Walisisch ist eine seltsame Sprache. Es gehört zur gleichen
Familie wie Bretonisch und Kornisch. Keine Ahnung, ob man in der Bretagne und
in Cornwall auch nichts versteht, aber bei den Walisern gab es kaum ein Wort,
was wir im gelesenen oder gehörten Zustand erkannt hätten. Manchmal sieht man
Wörter, die ganz eindeutig aus dem Englischen eingewalisischt wurden, aber die
richtige einheimische Sprache ist für uns völlig unverständlich geblieben.
Wenn man Briten erzählt, dass man Birmingham besucht, bekommt
man relativ oft als Antwort „Oh, das tut mir Leid“ oder nur groß aufgerissene
Augen und ein „Wieso?“ Es ist eben eine Industriestadt, entstanden aus der
wichtigen Rolle, die es in der Metallverarbeitung spielte. Es soll eine der
gefährlichsten Städte Großbritanniens sein – das haben wir aber erst nach
unserem Aufenthalt rausgefunden, und wie es meistens so ist, bekommt man als
Tourist davon nicht allzu viel mit wenn man sich nicht in zwielichtigen Vierteln rumtreibt.
Ich hätte ja erwartet,
dass jedes Kaff entlang der englischen Kanäle einen Pub hätte, wo man mal zum
Mittag- oder Abendessen oder für den Absacker nach erfolgreichem Boating
einkehren könnte. Ist bestimmt auch so, nur leider gibt es keine Käffer an den
Kanälen. Am Tag, als wir zu Fuß loszogen, war der nächste nennenswerte Ort, der
aus mehr als drei Farmhäusern bestand, fast vier Kilometer entfernt.
Großbritannien mag
ich ja schon immer gern. Seit die Hausdame im Bed & Breakfast irgendwo in
der schottischen Pampa mir erklärt hat, auf wie viele verschiedene Arten ich
mein Frühstücks-Ei haben könnte, mag ich die Briten. Da war ich zwölf. Und ich
denke immer noch dran, jedes Mal wenn ich in Großbritannien bin, mein Spiegelei
„over-easy“ bestelle statt „sunny side up“ und mich dann freue, dass ich kein
Ekel-Glibber auf dem Eiweiß habe, weil es einmal schnell in der Pfanne gewendet
wurde.
Wo ist das
Halbjahr denn nu schon wieder hin? Bis nach Neujahr war der Kalender voll
bepackt und es blieb kaum Zeit zum Durchatmen. Aber das erste Highlight des
neuen Jahres wartete für mich und ein paar andere Yogis Ende Februar.
Winter-Messen finde ich meistens gar nicht soo toll – man ist permanent nur am
An- und Ausziehen, weil man nie korrekt die Temperatur in Messehallen
einschätzen kann. Wie besonders war es daher, dass wir bei knapp über 0 Grad am
Usedomer Strand einen Tee-Stand aufbauten?
Tromsø gilt als Tor zur Arktis. Wenn man googelt nach den
besten Orten, um die Nordlichter zu sehen, wird früher oder später immer Tromsø
genannt. Hier sollte es also passieren, unser nächstes Aurora-Abenteuer,
nachdem wir zwei Winter vorher doch so viel Glück in Finnland gehabt hatten.
Vor inzwischen knapp 8 Jahren war ich fasziniert vom Polartag, der Jahreszeit, die im Norden sechs Monate anhält und wo die Sonne nie so richtig untergeht und es nie so richtig dunkel wird. Es wurde also Zeit, auch mal die andere Seite der Medaille anzuschauen. Das ist die sogenannte Polarnacht, wo die Sonne eben nie so richtig aufgeht. Je nach dem, wo genau man sich aufhält, ist die Polarnacht länger oder kürzer: direkt am Polarkreis dauert sie nur einen Tag, an den Polen fast sechs Monate.
Mit entspannt rumsitzen und Hamburg genießen war es kaum was
dieses Jahr – dauernd war ich unterwegs und plötzlich ist das Jahr vorbei! Ab
Sommer war ich permanent auf Achse: auf Fehmarn, in NRW und auf Sylt für coole
Tee-Events, nebenbei in Torino, Berlin und Stockholm für Messen, im Dezember
wollten eine fancy Weihnachtsfeier und ein Meeting für 100 Personen organisiert
werden.
Zurück in Tashkent blieb uns nur noch eine halbe Nacht bis
zu unserem Rückflug nach Europa. Aber da der kurze Flug von Urgench so fix
ging, bleib trotzdem Zeit für eine Stadtführung mit Laziz. Als Hauptstadt ist Tashkent
ganz nett, auch wenn es natürlich bei weitem nicht an die alten Großstädte
entlang der Seidenstraße rankommen kann.
Khiva war der letzte Stopp für uns bevor es zurück nach
Tashkent ging. Schreibweisen sind irgendwie fließend in Usbekistan durch die
vielen verschiedenen Sprachen, die gesprochen werden oder die Einfluss auf das
Land hatten. Weil auf Kyrillisch der erste Buchstabe X ist, schreibt man es manchmal
auch mit X oder europäisiert mit Ch oder mit H wenn man das Arabische transkribiert.
Gesprochen wird es immer gleich, wie ein Ch ganz weit hinten im Rachen (so wie
das Ch im deutschen Wort „Rachen“ by the way).
Mal wieder war ich in einer Altstadt, die als
UNESCO-Welterbe unter Schutz steht. Bukhara (oder usbekisch Buxoro geschrieben)
ist eine der größten Städte des Landes und darf auf keiner Rundreise fehlen.
Wir dachten, wir hätten in Samarkand schon alles gesehen, was die Verzierung
mit blauen Fliesen zu bieten hat – aber Bukhara hat nochmal ganz neue Eindrücke
bereitgehalten, vor allem weil die Altstadt so schön autofrei ist.
Wir haben zwar nicht ganze Länder und Regionen erobert und
daraus ein riesiges Reich zwischen Chinas Ostküste und der heutigen Türkei
gegründet. Aber wenigstens sind wir dort gewandelt, wo Dschingis Khan auch schon
war auf seinen Feldzügen. Vor nicht ganz 800 Jahren war das und obwohl sich
seither ziemlich viel verändert hat, kann man es doch noch irgendwie erahnen,
wie es hier früher zugegangen sein mag.