Irgendwie ja ganz cool, diese Kurzreisen zwischen den Saisons. Zwar unglaublich anstrengend, diese Zwei- und Drei-Tages-Touren, aber zwei Mal so eine Woche durch Südnorwegen ist schon ganz nett. Die erste Woche war in Bergen die höchste Temperatur Mittel- und Nordeuropas und 18 Grad im norwegischen Mai war ein bisschen besonders. Richtiges Poolwetter war das bei uns noch nicht, aber in Norwegen lagen in jedem Park die Leute im Bikini rum.
Ein bisschen kälter wurde es dann bei unserer zweiten Woche Südnorwegen auch, aber nicht bevor wir nicht einen grandiosen Sommertag in Oslo verbracht hatten. Ich durfte spazieren in den Vororten, entlang der alten Industrieanlagen am Bach mit Wasserfällen mitten im Wohngebiet! Wie cool ist das denn, 20 Minuten Fußweg vom Hauptstadt-Zentrum zu wohnen und trotzdem rauschendes Wasser zu hören, wenn man das Fenster aufmacht, statt rauschendem Verkehr. Oslo gefällt mir glaube ich ganz gut. Wirkt wie eine sehr sympathische Großstadt, und ich bin ja absolut kein Großstadtmensch. Eigentlich heißt Oslo auch Uslu, denn O wird im Norwegischen wie U ausgesprochen. Biker-Kollege Ole würde somit auch eigentlich Ule heißen. Wenn man ein O will, schreibt man Å. Es gibt sogar einen Ort in Norwegen, der heißt so. Å. Dürfte wohl ziemlich sicher der kürzeste Orstname der Welt sein.
Es gibt Ö und Ø, deren Unterschied wir noch nicht feststellen konnten. Hört sich wohl für uns einfach gleich an, wie die H-Laute im Arabischen. Und Y spricht man wie Ü, und Ü gibt es nicht. Ist
alles nicht ganz so einfach und vor allem nicht, wenn jeder sowieso alles ausspricht, wie er denkt. Wenn wir englische Orte haben, sprechen unsere Gäste alles deutsch aus. Und dann sind wir
einmal in Stavanger, was man so wunderbar genauso aussprechen kann, wie man es schreibt. Aber nein, das wäre ja zu einfach. Einer in 10 kommt an den Schalter und sagt „Starwäindscher“. Aber was
solls, solange die Ausflüge dort toll sind, ist alles gut.
Und das sind sie. Der Fjord, an dem Stavanger liegt, ist der Lysefjord und der gilt als einer der schönsten in ganz Norwegen. Teilweise Wasser wie ein Spiegel und Farben wie in der Karibik. Und
wenn man mit dem Boot unterwegs ist, sieht man sogar den Preikestolen, einen der wohl berühmtesten Felsen Europas, auf dem man die Beine über einen 600m hohen Abgrund baumeln lassen kann. Ich hab
mich dann doch unten im Fjord wohler gefühlt und nur der extreme Kamera-Zoom hat gezeigt, dass tatsächlich Beine oben über die Kante baumelten…verrückt!
Die Woche drauf war ich dann nochmal mit dem Schnellboot im Fjord unterwegs, aber eigentlich ist es schon schöner mit den gemütlichen Ausflugsbooten, entspricht irgendwie mehr der Atmosphäre außenrum und sogar einen Seeadler haben wir gesehen. Und ein bisschen Zeit hatte ich in Stavanger auch, das war cool, denn es gibt ne super süße Altstadt mit engen Straßen und nur weißen Holzhäusern. Die Preise sind unglaublich in Norwegen. Weil ich in der zweiten Woche so arg durchgefroren war, wollte ich eigentlich nur einen einfachen Chai to Go, aber wenn man dann gleich umgerechnet 8 Euro dafür hinblättern muss, ist die Freude gleich reduziert. Aber die Norweger sind sehr sympathisch. Hat der Barista mich nach meinem Namen gefragt (wo ich mit dem Namensschild vor ihm stehe) und ich sag „Tanja“ und er fragt „Wie?“ und ich sag „Tanja“ und er gestikuliert auf meine Mütze und meine Handschuhe und meine Jacke und sagt „I will call you AIDA“. Na denn…
Nach der ersten Woche Südnorwegen ging es noch einmal dort hin, aber davor durften wir uns noch einmal wie es sich gebührt von Hamburg verabschieden. Seit La Romana hatten wir ja nicht mehr wirklich einen Heimathafen, aber Hamburg ist doch irgendwie Heimat für uns, auch wenn wir unter italienischer Flagge schippern. Dann geht es bald nach Kiel, wo wir alle 17 Tage festmachen werden. Also noch einmal fleißig dem Hamburger Hafen winken und der endlich fertigen Elbphilharmonie zujubeln – denn es war mal wieder Hafengeburtstag. Unglaublich oder, dass es ein ganzes Jahr her ist, dass ich auf die Prima aufgestiegen bin?
Hafengeburtstag ist in Hamburg immer eine riesige Angelegenheit. Himmel und Menschen, mehr sieht man nicht wenn man an die Hafenmauern guckt. An den Landungsbrücken sind sie sich auf den Füßen gestanden und die Besucherplattform der Elphi war so voll, dass es aussah, als würde jede Sekunde einer über die Reling fallen. Das große Feuerwerk haben wir verpasst, das war am Samstag und wir waren Sonntag dort. Aber neben dem Auflauf an Menschen ist ja besonders der Auslauf von Schiffen wichtig und wir sollten die große Auslaufparade anführen, vor der kleinen Schwester AIDAsol und der Bekannten von MSC. Irgendwie schien da von unserem Aussichtspunkt auf Deck 5 aus gesehen aber einiges in der Planung schief gegangen zu sein, denn bis wir die Philharmonie schon gar nicht mehr sehen konnten, war die sol immer verkehrtrum und noch nicht mal leinenlos. Und die MSC stand zwar schon in den Startlöchern im Kanal von Steinwerder, aber dann hat sich doch tatsächlich einer der riesigen Containerfrachter vorgedrängelt und uns dann endgültig den Blick zurück nach Hamburg verbaut. Immerhin waren wir die ersten und wurden von ein paar kleinen Seglern begleitet und einem Schlepper, der zwischendurch einfach mal ein paar Pirouetten gedreht hat wenn wir gehupt haben. Und wie schon damals auf der Prima stand das gesamte Blankeneser Ufer entlang alles voll mit Winkwütigen, die uns verabschieden wollten.
Ein bisschen ja doch Gänsehautmoment, aber auch ein schöner Startschuss in die neue Saison, den neuen Heimathafen, die ungewohnten Temperaturen und immerhin ein neues Land, das ich dann bald auf meiner been-there-Liste abhaken kann.
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Flo (Samstag, 03 Juni 2017 15:52)
Mal wieder tolle Bilder - so mit Bergen in der Nähe könnte mir das Meer auch gefallen.
Beim nächsten Mal will ich aber ein Foto deiner Beine, die vom Felsen runterbaumeln. Hat unser Training im Harz dich denn nicht motiviert ;-)