Ein neues Schiffle ist wie ein neues Leben

Erster Gedanke nach Verlassen des Terminals in Cancún: Schwüle 23 Grad abends um halb 10! Das ist Balsam für den kratzigen Hals und die angeschlagene Psyche nach anderthalb Jahren ohne gescheiten Sommer. Wie schön, dass dann auch schon Rodrigo und David von der Agentur auf mich warteten und mich in einem kleinen Bus in ein Hotel in der Innenstadt brachten, wo ich sehr glücklich um vier Uhr morgens nach deutscher Zeit in mein Bett fiel.

Playa de Carmen, Mexiko
Playa de Carmen, Mexiko

Es geht also los zur zweiten Runde mit AIDA. Dieses Mal auf der kleineren und älteren AIDAluna: Nur 13 Decks, 50m kürzer als die Prima und entsprechend sehr viel weniger Gäste und hoffentlich etwas weniger Platz zum Verlaufen. Der Einsatz wird auf jeden Fall anders als der letzte – ich komme in ein bestehendes Team aus Leuten, die sich alle schon mehr oder weniger auf der Route und vor allem auf den alten Schiffen auskennen; auf der Prima waren wir ja alle irgendwie neu und für alle ging es so richtig erst mit der Taufe los.
Dafür wird die Luna aber auch eine kürzere Angelegenheit und ich werde in drei Monaten vermutlich schon wieder zu Hause sein, wenn auch nicht für lang.

Fahrgemeinschaft in Cancún
Fahrgemeinschaft in Cancún

Nach der kurzen Nacht in Cancún wurde ich morgens am Hotel eingesammelt und in anderthalb Stunden nach Playa del Carmen chauffiert. Erster Eindruck von Mexiko: alles ist irgendwie bunt und alles scheint ein bisschen gemütlicher zu sein als bei uns. Um viertel nach 7 war ich die erste beim „Frühstück ab 7“ – selbst die Kellner waren noch nicht da.
Die Straße entlang der Touristenattraktionen der Region wirkt wie in den USA: Werbung für diverse touristische und Einheimische Angebote hängt an gigantischen Billboards, die Einkaufsmall sind genauso für Autofahrer angelegt mit gigantischen Parkplätzen dazwischen und keiner Möglichkeit für Fußgänger, die Straße zu überqueren. Man kennt die Marken, die einen überall anspringen. Jeder zweite Autohändler hat Monstertrucks im Fenster stehen.

 

Playa de Carmen, Mexiko
Playa de Carmen, Mexiko

Doch dann sieht man die Grills am Straßenrand, wo sich die Einheimischen tummeln, und Essen, das vom Anhänger aus verkauft und auf der Straße verdrückt wird. Und überall blüht es. Zwischen Palmen und Gras stehen auf dem Mittelstreifen der Riesen-Straße Büsche, die alle pink blühen. Wie wenn jemand morgens gedacht hat „Hmm…heute ist mir nach pink“ und einen Knopf gedrückt hat, mit dem alle Büsche gleichzeitig in knallpink erblühen. Und wenn man trotzdem vergisst, dass man nicht in den USA ist, muss man sich nur die Straßenschilder anschauen. Jedes zweite Wort scheint mindestens ein X zu haben. Die Supermarktkette heißt Oxxo, das lokale Bier einfach XX. Und alle paar Kilometer steht auf dem Mittelstreifen ein Polizeikontrollpunkt – natürlich ein weißgetünchtes Häuschen ohne Scheiben in den Fenstern und mit palmgedecktem Dach.

 

Ausbauarbeiten am Fähranleger. Gerüste, Hardhats und feste Schuhe sind was für Anfänger...
Ausbauarbeiten am Fähranleger. Gerüste, Hardhats und feste Schuhe sind was für Anfänger...

Und das Wetter! Ich hab so richtig gemerkt, wie mein Akku wieder geladen wird nach so langer Zeit im Kalten und Dunkeln. Die Einheimischen fahren mit den Freunden auf der Ladefläche durch die Gegend und weil es so heiß ist und es sich besser quatschen lässt, haben fast alle die Scheibe zwischen Führerhäuschen und Ladefläche rausgenommen.
Als wir endlich die große Straße verlassen, sind wir direkt am Strand. In Playa del Carmen werde ich rausgeschmissen und finde mich im typischen Touristennest wieder. Ich hätte auch in Portugal oder Italien sein können. Mit den 170 Pesos, die mir Rodrio am Abend mit den Worten „for your cruise“ in die Hand gedrückt hatte, schleppte ich meine 18,5-Kilo-Tasche zum Fähranleger und los ging es nach Cozumel.

 

Cozumel mit den Riesendampfern in der Ferne
Cozumel mit den Riesendampfern in der Ferne

Bevor man d-ie Insel selbst sieht, tauchen die Riesen-Dampfer am Horizont auf, die vor Cozumel liegen. 6 Stück waren es gestern, die Luna war direkt am Innenstadt-Pier festgemacht, also nicht zu übersehen. Und weil ich keine Ahnung hatte, wo ich genau lang musste, fragte ich den ersten Menschen, der mir vor die Augen kam: dunkle Shorts, rein-schwarze Schuhe, Filmkamera in der Hand, dunkelblaues Polo mit Kussmund auf der Schulter. Und schon kenne ich den ersten meiner neuen Kollegen, Matthias aus dem TV-Team.
Mein eigenes Team war da etwas schwerer zu finden. TM Stephi und SOM Vicky lief ich praktisch auf der Pier in die Arme, aber alle Scouts waren noch auf Ausflug, sodass ich die erst abends kennenlernte. So gab es auch niemanden, der mir großartig was zeigen konnte und ich durfte erstmal ganz gemütlich ankommen. Auch nicht schlecht. Und bei so einem kleinen Schiffchen wird es auch seine Zeit brauchen, bis ich mich zurechtfinde. Alles ist so nah beieinander!

 

mein neues Zuhause in Cozumel an der Pier
mein neues Zuhause in Cozumel an der Pier

Die Nagasaki Road heißt jetzt Papenburg Road und ist halb so breit und nur zweidrittel so lang. Die Messe ist hektisch und laut wie eine Firmenkantine, es gibt zwei oder drei feste Gerichte zur Auswahl oder Nudeln mit Soße. Kein gigantisches Büffet, kein schicker Kuchen aus dem Magnum Store, keine leckeren Obstmousse-Puddingcremes und schon gar keine geschnitzten Melonen und Deko auf den Tischen. Für seine Dreckwäsche muss man sich auf der Luna an die Öffnungszeiten des Tailors halten, es gibt keine praktischen Roboter die saubere Wäsche ausspucken, wenn man dreckige reinwirft. Dafür gibt es aber auch nicht die Pflicht, abends am Schalter Blazer zu tragen – dafür ist es einfach zu warm hier.
Es gibt ein ganz neues Konzept der Wegefindung, das nennt sich Tunneln. Die Gangway befindet sich immer auf Deck 3 und wenn das Schiff in der Richtung festmacht, dass die Gangway steuerbord liegt, durchschneidet die Gangway die Papenburg und man kann als Crew nicht mehr vom vorderen Teil zum hinteren Teil durchlaufen. Dann muss man im letzten Treppenhaus runter, sich seinen Weg durch die Wohngänge von Hamburg und Innsbruck wurschteln, im ersten Treppenhaus der anderen Seite wieder rauf, und dann ist man nach drei Minuten 20 Meter weiter als man losgegangen war.

 

Viele Möglichkeiten zum Verlaufen also – und bei so einer arg viel kleineren Crew laufen auch noch so wenige rum, die man nach dem Weg fragen kann…das kann ja noch was werden.

 

Übrigens: an Bord merke ich immer, dass Gäste nur mit Beschwerden kommen und nie mit Lob und konstruktiver Kritik - wäre doch auch mal schön, der Tanja euren Senf dazulassen, sonst denkt sie noch, dass gar niemand ihr Geschreibsel jemals liest (außer Frank, der ist treuer Fan) ;)

 

 

 


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Kommentare: 4
  • #1

    Birgit Schwegeler (Samstag, 04 Februar 2017 13:47)

    Hi Tanja,
    schön, dass du wieder unterwegs bist und ich endlich wieder was von der weiten Welt sehen und lesen kann. Freue mich auf weitere Blogs - schließlich bin ich auch ein treuer Fan deines Geschreibsels☺
    Liebe Grüße von Birgit

  • #2

    Chrissy (Samstag, 04 Februar 2017 13:57)

    Tsss als ob Frank dein einzig treuer Fan ist (was ist mit uns Mädels??).. :-P Sieht paradiesisch aus :-)

  • #3

    Flo (Samstag, 04 Februar 2017 14:54)

    Gutes Marketing - jetzt bekommst du garantiert einen gekränkten Eintrag von jedem Leser außer Frank :D
    Das Gefühl, nach Monaten endlich wieder Sonne und Wärme zu spüren, kenn ich nur zu gut. Weiterhin viel Spaß und schöne Postkartenmotive zum Bloggen!

  • #4

    Julian (Samstag, 04 Februar 2017 16:31)

    Wie, nur Frank? :P
    Wir lesen hier alle mit! :D

    Ich geb zu ein bisschen bin ich neidisch auf die Sonne....
    ich freu mich auf die kommenden Einträge :)