Magnetic Attraction

Das prangt von vielen Plakaten, die für Townsville und die Region werben. Gemeint ist natürlich Magnetic Island, 8km vor der Küste gelegen und DAS Ausflugsziel für Backpackers und Locals alike. Es wird sich erzählt, dass der Name von irgendwem eingeführt wurde, dessen Schiffskompass verrückt gespielt hat, als er in die Nähe der Insel kam.

Samstag wurde ich ganz spontan von Andi und Tobi zum Lunch am Strand eingeladen. Die sind nämlich wieder hier und haben in ihrem Supercamper alles, was man braucht. So waren wir nicht mal auf die öffentlichen Grills angewiesen, sondern Andi kochte wunderbare Nudeln mit Soße auf dem tragbaren Gasherd. Dann gab es sogar noch kostenlose Redbull-Dosen von drei Mädels, die Promotion gemacht haben und selbstgekaufte Schokomuffins. Danach war dann großes Fotoshooting am Strand angesagt, denn in einer kleinen Weile ist ja auch schon wieder das Jahr rum und entsprechende Postkarten warten drauf, verschickt zu werden.

so grün auf Magnetic Island
so grün auf Magnetic Island

Mit der Fähre um halb elf ging es am Sonntag vom Breakwater Ferry Terminal los – zu dem Zeitpunkt noch im festen Glauben, ich könne die 20minütige Fahrt genießen und vor mich hindösen. Falsch geglaubt: ich hab mich extra aufs Schattendeck gesetzt, neben einen alten Mann mit Rollator, weil ich dachte, die meisten würden eh aufs Außendeck ganz oben gehen. Dann kamen aber so drei irre Iren (der jüngste Mitte 30, der älteste an die Ende 40) und haben angefangen, mit dem alten Herrn zu quatschen – der kam ursprünglich aus Austin, Texas, wie er mehrmals betonte, und das fanden die Iren total toll. Dann hat der eine mich angequatscht von wegen sie hätten ein Penthouse gemietet, ich solle doch vorbeikommen. Es hat die ganzen 20 Minuten gebraucht, ihn abzuwimmeln; die waren mir irgendwie zu aufdringlich und ein Tag, der mit fünf Dosen Bier pro Person innerhalb von 20 Minuten am Morgen anfängt, kann ja nur böse enden.

 

Stattdessen bin ich direkt in die Geoffrey Bay gefahren zum Dive Shop, habe mir Flossen ausgeliehen und mich in einen Stinger Suit gewurschtelt. Das ist im Prinzip wie ein Wetsuit aber ganz dünn und aus Lycra, sieht aus wie ein Ganzkörperkondom und beschützt einen davor, von den fiesen unsichtbaren Quallen getötet zu werden. Mit Schnorchel im Mund und Maske auf habe ich mich dann in die magnetischen Fluten gestürzt. Der Strand geht mit ganz geringer Neigung in knallblaues Wasser über und etwa 400 Meter draußen ist das Wasser immer noch nicht tiefer als fünf Meter. Da geht dann auch der ganze Stolz der Sustainable Tourism-Planer, der Geoffrey Bay Snorkel Trail, los.

endlich Urlaub
endlich Urlaub

Vier knallige Boller schwimmen zur Orientierung in einem weiten Viertelkreis da rum, wenn man denen folgt, schnorchelt man über das Mini-Reef am Rand der Bucht und kommt dann letztendlich zum Wrack der Moltke, ein Hamburger Schiff, dass 1870 versenkt wurde, und man sieht dann sogar auch noch eine gesunkene Propellermaschine. Leider hab ich beide aber nicht gefunden; es war grade Flut unbd dann sind vormittags ganz viele Algen und so in den oberen Wasserschichten. Außerdem ist gerade Vermehrungszeit der Korallen, die dann alles mögliche auspupsen, was dann im Wasser rumschwebt und alles dreckig macht, sodass man nix sieht.

 

Aber ich habe ganz viele lustige viereckige Fische mit Streifen gesehen, die sich um ihre eigene Längsachse drehen beim Schwimmen. Plötzlich sind ganz viele kleine blauschimmernde Fischchen um mich rumgewesen und haben mich neugierig beäugt. Und, ganz geil: über einen Stachelrochen bin ich rübergetrieben! Plötzlich war er unter mir, halb im Sand vergraben aber trotzdem riesig und ein bisschen Angst hatte ich da schon – dem dürfte das ziemlich bumms sein, dass ich einen toll gemusterten Stinger Suit anhatte.

Horseshoe Bay
Horseshoe Bay

Nachmittags war ich dann nochmal richtig aktiv und machte mich mit zwei Litern Wasser und festen Schuhen ausgestattet auf zu unberührten Buchen und Stränden. Vor der Horseshoe Bay (größte Bucht der Insel und Standort meines Hostels) aus geht erst ein Trampelpfad vorbei an ganz abgelegenen Wohnhäusern, die nur bei Ebbe über Sand erreichbar sind, dann muss man über eine kleine Holzbrücke und dann geht es etwa einen Kilometer weit in einer Affenhitze stetig bergauf über Stock und Stein. Schaut man auf halbem Weg über die Schulter zurück, erstreckt sich die Bucht vor einem mit wolkenlosem Himmel (jedenfalls an 322 Tagen im Jahr) und dunkelblau glitzerndem Wasser bis zum Horizont.

Balding Bay
Balding Bay

Noch ein kleines Stück ging es weiter rauf, der Schweiß stand mir schon nicht mehr auf der Stirn, sondern lief nur noch. Ich war total am Ende und dann endlich – das langersehnte Schild „Balding Bay 600m“ und endlich auch bergab! Diesmal über mehr Stein als Stock, um eine Kurve, und ich hatte eine grandiose Aussicht vor mir. Mittlerweile über der Ridge hörte auch plötzlich aller Verkehrslärm auf, der aus der Horseshoe Bay heraufklang – falls man es überhaupt Lärm nennen kann, was die wenigen Autos hier fabrizieren. Vor mir lag plötzlich die atemberaubende und unberührte Balding Bay, fernab aller Straßen und Zivilisation, einfach wie die Natur sie geschaffen hat, und ein einzelnes Motorbötchen mitten im Blau. Leider hatte ich mir keinen Stinger Suit mitgenommen und ohne hab ich mich nicht reingetraut. Aber selbst einfach am Strand entlang zu schlappen ganz allein (die zwei deutschen Jungs habe ich ignoriert) war super schön.

Hand mit Baum
Hand mit Baum

Außen an den Enden der Bucht liegen riesige gerundete Felsbrocken rum, sieht fast aus wie auf Kangaroo Island teilweise. Da gab es einen, der war mehrmals gespalten und sah aus wie eine riesige offene Hand, in der ein Baum stand. Das fand ich besonders klasse, auch wenn das auf dem Bild wohl leider nicht so rauskommt. Unter einem Stein habe ich eine kleine Höhle entdeckt, die offensichtlich bewohnt war – davor waren seltsame Spuren, die aussahen wie von nem Gecko mit Klebefüßen, nur irgendwie zu groß und Schleifspuren vom Schwanz waren nicht zu sehen. Hmm…

Puk und Tekla?
Puk und Tekla?

Zurück lief ich ganz gemütlich, aber nur etwa den halben Weg, denn da hörte ich was ganz gruseliges. Wie ein Wildschweingähnen ganz lang und tief – und dabei soll es hier doch nix gefährliches geben! Da bin ich aber gerannt! Irgendwann war ich aus der Puste und schon wieder so weit im Tal, dass ich es als sicher empfand, wieder zu gehen, und das gerade rechtzeitig: neben mir raschelt es, ich halte an und durch die Blätter hindurch schaut mich aus etwa 10 Metern Entfernung ein kleines Gesicht mit neugierigen Äuglein an. Doch als ich die Kamera zückte, hüpfte es davon, das kleine süße Rock Wallaby und war mit seinem großen knubbeligen Hinterteil noch lange sichtbar.

 

Nach einem schnellen Abendessen im Hostel war ich um halb acht abends platt und hab geschlafen wie ein Stein. Das Wetter macht mich fertig, so eine Hitze ist nicht mehr normal. Der letzte Regen fiel auf Magnetic Island vor vier Monaten!

 

 

 

 


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