Hier lässt sich's leben

Ia Ora Na alle miteinander! Ihr habt Glück (bzw. die normalerweise-wenig-Leser eher Pech), dass Internet in den Pensionen hier doch recht gut zu funktionieren scheint und ich doch regelmäßig zum bloggen komme. In unserer Pension „Le Relais Fenua“ in Pā’ea haben wir uns sehr wohl gefühlt, aber wir konnten nur drei Nächte bleiben, also hieß es am Freitag erstmal planen wie es denn nu weitergeht.

Plage de Papehue
Plage de Papehue

Wir wollten uns ein Auto mieten und weil die Vermietung mit den günstigsten Tarifen grad bei uns um die Ecke war, aber noch nicht auf alle Mails geantwortet hatte sind wir hingelaufen, nur um festzustellen, dass die ausnahmsweise geschlossen hatten. So was blödes. Zum Aufheitern ging es dann am Strand „Plage de Papehue“ zurück. Das ist einer der wenigen Strände der Insel, die weißen Sand haben. Dafür dass sich niemand großartig um die Strände zu kümmern scheint, sehen sie ganz gut aus. Relativ wenig Müll, aber eben viel angeschwemmtes Zeug überall. Die Hunde sind halt dauernd irgendwo, aber tun nix und kommen meist nicht näher wenn man sie böse anschaut. Was auch überall rumläuft sind Hühner. Anscheinend haben viele Familien im Garten ein, zwei Hühnchen zur Selbstversorgung. Und morgens ab halb 5 – wenn das erste Licht des Tages rauskommt – fangen die Hähne alle an zu krähen wie verrückt. Man gewöhnt sich aber schnell dran, inzwischen hör ichs kaum mehr.

Die Häuser sind teilweise ganz geschmackvoll weihnachtlich dekoriert. Da hängen dann Palmwedel über der Eingangstür, die mit Lametta und Glöckchen und so durchzogen sind. Leider gibt es sehr viele arme Leute hier und die Häuser sehen dementsprechend runtergekommen aus. Auf dem Weg zum Strand runter haben wir ein paar Häuser gesehen, die bestanden praktisch nur aus Wellblech- und Holzplatten. Das ist schon traurig zu sehen, wenn dann gleich um die Ecke das riesige Intercontinental ist, wo vor der Einfahrt Wasserfontänen über goldene Buchstaben plätschern. Trotzdem sind die Leute alle sehr freundlich, aber wenn man (vor allem Männer) an der Straße oder am Strand in Grüppchen sitzen und trinken sieht, macht man sich schon ein bisschen Sorgen, dass die einen gleich ausrauben. Ich bin ganz froh, dass ich hier nicht allein als Frau unterwegs bin.

Weihnachtsdeko in der Nachbarschaft
Weihnachtsdeko in der Nachbarschaft

Der Strand an sich ist super, unglaublich klares und relativ warmes Wasser, es gibt kaum Wellen, denn praktisch die ganze Westküste besteht aus einzelnen Lagunen, ein paar hundert Meterdraußen liegt ein Riff vor der Küste, da knallen die Riesenwellen dran und am Strand kommt dann kaum was an Wellengang an. Wir sind zwei Kilometer am Strand entlang zurück zur Pension geschlappt und man sieht abwechselnd so richtig runtergekommene Häuser, die eigentlich eher Hütten sind, und recht ansehnliche Häuschen mit Verandas oder kleinen Gartenbungalows, die direkt über dem Strand sind und dann mit schönen Bastsesseln und Bambusmöbeln ausgestattet sind.
Weil’s uns so gut gefallen hat, ging es abends zum Sonnenuntergang gleich wieder hin, im Gepäck zwei Flaschen Hinano, das inseleigene Bier, auf das alle hier extrem stolz sind. Das Etikett zeigt – wie könnte es anders sein – eine hübsche Frau mit langem Haar und Blumenkleid, mit Blume hinterm Ohr und Blumenkette auf dem Kopf, hinter ihr eine Palmeninsel bei Nacht…hach, wie romantisch doch ein Bier sein kann.

Hinano am Plage de Papehue
Hinano am Plage de Papehue

Samstag ging es dann früh raus –um acht, immerhin 2-3 Stunden früher als sonst – und nach dem Auschecken aus dem Relais kam ein schweigsamer Europcar-Mitarbeiter und brachte uns zum Flughafen, wo wir einen kleineren und teureren Wagen mieteten als geplant gewesen war. Ein kleiner roter Twingo begleitet uns jetzt vier Tage lang und es ging dann auch gleich die große (einzige durchgehend geteerte) Straße an der Küste entlang Richtung Süden. Wie ihr auf meiner Reisekarte sehen könnt, sieht Tahiti (zumindest für mich) wie eine Schweinekeule aus. Oben ist rund und dick, unten kommt eine stöpselige kleinere Halbinsel raus. Eben wie eine Schweinekeule. Jedenfalls heißt die große Insel im Norden, wo auch die Hauptstadt Pape’ete liegt, „Tahiti Nui“ – also „großes Tahiti“ – und die kleine im Süden „Tahiti Iti“ – „kleines Tahiti“. Komplett um Tahiti rum gibt es an der großen Straße Kilometersteine, die sind viereckig weiß mit einem roten runden Dach drauf und zeigen die Entfernung nach Pape’ete an. Bei Pape’ete geht es also zweimal bei Null los, einmal im und einmal gegen den Uhrzeigersinn. Gegenüber von Pape’ete liegt Taravao am Point Kilométrique 54, und dort geht Tahiti Nui in Tahiti Iti über.

Altar im Marae Maraeta'ata
Altar im Marae Maraeta'ata

Auf dem Weg nach Taravao gibt es allerhand zu sehen. So ging es zuerst zu zwei Marae, das sind traditionelle Tempelanlagen, leider auf Tahiti alle nur noch als Ruinen zu sehen. Am Marae Maraeta’ata gab es außer ein paar Mäuerchen und viel Grünzeug nicht viel zu sehen, aber das Marae Arahurahu ist das am besten erhaltene und wurde wiederaufgebaut mit hölzernen Tiki-Statuen und allem drum und dran. Ein Marae wurde (übrigens ziemlich genau wie von den neuseeländischen Maori) von den Polynesiern als Platz für Meditation und religiöse Rituale genutzt. An großen steinernen Altaren („Te Ahu“) wurden den Göttern Opfer gemacht und mit Ahnen und Göttern in Kontakt getreten. Große hölzerne Figuren („Te Unu“) wurden innerhalb der Außenmauern aufgestellt und den Göttern und Geistern gewidmet, meist in der Form von Menschen, Vögeln oder geometrischen Figuren.

Marae Arahurahu
Marae Arahurahu

Die rote Farbe, die ihr auch auf den Fotos seht, ist der „heiligen Farbe“ nachempfunden, in welcher die originalen Figuren bemalt wurden. Auf dem Foto seht ihr von links: den Tisch auf dem den Göttern Essen geopfert wurde und die „Te Unu“-Figuren vor dem dreistufigen „Te Ahu“.
Besonders angetan hat es mir ein kleiner dicker Mann aus Stein, der am Eingang zum Marae stand – Max befand ihn für ziemlich unverschämt weil er von der Seite aussah, als würde er grade ein Häufchen hinterlassen (der Gesichtsausdruck hätte auch gut dazu gepasst). Ich hab ihn trotzdem gleich mal umarmt.

Grotte Ana-vai-poiri
Grotte Ana-vai-poiri

Weiter ging es zu den Maraa-Grotten. Die größte heißt „Ana-vai-poiri“ („dark water grotto“) ist mit 80 Metern ziemlich tief in den Fels gedrungen mit ziemlich kaltem aber klaren Wasser und sieht super schön aus mit herunterhängenden Farnblättern und überall tropft es. Und das, obwohl eigentlich erst die zweite Grotte „Ana-vai-pātōtō“ heißt – „Grotto where water trickles down with a knocking sound“. Die haben das mit den Namen fast schöner drauf als die australischen Aboriginals :D
Der Weg an den Grotten vorbei geht direkt an neben der Straße entlang, aber ist super schön angelegt mit kleinen Wasserfällen, die nebenan vom Berg runterfallen und sogar zwei kleine hübsche Eidechsen und einen Baby-Dodo haben wir entdeckt – jedenfalls den Dodo habe ich wenigstens für einen gehalten.

Am Plage de Taharu’u gab es – wir müssen ja sparen – ein ganzes Baguette für 53 Cent und eine Packung Gouda. Damit wir nicht gleich ersticken, wird das ganze immer ordentlich mit Cola und Orangina runtergespült. Der Strand war der erste mit schwarzem Sand, den ich hier gesehen habe. Es ist unglaublich heiß, da drauf zu laufen, aber hat irgendwie was. Wegen einem Durchgang im Riff vor der Küste hier kommen ordentlich Wellen bis zum Strand und wir konnten den einheimischen Surfern beim Rumwirbeln zuschauen. Die Hunde werden hier ganz schlau und buddeln sich halb im Sand ein, sie buddeln ein Loch bis der Sand nicht mehr ganz so heiß ist und dann legen sie sich da rein zum Schlafen.

 

Plage de Taharu'u
Plage de Taharu'u

Wir waren zu dem Zeitpunkt leicht verzweifelt, weil wir immer noch keine Unterkunft für die Nacht gefunden hatten. Einmal versuchten wir es noch in einer Pension und glücklicherweise ist Max sein Französisch nicht ganz so eingerostet wie meins und er konnte der netten Dame am Telefon erklären, dass wir vorbeikommen würden. Ein paar Stunden hatten wir noch, fuhren über die Nordküste bis zum Ende der Straße in Tahiti Iti und chillten uns bei Tautira am Plage de la Vaitephia (mal wieder) an den Strand. Zum ersten Mal gingen wir sogar ein bisschen ins Wasser, aber mir war es bei Wind und vielen Wolken doch recht schnell recht frisch, also gabs (mal wieder) lieber Picknick am Strand. Das war ganz cool, denn weil grade Ferien sind, hängen sehr viele junge Einheimische überall am Strand rum. Die hatten da laut Musik laufen, so Reggea und gemütliche Strandmusik, das war echt ganz entspannt, da einfach zu sitzen und den Wellen zuzuschauen.

Blick zu Maithés Pavillon
Blick zu Maithés Pavillon

Abends ging es direkt zur Pension „Chez Maïthé“ und eine ganz niedliche alte Dame namens Maïthé empfing uns freundlich und zeigte uns sofort ihr leeres Zimmer. Für einen angemessenen Preis bleiben wir gleich drei Nächte hier und wir wollen jetzt schon gar nicht mehr weg. Eine große offene Küche teilen wir uns mit einem anderen polynesischen Paar, wir haben ein kleines aber gemütliches Zimmer, in dem überall frische tropische Blumen aus dem Garten liegen. Maïthé spricht kein Englisch, aber ich verstehe ja das meiste doch und sie hat uns dann gleich mit in den Garten genommen und wenn man an zwei weiteren Häusern vorbeigelaufen ist, kommt man direkt über eine große Wiese zum Wasser. Da ist eine kleine Hütte mit Bank und Tisch und wenn man einen Meter oder so über die Steine runtersteigt, steht man praktisch schon knöcheltief auf weißem Sand in so klarem Wasser, dass sich der an Nord- und Ostsee gewöhnte Deutsche das gar nicht vorstellen kann.

Maithés Privat-Motu
Maithés Privat-Motu

Anderthalb Meter durch das knöcheltiefe Wasser, wieder ein, zwei Meter über Felsen hochgeklettert – und man steht auf einer Art privater Mini-Insel vor dem privaten Mini-Strand. Da gibt es wieder eine Sitzmöglichkeit und ungehinderte Sicht bis sonstwo. Draußen liegt noch die Motu Nono, eine kleine unbewohnte Insel, wo wir es aber wohl nicht hinschaffen werden aus Mangel an Kajaks. Aber die kleine süße Insel hat es uns sofort angetan und Maïthé sowieso, die ist einfach total knuffig, am liebsten würd ich sie mitnehmen, dass sie uns zu jedem Ort auf der Insel so tolle Sachen erzählen kann. Sie hat gleich gesagt, ich soll bloß gleich jede Blume pflücken, die mir im Garten gefällt, also komme ich vielleicht bald zu meinem selbst auferlegten Task, eine Blumenkette selbst zu machen. Vielleicht reicht es nur zu einem Blumenarmband aber das gilt dann trotzdem…

Es ist schon viel zu spät – halb 10 abends!! So lang bleiben Tahitianer nicht auf, die sind alle um neun im Bett. Also dann, euch einen schönen Tag und bis bald! :)

 


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