Somewhere beyond the Sea

Hallo liebe Leute, erstmal vorneweg – mir geht es gut, alles ist super, manchmal muss ich mich einfach mal ein bisschen aufregen und austoben. Und sowieso höchst erstaunlich finde ich, dass ausgerechnet so ein Blog wie der letzte mir mehr direkte Antwortmails und -nachrichten einbringt, als jeder der vorhergegangenen, in denen es viel mehr Infos zum drauf-reagieren gab. Wenn es also erst so klingen muss, als ginge es mir schlecht, damit Leute auf meine Blogs reagieren, dann sollte ich das vielleicht öfters mal machen...hmm...

Es gibt ein bisschen was zu erzählen, wobei das auch nur mit Fotos imposant ist.

Weil ich ja auf keinen Fall die Südsee mit Tauchschein aber ohne einen einzigen Tauchgang in 5 Monaten verlassen konnte, habe ich mir gleich ein 6-Tauchgang-Paket gebucht, auch echt günstig – so verglichen mit den Tauchgängen in Australien jedenfalls.

Muri Lagoon mit Motu
Muri Lagoon mit Motu

Meine zwei ersten Tauchgänge waren am Samstag. Ich wurde morgens viiiel zu früh direkt am Bunker abgeholt und es ging einmal halb um die Insel nach Muri zum Büro der Pacific Divers. Hayley, eine Ende-20jährige aus London hat mich abgeholt und sollte auch mein Dive Master sein, also die, die mich beim Tauchen begleitet. Es stellte sich dann im Büro schnell raus, dass ich die einzige war, die für diesen Tag gebucht hatte. Und so ging es dann mit dem ziemlich lauten und klapprigen Van in die City.

originalgetreu nachgebautes Maori-Segelschiff für die Überfahrt nach Tahiti
originalgetreu nachgebautes Maori-Segelschiff für die Überfahrt nach Tahiti

Direkt neben der Kultkneipe „Trader Jack's“ liegt dort das Tauchboot. Das ist ganz neu und wurde allein für die Tauchgänge gebaut, hat also ganz viel Platz zum Ablegen und in der Mitte des Bootes eine breite Bank in deren Mitte Löcher sind. In die passt je haargenau eine der Sauerstoffflaschen rein, also gar kein Problem auch bei hohem Wellengang und nix kann verrutschen und jemanden verletzen. Außerdem ist der Chef der Tauchschule sehr umweltbewusst und hat einen besonders umweltschonenden Motor einbauen lassen und das ganze Boot so bauen lassen, dass es eigentlich nie aus dem Wasser geholt werden muss und so natürlich auch wieder Autoabgase des Trailers spart.

gestrandeter Motor
gestrandeter Motor

Ein Teil des Preises, den man für einen Tauchgang zahlt, geht direkt in ein Projekt von dem Chef, das es jährlich gibt. Da können sich zertifizierte Taucher als Freiwillige melden, bekommen die komplette Ausrüstung ein Wochenende lang kostenlos zur Verfügung gestellt und dann schwärmen ganze Horden von Tauchern zum Riff aus und sammeln dort ein ganzes Wochenende lang Müll aus dem Wasser. Ziemlich coole Sache und Hauptgrund für meine Wahl ausgerechnet dieser Tauchschule.

 

Nun aber los: An Bord waren neben Hayley, die Steuermann spielte, und mir auch noch ein lustiger irischer Surfer namens Chris und eine Alex aus Kalifornien. Chris ist seit zwei Monaten hier und in der Ausbildung zum Boat Master und Dive Instructor, sodass er auf jeden Tauchgang mitgeht um die Tauchplätze kennenzulernen. Alex blieb während unseren Tauchgängen die gesamte Zeit an Bord, das war wirklich praktisch, wie sich später rausstellte, denn sie nahm uns dann gleich unsere Ausrüstung schon im Wasser ab und half uns zurück aufs Boot.

unser Boot mussten wir erstmal von der Dorfjugend befreien
unser Boot mussten wir erstmal von der Dorfjugend befreien

Der Tauchgang an sich war richtig richtig fantastisch! Einfach atemberaubend! Ich war ja am Great Barrier Reef getaucht und das war auch echt toll, aber leider eben doch sehr überlaufen und nicht wirklich so bunt, wie es immer auf den Postkarten ist. Hier in der Südsee ist das doch noch mal was anderes – da hat man so sauberes Wasser, das ist unglaublich. Wir gingen auf fast 19 Meter runter, hatten dort noch eine Sicht von knapp 30 Metern, alles war knallblau und klar und superschön. Und dann auch noch ohne Neopren-Anzug, mit denen es immer so schwierig ist, sich rein- und rauszutüddeln! Einfach so im Bikini bei einer Wassertemperatur von 28 Grad waren wir da unten. Na, wenn das nichts besonderes ist!

Trader's Reef
Trader's Reef

Der erste Tauchgang ging nur zwei Minuten Bootsfahrt vom Land aus los. Das Riff liegt direkt neben dem Hafen von Rarotonga, in Sichtweite zu Trader Jack's und heißt daher „Trader's Reef“. Wir waren ja dann außerhalb vom Reef, an einer der wenigen Stellen, wo das Reef wirklich offen ist um diese Insel. Und auch wenn es vom Land aus immer nach ordentlich Wellen da draußen aussieht, war ich auf so einen Wellengang überhaupt nicht gefasst. Das ging ganz ordentlich hin und her und ich war froh, als wir endlich im Wasser waren. Während der oberen Metern sind wir praktisch ohne Paddeln richtig gut vorwärts gekommen, weil die Strömung echt krass war. Weiter unten war es dann angenehmer, aber man musste trotzdem an Engstellen zwischen zwei Korallenbergen aufpassen, dass man nicht irgendwo dagegen geströmt wurde.

soo blau!!
soo blau!!

In etwa 9 Metern Tiefe geht das Riff los, da sieht man schon richtig viel und je weiter runter man taucht, desto mehr Gestalten sieht man da rumschwirren. Leider haben wir weder eine Schildkröte, noch den legendären Muri Mermann gesehen, die hier in diesen Gewässern oft zu treffen sind. Für einen Oktopus waren wir an der falschen Stelle, aber das kommt vielleicht nächstes Mal. Dafür gab es ganz viele von den kleinen gelb-schwarzen gesehen, die schon vom Strand aus zu füttern sind. Das sind übrigens Falterfische. Davon gibt es gaaanz viele verschiedene, die aber alle irgendwie gelblich sind, daher erkennt man die ganz gut. Papageienfische (die, die immer an den Korallen knabbern) gab es auch viele große, aber durch das Geräusch der Atemluft, die durch den Schlauch kommt und dann die ganzen Blubberblasen und so verhindern, dass man sie knabbern hört, wie man das beim Schnorcheln manchmal kann.

Lionfish
Lionfish

Was ganz besonderes war, als Hayley einen großen Lionfish gesehen hat (deutsch: Rotfeuerfisch), das sind die mit den ganz vielen langen weichen Stacheln auf dem Rücken. Die sehen wunderschön aus, können aber ziemlich weh tun und dir das Bein oder so betäuben, wenn man ihnen zu nahe kommt. Weil die aber nachtaktiv sind, saß er ganz friedlich unter einem Überhang aus hübschen Korallen und wir konnten ihm eine Weile zuschauen.

farbige Flaschenputzer-Anemonen
farbige Flaschenputzer-Anemonen

Dann gibt es überall auf den Korallen drauf eine lustige Art Anemone oder so – ich kenne mich da ja nicht so aus. Die einzelnen Pflanzen waren jedenfalls recht klein, vielleicht 25cm im Durchmesser und hübsch bräunlich-rosa. Hayley hat öfters welche gestreichelt beim Vorbeischwimmen und dann verlieren die ihre Farbe für ein paar Minuten. Das sieht aus wie eine Computeranimation, von dem Punkt aus wo man anfasst, verschwindet dann in Kreisform die ganze Farbe plötzlich. Wirklich faszinierend! Beim ersten Mal musste ich ein bisschen lachen und hätte fast meinen Atemschlauch verloren :D

Zweite besondere Entdeckung nach dem Feuerfisch war eine gigantische Muräne, die wir in einer kleinen Höhle entdeckt haben. Chris erklärte mir später, dass die Riesenmuränen eine eigene Art sind, die gibt es hier nicht und deren Kopf kann so groß werden wie ein menschlicher und insgesamt werden die 2-3 Meter lang oder so. Die gibt es hier aber nicht, die die wir gesehen hatten war also eine gewöhnliche Muräne, aber dafür eine richtig große. An die anderthalb Meter kam die auch locker ran. Die sehen immer so fies aus wie sie da wie eine Schlange aus ihrer Höhle starren mit gebleckten Zähnen, aber an sich tun die nix.

Scholle
Scholle

Wir waren eine ganze Stunde unter Wasser und ich hatte sogar immer noch viel Luft in meiner Flasche. Die Art des Tauchens hat doch einen großen Einfluss darauf, wie viel und schnell man atmet. Am Great Barrier Reef, wo ich immer nach meinem Tauchpartner schauen und immer den Blickkontakt zum Dive Master halten musste, war das echt anstrengend. Irgendwie stressige Entspannung wenn man so will. Jetzt aber am Wochenende war ich ja alleine mit zwei ausgebildeten Dive Masters. Hayley hat zwar die Richtung vorgegeben, aber sich ansonsten nach mir gerichtet und Chris kam in großem Abstand hinterher. Es war also gar kein Problem, wenn ich mal etwas näher anschauen wollte und abgedreht habe, denn ich wusste, dass Chris mich auf jeden Fall sieht und weiß wo ich bin. Das war echt super entspannt. Weil ich offenbar echt langsam, tief und höchst kontrolliert atmen kann, kam ich mit meiner Luft richtig lange hin und wir waren schon wieder auf dem Rückweg, als ich noch locker 10 weitere Minuten hätte bleiben können. Aber man muss es ja nicht übertreiben und die angereicherte Luft macht einen sowieso so müde, also war das in Ordnung.

Zurück auf dem Boot darf man nicht sofort wieder ins Wasser, es gibt eine Tabelle, die einem vorschreibt, wie lange man an der Luft bleiben sollte, bevor man wieder reingeht, damit sich die Atmung normalisiert und man sich nicht die Lunge kaputt macht. In knapp 20 Metern Tiefe herrscht ja auch ein irrer Druck, den der Körper erstmal wieder ausgleichen muss. Die Zeit an Bord war dann gar nicht schön, mir wurde richtig übel bei dem ganzen Geschaukel, aber die Reling war schön zum Draufliegen und mit geschlossenen Augen ging es dann einigermaßen. Als unsere 25 Minuten an der Luft vorbei waren, waren wir alle froh drüber, wieder ins Wasser zu kommen, wo man die Wellen zwar extremer aber irgendwie auf eine andere Weise spürt und alle Übelkeit ist von einem Moment auf den nächsten verschwunden.

ziemlich eindeutig ein Schlumpf-Haus
ziemlich eindeutig ein Schlumpf-Haus

Unser zweiter Tauchspot war die sogenannte „Smurf City“. Smurfs heißen die Schlümpfe auf englisch und dieser Teil des Reefs heißt so, weil die Korallen hier wachsen wie die Pilzhäuser der Schlümpfe. Ich konnte mir das nicht so richtig vorstellen, aber wenn man erstmal ein bisschen zwischen dem Reef durchschwimmt, sieht es echt aus, als schwebt man über den Vorspann einer Schlümpfe-Folge :)

Alles war auch sehr bunt – hier ist halt nicht so viel Tauchbetrieb wie am Great Barrier Reef und man hat wirklich die ganz natürlichen Farben der Korallen und Fische und hat keinen Müll und keinen Dreck. Ein paar Tüten schwimmen öfters mal durch die Gegend, die haben wir dann eingesammelt, aber sonst war das Wasser so sauber wie aus der Flasche.

Obwohl die Smurf City nur eine Minute mit dem Boot vom Trader's Reef entfernt ist, sieht das Reef hier ganz anders aus. Nicht nur die Form der Korallen ist anders, auch ganz andere Fische und Pflanzen sieht man hier. Gleich beim Abtauchen kam uns in etwa zwei Meter Tiefe ein ziemlich großer Blue Triggerfish (Blaustreifen-Drückerfisch) entgegen. Der war richtig neugierig, kam ganz nah und hat uns beim Abtauchen zugeschaut. Der hatte die ganze Zeit sein Maul offen und sah irgendwie sehr erstaunt aus dadurch. Er hat uns dann auch bis unten zum Reef begleitet und ist die ganze Dreiviertelstunde unter Wasser immer mal wieder aufgetaucht. Wir sind uns ziemlich sicher, dass es immer der selbe war. Das sind lustige Viecher, die Flossen liegen irgendwie sehr weit hinten und irgendwie gibt das ihnen eine komische Form.

neugieriger Begleiter
neugieriger Begleiter

Den Drückerfisch gibt’s auch in Bunt, dann heißt er Titan Triggerfish (Riesendrückerfisch) und wird echt groß; unsere Sichtungen waren teilweise 50-60cm lang und mit einem ordentlichen Gebiss bestückt. In ganz klein gibt es die Drückerfische auch, und die haben sogar meine Eltern gesehen beim Stehen in der Lagune, die sind am hübschesten gemustert, aber natürlich nicht annähernd so respekteinflößend.

An einer sandigen Stelle zwischen zwei großen Schlumpf-Hochhäusern zeigte Hayley plötzlich nach unten und da stand dann ein komisches kleines Dreieck auf dem Boden. Sie ging näher ran und dann hob sich das Dreieck und unten dran hing ein Fisch. Eine Flunder! Die war echt groß und echt lustig, mit den Augen oben auf dem Kopf und so platt, aber die einzelne Flosse stand aus irgendeinem Grund hoch. Vielleicht zum Angstmachen. Ich glaube, wäre ich eine Seegurke, würde ich einen großen Bogen um ein dubioses Dreieck im Sand machen.

noch neugieriger Begleiter
noch neugieriger Begleiter

Apropos Seegurke, die gibt es ja hier wirklich zur Genüge. In der Lagune ist stellenweise der ganze Boden voll mit den Dingern, aber da sind sie wenigstens klein und dunkel und man erkennt sie sofort. Unten am Meeresboden sind die sehr viel größer und gewaltiger und sind zwischen den Anemonen sehr gut getarnt. In der Smurfcity wohnen diese riesigen Dinger mit dem extrem lustigen Namen. Auf englisch heißen sie Pineapple Sea Cucumber, auf Latein noch lustiger Thelenota ananas und auf deutsch Ananas-Seewalze. Sehr passend, denn die Haut der Teile ist über und über mit weichen Stacheln überzogen, die aber bei vielen eher aussehen wie die Bobbel auf einer Ananas. Denen kann man auch wirklich beim Bewegen zusehen, die sind nicht ganz so träge wie die kleinen Verwandten am Strand.

Riesenschwarm Zebra-Fische
Riesenschwarm Zebra-Fische

Unseren zweiten Tauchgang beendeten wir schon nach einer Dreiviertelstunde, denn wir waren alle doch ziemlich geschafft vom ersten. Auf dem Rückweg durch das weniger tiefe Reef war unser Freund der Drückerfisch wieder da, und hat uns so fasziniert, dass wir fast den riesigen Schwarm Sträflings-Doktorfische nicht gesehen hätten. Das sind so kleine weiße Fischlein mit schwarzen Querstreifen und die schwammen da zu fünfzigst oder so auf eine Haufen und knabberten an einer Koralle. Echt lustig, weil man manchmal beim besten Willen nicht sieht, wo der eine aufhört und der nächste anfängt. :D tolle Taktik!

"Daumen hoch" darf man nicht machen - das heißt, man will auftauchen
"Daumen hoch" darf man nicht machen - das heißt, man will auftauchen

Zurück zum Boot dauerte es diesmal echt lang. Irgendwie war die Strömung stärker geworden und wir mussten kräftig paddeln um zum Boot zu kommen. Meinen Tauchgang am Sonntag haben wir dann verschoben, denn meine Knöchel taten weh und sahen leicht geschwollen aus, kein Wunder bei dem Gewicht der Flossen und dem gegen-die-Strömung-paddeln. Es hat sich aber auf jeden Fall gelohnt und ich freue mich tierisch, dass von meinem 6-Tauchgang-Paket noch 4 übrig sind. Die sind jetzt angesetzt für in ein paar Wochen, also als schöner Abschluss bevor es dann doch so langsam wieder Richtung Heimat geht.

bunte Unterwasser-Nacktschnecke
bunte Unterwasser-Nacktschnecke

Alle Fotos sind von Hayley. Beim zweiten Tauchgang habe ich selbst auch Fotos gemacht, aber nur mit einer Einmalkamera und wie ihr wisst, sind die Fotofritzen hier nicht so schnell und lassen sich seeehr viel Zeit damit, meine diversen eingereichten Apparate zu entwickeln. Naja, kann ich auch nicht ändern. Ich hoffe nur, die Bilder werden dann später umso schöner.

 

Ich hoffe, ihr habt den ersten Mai alle heil überstanden – gut, dass ich nicht daheim bin, so viele Menschen bin ich gar nicht mehr gewöhnt....

Grüßle frohen Mutter-, Vater- und was-nicht-sonst-noch-alles-Tag!


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