So der große Verkleidungs-Typ bin ich ja nicht und entsprechend hab ich mit Halloween auch nicht allzu viel am Hut. Eingesperrt auf einem Schiff mit lauter Halloween- und Party-Verrückten muss man sich aber wohl oder übel doch der Allgemeinheit beugen und mitmachen. Denn unser Entertainment-Manager Stephan hat beschlossen „Wenn schon Halloween, dann aber richtig!“ und so gab es diese und letzte Reise eine sogenannte „Grusel-Cruise“ auf AIDAprima.
Also wurde eine Spezialeinheit an Crew einberufen, die einen viertel Tag frei bekamen um in Southampton den Halloween-Shop leerzukaufen und jede Abteilung mit Deko und Kostümen zu versorgen. Von
Tag zu Tag kam mehr Deko dazu, sodass am Mittwoch in Zeebrügge das ganze Schiff halloweenig war: Die Rezeptionisten haben über den Treppenaufgang ein gigantisches Spinnennetz gespannt und riesige
Spinnen reingesetzt, überall hingen die Fäden runter und als wir nach der Seenotrettungsübung unsere Scan-Geräte zurückbrachten, sind wir alle paar Schritte mit den Rettungswesten in den Netzen
hängen geblieben.
In der Plaza waren alle Scheiben schwarz und es hingen gruselige Gestalten an den Treppengeländern und in den Schaufenstern.
Sogar unsere Shuttlebusse in Southampton und Zeebrügge mussten wir schmücken und alles mit Spinnweben und Leucht-Skeletten bekleben. Susi, die für den Shutte nach Blankenberge zuständig war,
stand mit Zauberstab und Hexenhut am Shuttle-Schalter und TM Marie hatte sogar die große Hexen-Nase ausgepackt und lachte fies, wenn Gäste vorbeikamen.
Zur Feier der Woche habe ich meine 3-Stunden-Schicht am Langweil-Schalter auf Deck 8 genutzt, um unsere Shuttle-Tickets zu verschönern. Da wir leider keine Bildchen von Rostock bekommen, aber
auch kein Internet haben um welche zu recherchieren (und die dann sowieso aus rechtlichen Gründen nicht verwenden dürften), musste ich in PowerPoint mit den Microsoft-Formen malen. Alle waren
dann entsprechend begeistert, als sie das fertige Ergebnis sahen. Und die Kiddies haben sich alle so sehr gefreut, als sie aussuchen durften, ob sie lieber Tickets mit Fledermaus oder Spinne oder
Kerzen haben wollten.
Am Schalter standen wir natürlich auch in Festkleidung. Danach hatte ich einen steifen Hals weil ich mich immer so verrenken musste, um mit Gästen unter meinem Zauberhut-Vorhang zu diskutieren. Das TV-Studio wurde für die erste Folge am Samstag mit Tina dekoriert, für die zweite mit mir am Sonntag haben wir dann alle Register gezogen und eine Hexe eingeladen, die durch die ganze Sendung gegruselt hat. TV-Nick hat sogar zwischendurch eine Spinne am Faden vor der Kamera runtergelassen, die dann aussah, als säße sie auf Oles Kopf.
Und pünktlich zur zweiten Grusel-Cruise dann die Schock-Nachricht: Alle Deko muss vor der nächsten Reise wieder weg, denn es gab so viele Fälle von Magen-Darm-Viruserkrankungen unter den Gästen, dass das gesamte Schiff für 4 Stunden einer gigantischen „Super Sanitization“ unterzogen werden muss. Heißt: alle alten Gäste mussten das Schiff eine Stunde früher als üblich in Hamburg verlassen, der Check-In für die neuen Gäste verzögerte sich um 2 Stunden, und alle Abteilungen holten sich ihre Eimerchen mit Desinfektionsmittel, Handschuhe und Lappen beim Housekeeping ab. Weil unser Bereich an Bord vergleichsweise klein ist, mussten wir uns dick einpacken und zwei Stunden lang die Außendecks dekontaminieren. Aber hey – so viel an der frischen Luft zu sein, ist am Wechseltag schon Luxus.
Und so ging es los für die zweite Grusel-Cruise. Was vorher gruselig war, war jetzt fürchterlich. Wo vorher ein-zwei Spinnen hingen, war jetzt alles voll mit Netzen. Die TV-Jungs haben angsteinflößende Trailer gedreht, die unerwartet zwischen den Werbeblöcken liefen. Im Scout-TV ging unsere Hexe so richtig ab, ließ den Deko-Kürbis und ihren Hut fliegen und popelte Ole mit ihrem Besen in der Nase. Jeden Abend wurde die PrimeTime-Show im Theatrium gruseliger, bis es schließlich wirklich Halloween war.
Wenn schon alle die ganze Woche verkleidet rumrennen, muss es natürlich auch eine Halloween-Party geben. Am Abend vorher stieg die große Crew-Sause in der Crewbar. Wir halfen alle beim Schmücken
und Dekorieren, es gab ganz böse Bowle, die schmeckte wie Saft (aber natürlich nicht nur Saft war), man sah wer die coolen Chefs sind und wer die uncoolen, und unser Port Operations Manager kam
im absoluten Knallerkostüm und ließ uns alle regelmäßig vor Erschreckung in die Luft hüpfen.
An Halloween dann die Party für die Gäste. Da wir leider zum Kuchen-Verteilen verdonnert wurden, hab ich nix von der geilen Show mitbekommen, die die Tänzer wohl auf der Bühne abgezogen haben im
Beachclub, aber dekoriert war richtig toll. Um zur Bar zu kommen, musste man sich bücken und am Ende des Abends hatte jeder Spinnweben im Haar, weil alle langsam das Bücken vergaßen und dann die
Deko mitgenommen haben.
Unser Magen-Darm-Prozentsatz ist wieder back-to-normal, oder wenigstens so normal, wie man es sich wünschen kann für ein Schiff mit 1.224 Kids und Teens an Bord. Alle sind ein bisschen traurig, dass die Deko langsam wieder abgebaut wird, aber ich bin endlich angekommen in meinen letzten 10%. Mein persönlicher Countdown sagt: Noch 5 Tage und der Rest von heute – 93% sind geschafft.
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