Smoke on the Water

Mit Einzug des Frühlings an der Warnow wurden wir auch fitter in unserer Sicherheitsausbildung. Nachdem Birte uns eine krasse Doku über die schlimmsten Schifffahrtsunglücke der letzten Jahrzehnte gezeigt hatte, waren wir hoch motiviert, auch endlich die Feuerschutzmaßnahmen zu lernen.

Blueman Crew
Blueman Crew

Erste Hilfe und den Einsatz der LSA hatten wir bereits hinter und, aber damit wir unsere Prüfung zur Basic Safety auch alle bestehen konnten, fehlte uns noch die Bedienung aller roten Sachen an Bord. Wo Orange für die lebensrettenden Einrichtungen und Schwimmutensilien steht, sind alle Feuerlöscher und –decken, Schläuche, Feueralarm-Knöpfe etc. rot. Also warfen wir uns Donnerstag in unsere sexy Blaumänner und ab ging die Post. Im strahlenden Sonnenschein durften wir zwei verschiedene Löschschläuche ausprobieren – Hauptziel: lernen, dass man so ein Teil gar nicht erst alleine zu bedienen versuchen soll, denn da ist so ein Druck dahinter, dass so Schwächlinge wie wir Mädels jemanden hinter uns brauchten, der uns an der Schulter stützte und den Schlauch mit festhielt.

 

Dann gab es einen Feuerlöscher in die Hand und einen kleinen Papierkorb-Brand, den wir zu löschen hatten. Hat insgesamt sehr gut geklappt, wenn man mal wusste, was man eigentlich machen soll und wie so ein Feuer auf CO2 reagiert. Größtes Problem sehen die Mädels und ich beim Ablösen des Safety Pins, der das alles sicher (und ziemlich fest) zusammen hält.
Auf dem Gelände des Schulungszentrums haben sie so ziemlich alles, was man so braucht um im Notfall überleben zu können. Da wir aber nur die Basic Safety für unsere Service-Jobs brauchen, wurden wir nicht in einen Überseecontainer gesperrt, wo dann zufällig alles nacheinander angefangen hat zu brennen und man fix entscheiden musste, ob lieber das Bett oder lieber die Treppe zuerst gelöscht werden sollte. Stattdessen wurden wir nur einmal durch einen rauchgefüllten Container geschickt, wo man so gut wie nichts gesehen hat und sich aneinander festhalten musste, um nicht in Wände reinzulaufen.

 

Wirklich bequem die Dinger
Wirklich bequem die Dinger

Lustigster Teil des Feuertrainings war der Rauch-Parcours. Wir wurden zu viert reingeschickt: ich als Anführer (weil Birte mir so viel Verantwortung zutraut), Braumeister und Barkeeper in die Mitte (weil die die nötigen Muckis haben, um den bewusstlosen Dummy „lebend“ durchzubringen, und Shop Assistant als Schlusslicht (weil sie nicht die hellste Leuchte war und Birte ihr nur das Schließen aller Luken hinter sich zutraut). Der Parcours ist ein kleiner Raum, der voll ist mit ca. 1qm-großen Würfeln aus Gitter. Wir bekamen alle Hard Hats auf und ich eine Taschenlampe in die Hand und ab gings. Das Licht ging aus, Rauch stieg auf, es wurde mit jeder Minute heißer und ich musste meine Truppe sicher durch das Labyrinth führen: Rampe rauf, Rutschte runter, durch die Feuertür, durch die Deckenluke, ducken, strecken, durch die Bodenöffnung, Röhre entlang, … Wir hatten unseren Spaß und kamen alle einigermaßen lebendig wieder raus – bis auf zwei bis drei Genickbrüche hat auch unser Dummy es heil raus geschafft.

 

Freifallboot
Freifallboot

Weil Birte uns so unglaublich lieb hat und wir so eine fleißige Truppe sind, hat sie für uns eine Fahrt im Freifallboot organisiert. Das gehört nicht zur Basic Safety, weil wir sowas auch nicht auf der AIDA haben werden, aber cool ist es trotzdem. Das Freifallboot hängt im etwa 45-Grad-Winkel an Deck, wird dort komplett mit Passagieren beladen und dann vollbeladen ins Wasser geschossen. Hier natürlich nicht an Deck, sondern an der Hafenmauer. Wir wollten das alle unbedingt machen und wurden auch nicht enttäuscht. Trainer Uwe hat uns genau abgeschätzt und uns nach Größe und Gewicht im Boot aufgeteilt, damit wir möglichst ausgependelt im Wasser ankamen und es ging auch wirklich ganz fix, dass man unten war. Für so ein kurzes Abenteuer war die Vor- und Nachbereitung zwar recht lang, aber wir mochten Birte danach alle nur noch mehr.

 

naja...ist ja nicht für lang
naja...ist ja nicht für lang

Nach der ganzen Aufregung gab es zur Entspannung am Abend eine Stunde Kabarett mit Entertainment-Manager Mario aus unserem Team auf dem Wohnschiff – grandiose (österreichische) Interpretation von Romeo und Julia! Eine letzte Lern-Session am Abend und wir waren bereit für die Prüfung am Freitag.
Birte fragte die Abkürzungen und Notfall-Abläufe mündlich in der Gruppe ab und ich war sehr froh, dass ich mich im Unterricht so gut angestellt hatte und immer alles wusste, dass sie mich beim Abfragen nur zwei mal drannahm. Den Rest der Prüfung zum Ankreuzen am PC und wieder konnte ich so richtig schön den Oberstreber raushängen lassen. Statt erlaubten 45 Minuten brauchte ich etwa 10 (es hilft halt schon, wenn man Englisch kann und die Fragen beim ersten Mal lesen versteht) und musste dann ewig warten, bis der nächste fertig war um mir Gesellschaft zu leisten. Natürlich hatte ich auch 100% von allen Tests – ich denke also, dass ich vorbereitet bin, sollte es wirklich zum Notfall kommen.

 

Wobei uns aber auch immer wieder eingetrichtert wurde, dass man sowieso nie wirklich auf den Notfall vorbereitet sein kann. Keiner kann voraussagen, wie man im Notfall reagiert: da gab es einen gewissen Concordia-Kapitän, der auf die Frage, wieso er so früh das Schiff verlassen hat, antwortete, er sei auf dem nassen Deck ausgerutscht und gestolpert. Mitten in ein Rettungsboot ...

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0