Nachbarinseln

Was war ich froh, noch eine zweite Woche Urlaub zu haben nach den Anstrengungen der ersten. Und diese Woche war dann tatsächlich auch die wärmste des ganzen Sommers in Greifswald und ich fühlte mich schon fast wie im Süden.

Hiddensee
Hiddensee

Einen sehr entspannten Donnerstag ging es mit Micha per Fähre von Stralsund nach Hiddensee und ich kann jetzt endlich sagen, dass es doch eine Insel hier gibt, die meiner Vorstellung einer Insel entspricht. Keine riesige Bundesstraße wie auf Rügen, keine gigantischen Freizeit-Zentren wie auf Usedom, sondern einfach nur Stille und Gemütlichkeit. Die Insel ist autofrei, also mietet man sich üblicherweise ein klappriges Rad und verbringt den Tag in den Dörfern und winzigen Häfen oder auf dem rund 10 Kilometer langen Radweg, der sie miteinander verbindet. Was für ein ausgesprochen gelungener Tag und zum Abschluss gab es Abendesse in Stralsund mit den Karlsruher Freunden Ruven und Sara, die gerade zum Urlaub an der Ostsee waren.
Generell muss ich sagen, dass inzwischen schon mehr Leute zu Besuch hier waren, als ich erwartet hätte. Meli und Tobi (auch Freunde vom Studium) waren schon im Rahmen ihres Stralsund-Urlaubs hier, Aylin und ihren Tobi (von den Uralt-Freunden aus der Heimat) habe ich wenigstens in der Greifswalder Umgebung treffen können und ein paar angekündigte Besuche stehen dieses Jahr noch auf dem Plan. Schön, dass ich offenbar doch nicht ganz so sehr am Ende der Welt gelandet bin wie angenommen.

Peenetal
Peenetal

Am Tag drauf fuhren wir „in den Süden“, also eine Stunde nach Demmin. Dort ging ein Ausflugsboot los zum Kummerower See, bei brütender Hitze war es weniger entspannt als gedacht, aber wenigstens gab es ein bisschen Fahrtwind und die Landschaft dort ist unglaublich schön. Der Fluss, auf dem wir fuhren, ist die Peene und die ist bekannt für eine beeindruckende Artenvielfalt. Die alten Flussschleifen sind heute Sumpfgebiet und Heimat vieler Biber, die man aber tagsüber leider gar nicht sieht. Ich hatte wenigstens auf ein paar abgenagte Baumstämme oder die Ecke einer Biberburg gehofft, aber leider Fehlanzeige. Immerhin sehr schicke Grundstücke mit gigantischen Häusern und privaten Bootsanlegern haben wir außerhalb von Demmin gesehen, die haben mich sehr an die Anwesen entlang der holländischen Kanäle erinnert.

Ostsee
Ostsee

Grill und Balkon wurden nochmal ordentlich beansprucht, denn das Wetter war einfach traumhaft und so eine Hitze hatte ich ja kaum erwartet so weit im Norden. Um das Wetter so richtig zu nutzen, mieteten Josi und ich uns Stand-up-Paddleboards, um den letzten Tag meines Sommerurlaubs gebührend zu begehen. Die Segelschule bietet das an und man kann stundenweise im Bodden rumpaddeln. Das war sehr entspannt und glücklicherweise hielt sich der Muskelkater in Grenzen. Auch wenn wenig Wind ist, gibt es doch ein bisschen Strömung in der Dänischen Wiek, also dem Bereich direkt vor dem Greifswalder Strand. Einfach auf der Stelle dümpeln ging also nicht, also paddelten wir ein paar Mal raus und ließen uns dann ganz gemütlich zurück Richtung Strand treiben.

Schmetterlingshaus auf Usedom
Schmetterlingshaus auf Usedom

Zu den Inseln in der Umgebung gibt es auch einiges zu erzählen. Auf Usedom war ich inzwischen schon drei Mal, da kommt man in einer dreiviertel Stunde mit dem Auto hin. Die Seebäder sind wunderschön, es gibt mehrere Orte mit Seebrücken, wo man entspannt raus spazieren kann wie schon Anfang des letzten Jahrhunderts die feinen Herrschaften es getan haben. Es gibt ganz tolle kleine Lädchen, die ich immer leerkaufen könnte, mit maritimer Deko und Krimskrams. Und dann hat Usedom dieses große Gewerbegebiet, wo man offenbar hingeht wenn man im Familienurlaub ist und es regnet. Da gibt es eine Sandskulpturen-Ausstellung, eine Lego-Ausstellung, ein interaktives Museum für Kinder, einen Indoor-Spielplatz und alles Mögliche sonst. So richtiges Insel-Feeling kommt da irgendwie nicht auf, auch wenn das Schmetterlingshaus wirklich schön war, wo ich mit meinen Eltern den verregneten Nachmittag verbracht habe.

Schicke Häuschen am Meer in Heringsdorf auf Usedom
Schicke Häuschen am Meer in Heringsdorf auf Usedom

Mit Micha habe ich es einmal bis zur polnischen Grenze geschafft, die verläuft über Usedom und die östlichste Ecke der Insel gehört schon zu Polen. Da wir in der Corona-Zeit dort waren, war die Grenze rappeldicht, mit rotweißem Band und Straßensperren, also konnte ich nicht mal wie geplant einen Fuß auf die polnische Seite setzen, wie wir das früher am Bodensee mit der Schweiz gemacht haben. Schade, aber ich bin ja noch eine Weile hier und komme bestimmt auch bald mal nach Polen. Stettin würde mich ja reizen, aber das ist doch nochmal mehrere hundert Kilometer hinter der Grenze.

Aussichtspunkt am Hochuferweg
Aussichtspunkt am Hochuferweg

Auf Rügen war ich mit Micha auch schon für ein verlängertes Wochenende. An sich ist Rügen näher an Greifswald als Usedom, aber man muss über die superlange Brücke oder den Rügendamm, um auf die Insel zu kommen, also dauert die Fahrt bis zum ersten Inselort irgendwie viel länger als auf Usedom.

Rügen ist noch schicker was die Seebäder angeht, es gibt superbreite Promenaden am Strand entlang, schicke Parkanlagen und eindrucksvolle Villen. Wir blieben zwei Nächte in Sassnitz, wo es einen süßen kleinen Hafen gibt, von dem aus wir eigentlich eine Bootsfahrt entlang der Kreidefelsen machen wollten. Als wir aber draußen die Fischerboote haben schaukeln sehen, entschieden wir uns doch für die Wanderung an der Kreideküste. Man kann von Sassnitz aus direkt loslaufen und der sogenannte „Hochuferweg“ wird im Internet hochgelobt, wenn man googelt, was man an einem Tag auf Rügen machen sollte. Ich hatte erwartet, dass man die ganze Zeit Ausblicke aufs Meer haben würde, aber es gab auf den ganzen neun Kilometern des Weges nur vier Mal die Möglichkeit. Die Aussichtspunkte waren alle wirklich imposant, wenn man da direkt über der Steilklippe steht und in die Tiefe schaut. An zwei Buchten geht der Weg hinunter und man kann an den Strand, wo so richtig wilde Küste ist. Generell kann man auch unten entlang der Klippen laufen, aber nur auf eigene Gefahr und bei dem Wind haben wir uns nicht getraut, denn es kann immer mal zu Erdrutschen kommen und dann liegt man da am Strand und es kommt ewig niemand vorbei um dich zu finden. Außerdem gibt es keine Möglichkeit, später wieder auf die Klippe zu kommen und dann muss man sehr auf die Zeit achten, um nicht von der Flut überrascht und eingeschlossen zu werden.

Binzer Seebrücke mit Blick Richtung Strand und Promenade
Binzer Seebrücke mit Blick Richtung Strand und Promenade

 

Also gingen wir oben entlang und praktisch der gesamte Weg führt durch Wald. Das scheint etwas besonderes zu sein, denn es ist ein sehr heller Wald ohne Gestrüpp und Unterholz, was typisch ist für Birkenwälder, denn Birken nehmen mit ihrem dichten Blätterdach allen anderen Pflanzen unten drunter das Licht weg, sodass da nichts mehr wachsen mag. Wegen des großen Birkenwaldes ist der Nationalpark Jasmunder Bodden auch Naturschutzgebiet. Und ich hatte gedacht, das wäre wegen den Kreidefelsen, von denen man irgendwie mehr hört als von irgendwelchen Birken. Auch das Nationalparkzentrum am höchsten Punkt des Hochuferweges beschäftigt sich entsprechend hauptsächlich mit dem Wald und außer ein paar Aquarellen mit Kreidefelsen-Ansichten von lokalen Künstlern deutete nichts darauf hin, dass es hier mehr zu sehen gibt als Birkenwald. Sehr schade, denn eigentlich war es das wofür wir den Wanderweg überhaupt erwandern wollten. Für das Nationalparkzentrum zahlt man recht viel Eintritt, für uns war das hauptsächlich um einen Kuchen zu essen und draußen auf den „beeindruckenden Aussichtspunkt“ zu klettern, der uns online versprochen wurde. Aber auch hier leider eine Enttäuschung. Man hätte es ahnen können: Ähnlich wie in New York, wo man das Empire State Building in der Skyline vermisst, wenn man vom Empire State Building aus schaut, sieht man auch die Kreidefelsen nicht wenn man auf dem höchsten Kreidefelsen steht. Außerhalb vom Nationalparkzentrum, wo man noch keinen Eintritt zahlen muss, gibt es da viel imposantere Aussichtspunkte, also hat sich das nicht so sehr gelohnt.
Insgesamt ist Rügen aber auch absolut einen Ausflug wert und ein einzelner Tag lohnt sich bei der Größe der Insel kaum. Um von A nach B zu kommen, ist man immer eine Weile unterwegs und wenn man so fährt, wirkt es meistens gar nicht, als wäre man auf einer Insel. Aber eine coole Transportmöglichkeit gibt es, die zwar auch nicht wirklich schnell, dafür aber sehr entspannt und aussichtsreich ist: die alte Dampfeisenbahn „Rasender Roland“ fährt von Putbus nach Göhren, wir fuhren nur bis Binz mit, in eins der alten Kaiserbäder.

Einheimischer Hiddenseer
Einheimischer Hiddenseer

Ich wollte auch gerne mal auf die Halbinsel Riems, wo im Naturschutzgebiet ein großes Vogelnistgebiet ist. Aber das ist gar nicht so einfach. Bis zur Straße, die auf die Insel führt, kommt man ohne weiteres, die geht in einem winzigen Kaff über den Greifswalder Bodden und ist auch nur ein paar hundert Meter lang. Getraut habe ich mich zur Überquerung nicht, denn überall standen riesige Schilder mit Gefahren-Symbolen, wie man sie von der Flasche Brennspiritus kennt. Ins Innere der Insel darf man offenbar nur mit Genehmigung, überall sind Stacheldraht und Warntafeln aufgebaut und schon vor der Brücke sieht das ganze irgendwie gruselig aus. Hier steht ein riesiges Forschungslabor, wo unter anderem an hochansteckenden Viren geforscht wird, deswegen darf kein Tier von der Insel aufs Festland um nichts zu verbreiten und jedes Auto, was auf die Insel fährt, muss registriert werden. Das lasse ich dann also lieber mal sein.

 

Was mir dann noch fehlt, ist die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, das ist ein Stück weiter von hier, irgendwo zwischen Stralsund und Rostock. Viele Kollegen gehen da zum verlängerten Wochenende oder zum Urlaub hin, da soll es auch richtig gemächlich zugehen und ich finde dort vielleicht mein vielgeliebtes Insel-Feeling.
Erstmal habe ich aber die wichtigsten Ausflugsziele der Umgebung abgeklappert und wer zu Besuch kommt, kann sich ein paar Tipps sicher sein.

 

 

 

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0