alle anders aussehen, ist beeindruckend. Mittendrin steht die Marienkirche, die größte Backsteinkirche Nordeuropas, was sich gar nicht so toll anhört, aber wirklich cool ist, wenn man bedenkt, dass sie schon im 14. Jahrhundert gebaut wurde und mehr als 150 Jahre bis zur Fertigstellung brauchte.
Direkt um die Ecke von Danzig liegt Sopot, da sieht es genauso aus wie man es sich vorstellt, wenn man „elegantes Ostseebad“ hört. Es gibt einen 500 Meter langen Holzsteg, der in die Danziger Bucht ragt und auf dem man es sich so richtig gemütlich machen kann zum Leute-Begucken. Der größte Geheimtipp war Sopot nicht an den heißesten und sonnigsten Tagen des Frühlings und der Strand wimmelte nur so vor Menschen mit gelb-weißen AIDA-Handtüchern. Also gilt wohl wieder das übliche: muss man wohl mal wieder kommen.

 

 

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Ay Lin (Sonntag, 17 Juni 2018 09:00)

    Hey hey :)

    Also St. Petersburg reizt mich ja schon eine lange Zeit. Jetzt, wo ich deine Fotos gesehen habe und das gelesen habe, muss ich doch endlich auch mal hin. Vielleicht nehmen wir das 2019 mal in Angriff ;)

  • #2

    Michael aus Fulda (Montag, 18 Juni 2018 11:39)

    Deine Berichte sind eindrucksvoll und flüssig geschrieben. Neulich habe ich Deinen Blog vor dem Schlafen gelesen und war danach im Traum auf einem Kreuzfahrtschiff.
    Ergänzend zu Sankt Petersburg möchte ich an den großen Sohn der Stadt erinnern, den Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Zwei seiner Sinfonien beziehen sich auf Leningrad.
    Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/7._Sinfonie_(Schostakowitsch) (2. Weltkrieg)
    Video: https://www.youtube.com/watch?v=_z8TZjcqYhY
    Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/11._Sinfonie_(Schostakowitsch) (Das Jahr 1905, Erschießung von Demonstranten)
    Video: https://www.youtube.com/watch?v=Lu09CWT41NE