Irgendwie britisch

Wenn man zum ersten Mal nach Irland kommt, erwartet man ja schon irgendwie, dass es ein bisschen ist wie England. Da Isabel und ich sehr große England-Fans sind, haben wir das nicht nur erwartet, sondern auch sehr gehofft – und enttäuscht wurden wir nicht.

Clifden Castle im mystischen Nebel
Clifden Castle im mystischen Nebel

Die Grüne Insel strotzt nur so vor Herrenhäusern und Parks und die Orte entlang der Landstraßen sehen eigentlich alle gleich aus: eine Straße durch die Mitte, die immer (IMMER!) komplett zugeparkt ist und an deren Seiten sich süße kleine Häuschen mit ganz vielen Schildern über den Türen aneinander drängen. Wären nicht immer die vielen Autos entlang der Straße, wären die Örtchen so idyllisch, aber irgendwie bekommen sie das nicht auf die Reihe. Würde man es nicht wissen, würde man denken, man ist in England. Aber dann sieht man die Telefonzellen und Briefkästen, die sind – wie es sich für Irland gehört – natürlich grün.
Aus den Orten raus und sofort ist man wieder inmitten dieser wahnsinnigen Hügellandschaften, die aussehen wie das Teletubby-Land. Entlang der Landstraße gibt es dann immer die Wegweiser zum einen oder anderen Aussichtspunkt oder zum ein oder anderen Schloss. Wobei „Schloss“ sehr großen Raum für Interpretation lässt. Allein vom Namen her kann man nicht erkennen, was einen erwartet, wenn man so einem Schild folgt und es kann sein, dass ein perfekt renoviertes Anwesen auf einen wartet oder auch nur eine halbe vergammelte Mauer in der Gegend rumsteht.

Mount Stewart Botanical Garden - das Gärtnerhäuschen
Mount Stewart Botanical Garden - das Gärtnerhäuschen

Ein richtiger „Englischer Garten“ musste aber natürlich sein und so planten wir einen ganzen halben Tag ein für den Park von Mount Stewart, wo ein wunderschönes Herrenhaus mit knallpinkem Porzellan in einer riesigen Parkanlage steht, in der man Eichhörnchen beobachten und perfekt manikürte Grashalme zählen kann.
Und auf dem Weg muss natürlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit der Besuch in einem der hübschen Pubs an der Straße sein. Zum WM-Spiel einen Scone und Cream Tea hatte dann doch schon was sehr britisches – und abends kam der Riesenteller Fish’n’Chips noch oben drauf. Einmal musste ich tatsächlich die Pub-Bedienung fragen, wie es kommt, dass es überall nur diese gigantischen Portionen gibt. Wer zur Hölle soll das alles immer aufessen? Und die Antwort war dann doch ganz simpel: die Männer aus dem Dorf sind alles Bauern oder Fischer und wenn sie kommen bringen sie einen riesigen Kohldampf mit. Kein Wunder, dass wir Touristen nach einem gemütlich Stadtbummel und Parkgeschlender die Teller halbvoll zurückgehen lassen mussten – aber eine kleine Portion zu bestellen ist wohl nicht vorgesehen.

Doolin
Doolin

Apropos Cream Tea: das wohl englischste Erlebnis hatten wir in einem Hostel in Tralee an der Westküste. In einem wunderschönen viktorianischen Reihenhaus sieht es aus wie in viktorianischer Zeit und man fühlt sich ein bisschen in der Zeit zurückversetzt. Sie respektieren und würdigen also wie die Engländer hier die königliche Vergangenheit und alles sieht ein bisschen übergeblieben aus, weil Tradition hier so wichtig ist. Dass man allerdings eine Hostel-Küche einrichten kann ohne Töpfe und tiefe Teller, dafür aber die Regale mit hunderten von Teetassen und –kännchen vollstellt…naja. Hübsch aussehen tut es jedenfalls und jeder Hostelbewohner lacht sich scheckig, wenn er zum ersten Mal in die Küche tritt.
Schwarztee mit Milch hab ich nach diesem Urlaub wohl jedenfalls erstmal genug getrunken um die nächsten Monate ohne auszukommen.

 

 

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Sonja (Montag, 13 August 2018 06:13)

    Landschaftlich ein Traum!