Wo ist das Halbjahr denn nu schon wieder hin? Bis nach Neujahr war der Kalender voll bepackt und es blieb kaum Zeit zum Durchatmen. Aber das erste Highlight des neuen Jahres wartete für mich und ein paar andere Yogis Ende Februar. Winter-Messen finde ich meistens gar nicht soo toll – man ist permanent nur am An- und Ausziehen, weil man nie korrekt die Temperatur in Messehallen einschätzen kann. Wie besonders war es daher, dass wir bei knapp über 0 Grad am Usedomer Strand einen Tee-Stand aufbauten?
Zwischen den Kaiserbädern Ahlbeck und Heringsdorf an der Usedomer Nordküste findet seit fast zehn Jahren Deutschlands nördlichstes Schlittenhunderennen statt. Mehr als 60.000 Zuschauer kämpfen sich jedes Jahr durch Sturm und Niesel, um mehreren hundert Huskys und ihren Musher-Teams bei den Wettbewerben zuzuschauen. Mindestens zwei und maximal zwölf Hunde ziehen einen Schlitten, der auf Rädern die paar Kilometer zwischen den Seebrücken im Sand zurücklegen.
Schon die Fahrt nach Heringsdorf war irgendwie aufregend für mich. Das erste Mal nach über zwei Jahren war ich zurück an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern, vorbei an bekannten Ortsnamen und Kreuzungen, komisches Gefühl, wieder hier zu sein.
Bibbernd ging es dann zwei Tage vor Event-Beginn los mit dem Aufbau – viel Zeit, dachten wir, denn eigentlich haben Kollege Andy und ich das alles ja nun schon öfters gemeinsam gemacht und es sollte keine Überraschungen geben. Wir merkten schnell: auf nassem Sand braucht alles länger. Plötzlich mussten wir Dinge zu zweit tragen, die sonst einer alleine tragen konnte. Wenn man bei jedem Schritt 20 cm einsinkt, wird so ein Zelt-Aufbau plötzlich zum krassen Fitness-Workout.
Die Lieferung unseres Tee wurde zur größeren Herausforderung. Der LKW fuhr über den Zugangsweg runter zum Strand, wo für den Aufbau eine Übergangsstraße ausgelegt
worden war aus einer Art Kunststoff-Puzzleteilen, die ineinander gehakt aus dem Sand einen befahrbaren Untergrund machten.
Überall auf dem Strand düsten beim Aufbau Gabelstapler und schweres Gerät mit Allradantrieb umher, also musste man eigentlich nur winken und jemand kam helfen, sobald irgendwo Luft war. Da ein kleiner Gabelstapler grade nicht verfügbar war, kam ein riesiges Ungetüm mit Gabelaufsatz und manövrierte unsere Paletten voll Tee vom LKW direkt in unser Zelt, das war ein bisschen aufregend.
Weil wir immer auf die Unterstützung der krassen Gefährte und ihrer Fahrer angewiesen waren, dauerte der Aufbau länger als gedacht, also waren wir ganz glücklich, schon so früh angereist gewesen zu sein.
Das Event wird organisiert von einem deutschen Fernsehschauspieler, der seine Bekannten aus Film und Fernsehen nicht nur zur Veranstaltung einlädt, sondern sie auch
schon für die Vorbereitungen mit einplant. So trafen wir Gesichter von Notruf Hafenkante im Hotel-Aufzug und Tatort-Schauspieler beim Frühstück – und alle flitzten in Arbeitshosen und
Stahlkappenschuhen am Strand umher, um zu unterstützen wo sie konnten.
Wir hatten natürlich auch unseren eigenen Support engagiert, und so saß unser Geschäftsführer und Finanzleiter drei Stunden vor Eröffnung im Sand und befüllte Kanister mit Wasser für unseren Tee,
während unser Abteilungsleiter half, die Regale im Zelt mit Tee zu bestücken.
Alle Einnahmen des Hundeschlittenrennens gehen zu Gunsten der Welthungerhilfe, also schlossen wir uns an und spendeten alles Geld, das wir mit dem Verkauf von Tee einnahmen, in Form eines riesigen Schecks am Ende der Veranstaltung. Wir waren glücklich: so viele gewärmte Hände und gerötete Wangen in unserem Zelt, wo Besucher Zuflucht vor dem nebligen Ekel-Wetter suchten!
Aber mein persönliches Highlight war natürlich ein ganz anderes: gleich am ersten Tag kam ich zufällig in Kontakt mit Sven, einem der Musher, der im angrenzenden Musher-Camp mit seinem Dutzend Huskys wohnte und den persönlichen Team-Cheerleader dabei hatte: Suma – ein fünf Monate altes Husky-Mädchen, das an Flauschigkeit und Herzallerliebstigkeit kaum zu übertreffen war. Mit so einem Direkt-Kontakt ins Camp waren die kurzen Arbeitspausen also direkt verplant für Kuschelattacken bis zum Umfallen. Oder bis zum Angepinkeltwerden – denn das hat Hans-Josef aus dem Nachbar-Hunde-Squad geschafft. Vorne kam er zum Knuddeln und Dackel-…äh, Husky-Augen machen, während hinten ganz unauffällig das Bein hochging. Und plötzlich war mein Hosenbein ganz warm und feucht. Ha-Jos Frauchen war es zwar sichtlich peinlich, aber sie versicherte mir, dass er damit nur sicherstellen wollte, dass ich jetzt zu ihm gehöre und er mich doll lieb hat.
Alles in allem war es ein wahrhaft toller Event-Auftakt in 2025 – und dann waren auch noch die besten Eltern der Welt zu Besuch auf Usedom für ein bisschen gemeinsames Rumhängen und Tee-Verteilen. Andy und ich blieben dann noch drei Tage extra, denn wenn man schon mal irgendwo ist, kann man auch direkt Kurzurlaub dran hängen und das durchgearbeitete Wochenende wieder gutmachen.
Und apropos Kurzurlaub – den machten Andy und ich auch im Rahmen eines Workshops, für den wir mit der ganzen Abteilung nach Budapest geschickt wurden. Wie schön, endlich durfte ich nach Ungarn!
Budapest kann ich absolut empfehlen für einen Kurztrip. Wir hatten unseren Aufenthalt über das Wochenende verlängert und sind mit witzigen gemieteten Rollern mit fetten Rädern durch die City gedüst, über die Donau und am anderen Ufer wieder zurück. Die Donau ist sehr präsent und fließt mitten durch die Stadt. Am Ufer lässt es sich schön flanieren und man sieht viele alte Stadtpaläste mit fancy Fassaden neben den Regierungsgebäuden. Wofür die Stadt unter Touristen bekannt ist, sind sogenannte „Ruin Bars“, das sind verlassene Gebäude, die meisten aus Vorkriegszeiten, die in ihrem halb-zerstörten Zustand gelassen werden und mittlerweile Kneipen beherbergen. In der berühmtesten „Szimpla Kert“ waren wir, und es wirklich ganz faszinierend. Das Tor sieht aus wie der Eingang zu einem ganz normalen Innenhof, aber drinnen stehen die blanken Wände, teilweise gibt es keine Decke, die Treppengeländer sind verrostet, Möbel sind wild zusammengewürfelt, Türen gibt es keine, und dazwischen sind mehrere Bars verteilt, wo Musik läuft. Es gibt einen Raum, wo jemand seine Kunst ausstellt, einen Flur, wo abends Akrobatiktücher von der Decke gehängt werden für Aerial-Yoga, kleine Bühnen für lokale Bands oder einen Poetry Slam. Und in manchen Ecken ist es komplett still und man kann einfach zum Lesen oder Chillen vorbei kommen. In einem Raum hängt alles voll mit Schaltern. Wenn man einen drückt, geht ein alter Computerbildschirm an der Wand an und zeigt Pixelsturm. Ein anderer bringt einen Plüschhund im Türrahmen zum Kläffen. Und der nächste schaltet einen Föhn an, der unter der Decke hängt und dann in die Gegend föhnt. Wie wunderbar seltsam!
Von Budapest ging es dann direkt weiter nach Düsseldorf, wo ich zum ersten Mal auf eine reine Bio-Messe durfte. Hier trifft sich die gesamte Bio-Branche und tauscht sich über Trends und Entwicklungen aus. Wir hatten unsere neuen Tees dabei, die im Herbst auf den Markt kommen, also waren alle Besucher ganz aus dem Häuschen.
Das Jahr ging also schon mal wieder gut los und die nächsten Pläne waren auch schon (zumindest halb) gemacht.
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