Wo wir schon in der Wüste Seegang hatten, wurde es höchste Zeit für das richtige Schiff und meine erste Kreuzfahrt. Ganz schön aufregend dafür, dass ich den Großteil der letzten anderthalb Jahre auf einem Schiff verbracht habe. Aber anzukommen und nicht arbeiten und sich Namen und Wege merken zu müssen, war schon was besonderes und auch etwas seltsam an den ersten paar Tagen.
Wenn schon Schiff, dann natürlich eine schicke Balkonkabine, von wo aus immer einen schönen Blick aufs Wasser oder in die Häfen unserer Reise hatten. Sieben Tage ging es von Abu Dhabi bis Abu
Dhabi mit zwei Mal über Nacht in Dubai und jeweils einem halben Tag im Oman und in Bahrain. Die AIDAstella war unsere Heimat für die nächste Woche und obwohl sie nur geringfügig jünger und größer
ist als die Luna merkt man doch große Unterschiede zwischen den einzelnen Schiffen. Was allein so ein Farbkonzept ausmachen kann, ist beeindruckend und die Stella sieht sehr viel edler aus mit
Lila und Gold und viel dunklem Holz.
Zum ersten Mal wurde mir auch bewusst, wie wichtig so eine AIDAheute ist – das ist die Tageszeitung, in der alle Öffnungszeiten und das Programm des Tages steht. Ohne wäre man total
aufgeschmissen, weil man nicht wüsste, wo es wann was zu essen gibt und essen ist ja wohl das allerwichtigste an Bord. Es wurde vor ein paar Jahren mal eine Umfrage an Bord eines AIDA-Schiffes
gemacht und dabei kam raus, dass ein AIDA-Gast im Schnitt ein halbes Kilo pro Tag an Bord zunimmt. Bei einer Siebentages-Tour hieße das dreieinhalb Kilo. Wir werden sehen, was die Waage zu Hause
sagt…
Man wird unglaublich faul auf so einem Schiff, wenn man nicht grade zum Arbeiten da ist. Wir hatten zwei Seetage, an denen wir eigentlich so ziemlich gar nichts gemacht haben. Mit einer
Balkonkabine und permanent frischer Luft vergeht einem die Lust, sich auf dem Pooldeck ein Plätzchen zu suchen – vor allem wenn man morgens mal nach oben schaut und da schon sieht, wie brechend
voll es dort ist, weil der typische AIDA-Gast (oder war es der typische Deutsche?) noch vor dem Frühstück eine Sonnenliege mit seinem Handtuch belegt. Dann doch lieber ein Stündchen in der
Hängematte auf dem Balkon sitzen oder einfach gar nicht erst aufstehen. Bei so schönen Aussichten und so perfektem Seetag-Wetter muss man das auch eigentlich gar nicht.
Ab und an mal eine Show im Theatrium live sehen oder eine Kunstauktion, die Julia ganz besonders toll fand, oder den Vortrag der Lektorin – das reicht dann aber auch schon an körperlicher
Betätigung. Außer natürlich zum Essen, da muss man wohl oder übel auch aufstehen.
Man sieht unglaublich viel auf solchen Seetagen, wenn man nicht am Schalter stehen oder im Büro sitzen muss. Allein die Sonnenuntergänge über dem Wasser sind atemberaubend schön im Orient und das
Ein- und Auslaufen in und aus unseren Häfen echt toll, auch wenn wir fast ausschließlich in Industriehäfen festgemacht haben. Besonders die Abende und Nächte auf See waren sehr besonders: einen
Abend leuchtete uns ein tieforangener Halbmond an und auf dem Weg nach Bahrain fuhren wir ganz nah an den arabischen Ölbohrinseln vorbei, die in der stockfinsteren Nacht ihre riesigen
Stichflammen in den Himmel schickten.
Ansonsten muss ich leider (oder gottseidank?) sagen, dass ich wirklich nicht fürs Kreuzfahren gemacht bin. Vielleicht auf solchen Routen mit vielen Hafentagen und wenig Zeit auf See, da mag das
ganz cool sein, wobei ich es aber immer zu wenig Zeit in einem Hafen finde, wenn man abends schon wieder ablegt. Dann doch lieber ein richtig ausführlicher Urlaub in einem Land, wonach man danach
ernsthaft sagen kann „Ich habe das Land kennengelernt“ anstatt ganz vielen Ländern in ganz kurzer Zeit, aber in allen nur mal eben geschnuppert.
Für meine Arbeit an Bord nehme ich vor allem eins mit: sehr viel mehr Verständnis für unsere Gäste. Wir beschweren uns immer, wieso wir drei Stunden am Schalter stehen ohne auch nur einem Gast was zu verkaufen und drei Minuten vor Schalterschluss steht da plötzlich eine Schlange. Völlig unverständlich, dachte ich immer. Aber nein, es ist wirklich so. Man flätzt da halt so rum und irgendwann sagt Julia „Hey, wollten wir nicht den Vortrag anhören?“ und ich schaue in die AIDAheute und stelle fest „Oh. War vor zehn Minuten vorbei.“
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