Es ist ja doch erstaunlich, dass ich nach fünf Monaten an Bord immer noch nicht ganz alle Ausflüge mitgemacht habe. Aber so ist es tatsächlich und so habe ich nochmal ein paar mehr berühmte Kirchtürme und Klosteranlagen bestaunen können, bevor es dann in ein paar Wochen endlich doch mal wieder für länger an Land geht.
Bei strahlendem Sonnenschein durfte ich nochmal nach Rouen (was bei unseren Gäste ja meist eher „Rong“ heißt), in die tolle alte Hauptstadt der Normandie. Sogar ein bisschen Zeit zum Shoppen war und so ging’s für mich wie meistens in der bezahlten Freizeit auf Erkundungstour. Ich verlaufe mich dann immer absichtlich ein bisschen, was mir bei meinem fürchterlichen Orientierungs- und Richtungssinn auch gar nicht so schwer fällt. Und dann stolpere ich praktisch immer über tolle Aussichten, niedliche Eckchen und grandiose Fotomotive.
Nicht zu übersehen sind in Rouen Marktplatz und Kathedrale, und auf dem Weg dazwischen steht ein altes Stadttor in der Straße „Rue du Gros Horlorge“ oder so – das heißt „Straße der fetten
Wanduhr“, und das ist sie wirklich. Ein Meisterwerk aus der Zeit, denn sie zeigt nicht nur heute nach Jahrhunderten noch die korrekte Uhrzeit, sondern auch den Monat und die Jahreszeit und die
Mondphase. Beeindruckend!
Und nebenan das himmelhohe Kreuz auf dem Fleck des Scheiterhaufens, wo Jeanne d’Arc verbrannt wurde. Ein Grab hat sie nicht, denn ihre Asche wurde in die Seine geworfen, damit sich kein
Pilgerkult um sie entwickeln konnte. Verbrannt wurde sie aus dem einfachen Grund, dass man nur in den Himmel kommen kann, wenn die Gebeine noch auf Erden sind.
Die nächste Kathedrale: noch größer! Es ging zum Mont Saint Michel – der vorgelagerten Insel vor der normannischen Küste, auf der aus dem Stein heraus eine gigantische Abtei gebaut wurde. Früher wurde der Steg, der hinführte, bei jeder Flut überspült und die Insel war nicht mehr zugänglich für ein paar Stunden. Heute führt eine supermoderne Brücke hinüber, man fährt mit einem Shuttlebus bis rüber, der in beide Richtungen ein Fahrerhäuschen hat, damit er nirgends drehen muss. Und dann steht man da vor diesem monumentalen Bauwerk mitten im Atlantik. Die Normannen und die Bretonen streiten sich seit geraumer Zeit, wem die Insel denn nu gehört – denn natürlich liegt sie direkt auf der Grenze zwischen Normandie und Bretagne. Naja, mir soll’s recht egal sein, Hauptsache ich kann’s mir mal in live anschauen.
360 Stufen muss man bezwingen, um bis nach oben zu kommen, aber der Ausblick entschädigt für die Anstrengung! Wieder unten angekommen, dann die herbe Enttäuschung: eine Kugel Eis gibt’s für 3,50€ und zwei für schnäppchenhafte 5,50€! Dann doch lieber 3€ für einen aufgewärmten Hotdog im Schwammbrötchen. Fürs Essen kommt man also eher nicht hierher, wenn man nicht mit dickem Geldbeutel ausgestattet ist. Aber das tu ich ja nie. Ich komme her, um danach zu hören zu bekommen „Mensch, Tanja, da haben Sie uns aber einen schönen Ausflug für heute empfohlen.“
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