Einfach paddeln, paddeln, paddeln

Noch ein kleiner Nachtrag, für den mir letzte Woche die Kraft in den Fingern gefehlt hat. Nach vier so umwerfend aussagekräftigen und vor Inhalt strotzenden Blogs auch kein Wunder, also darf sich niemand beschweren.

Meine Eltern sind am Ostersamstag wieder abgehauen und der Karfreitag war der einzige Tag, für den ich uns nichts gebucht und nichts fest geplant hatte. Aber eine Idee hatte ich ja schon – ich hatte sie mal erwähnt, aber da hat der Feind (also meine Eltern) ja mitgelesen und so konnte ich nix weiter dazu sagen.

Kens Tretboote - links unsers, "Avatar"
Kens Tretboote - links unsers, "Avatar"

Ich hatte vor ewiger Zeit mal auf dem Markt einen Briten namens Ken kennengelernt, der dort gerade sein Boot aufgebaut hatte. Und das war nicht irgendein Boot! Das war ein kleiner Katamaren zum Tretboot umgebaut. Das sah höchst interessant aus und so habe ich ihn gleich ein bisschen drüber ausgequetscht. Länger als ein Jahrzehnt hat er daran gebastelt und rumüberlegt und vor ein paar Jahren hat es dann schließlich alles gepasst und die Boote waren lagunentauglich. Es ist sehr schwer, die Konstruktion zu erklären, aber ich versuche es mal.

Ein Katamaran hat ja bekanntlich zwei Rümpfe, also wie zwei Kanus, die miteinander verbunden sind und so sehr viel ruhiger im Wasser liegen und nicht so wellenanfällig sind. Auf Kens Bötchen, die er „Treddlecats“ genannt hat, kann man zu zweit oder zu viert fahren. Es gibt immer zwei, die die Pedale betreiben. Die sind nicht wie bei einem üblichen Tretboot wie die auf dem Neckar nach vorne ausgerichtet, sondern nach innen. Wenn man in die Pedale tritt schaut man also nicht in die Fahrtrichtung, sondern schaut seinen Mit-Treter an.

Einer der Treter ist zuständig für das Lenken. Das geht nicht wie so üblich mit einem kleinen Lenkrad, sondern mit einem richtigen Ruder, das hinten zwischen den zwei Rümpfen des Katamarans hängt. Durch eine lange Stange kann man das aber von vorne aus steuern. Wenn man mit mehr als zwei Leuten auf dem Boot ist, sitzen zwei an den Pedalen und die anderen sitzen vorne auf Sitzen, die auf den beiden Katamaran-Rümpfen angebracht sind. Die schauen also wirklich nach vorne. Dafür haben sie aber kein Sonnendach über dem Kopf.

Weil man nicht rückwärts treten kann mit diesem System, gibt es den „manuellen Rückwärtsgang“ - zwei Holzpaddel, mit denen man dann per Hand zurück manövrieren kann. :)

Muri Beach
Muri Beach

Mit den Fotos macht das wahrscheinlich alles viel mehr Sinn, also schaut's euch an und findet's cool! Das Paddeln geht wie von allein, echt super easy und auch das Bedienen vom Ruder hat man schnell raus. Die Lagune ist ja voll von Korallen, aber selbst daran hat Ken gedacht und hat die Bootunterseite mit Edelstahl verkleidet, der die Korallen nicht beschädigen kann.

Wir sind natürlich auch gleich auf Grund gelaufen, denn ich war zu neugierig und wollte mir das Wrack, das auf dem äußeren Riff liegt, näher anschauen. Aber es hat dann doch bald geklappt, uns wieder zu befreien. Die Lagune ist ja so flach, da kann man mal eben raushüpfen und das Boot einfach wegschieben.

Zweieinhalb Stunden sind wir da ganz gemütlich durch die Lagune geschippert und haben sogar einigermaßen erfolgreich am Motu Koromiri angelegt, wo es dann ein Picknick aus Buttertoast und Käse gab. Der Tag war auch perfekt gewählt, denn es war nicht so heiß und sehr bewölkt.

Ken hatte mich dann auch gut im Voraus beraten, wann die beste Zeit wäre zum rausgehen, so waren wir jetzt bei Hochwasser unterwegs und mussten nicht ganz so sehr auf die Zeit achten um auch ja wieder heil zurück zu kommen. Sogar vom Hotel hat er uns abgeholt, denn am Abend hatten wir noch festgestellt, dass ja Karfreitag ist, und da steht das Leben auf der Insel still. Es fährt kein einziger Bus, nur die Hälfte der Restaurants hat offen und auch die Auto-Vermietungen haben an dem Tag geschlossen. Das war etwas blöd, aber Ken hat uns geholt und auch wieder dort abgesetzt, also war alles super.

Einsiedlerkrebs
Einsiedlerkrebs

Bis abends waren wir noch voll des Lobes und dann ging es Freitagabend noch essen mit meinem Chef Robert, seiner Frau Mumma Mousie und ihrem Sohn Nathan (der so wenig redet). Das war auch ganz nett und Robert hat von seinen letzten zwei Monaten berichtet, die er auf Kundenbesuchs-Reise in Europa und Asien unterwegs war. Weil er ja auf der ganzen Welt sooo viele Leute kennt, bin ich inzwischen guter Dinge, dass er mich meinem zukünftigen Arbeitgeber vermittelt, wer weiß...

Punanganui Market
Punanganui Market

Samstag war dann der letzte Tag, an dem meine lieben Eltern bei mir waren. Da ihr Flug aber erst um Mitternacht ging, brachte der nette Hotelshuttle sie vormittags zu mir in den Bunker, dort ließen wir das Gepäck und es ging ein letztes Mal auf den Markt. Und wer hätte das gedacht: jetzt hätten wir wirklich Zeit für eine Waffel gehabt, und dann war die Waffle Shack nicht da!! Zum ersten Mal, seit ich samstags auf diesen Markt gehe, war der niedliche Wagen mit den besten Waffeln Raros nicht dort! Welch herbe Enttäuschung. Also gab es nur zwei Smoothies zum Teilen und dann gings zum Mittagessen in die City.

Irgendwie. Muss. Das. Doch. Gehen!
Irgendwie. Muss. Das. Doch. Gehen!

Leider war ja Samstag, also machen viele der Restaurants und Bistros erst abends auf und wir mussten das berühmte Staircase Café wieder verlassen. So ging es dann letztlich in die Whatever! Bar. Dort war ich schonmal bei der Kneipentour und auch tagsüber ist das echt hübsch, oben über dem Rehab Nachtclub und mit toller Aussicht über den Hafen. Und da oben kommt auch noch so viel Wind an und endlich konnte man ein bisschen abkühlen. Bei superleckeren Burgern und Fish'n'Chips gleich doppelt toll.

und weg sind sie.
und weg sind sie.

Weil der Airport-Shuttle uns erst um 10 an dem Abend zum Flughafen brachte, gab es noch leckeres Mikrowellen-Nudeln-mit-Soße-Abendessen bei mir im Bunker und zum Sonnenuntergang ging es runter zum kleinen windigen Mäuerchen an der Meteorologenstation, alle waren glücklich und inzwischen sind meine Eltern auch wieder daheim angekommen, nachdem der Ostersonntag mit bürokratischem Blödsinn bei den Amis am Flughafen verging. Ich hingegen hatte einen wunderschönen Osterspaziergang am Strand Davon hatte ich ja schon erzählt und seitdem ist nicht wirklich viel passiert, denn ich verbringe den Großteil meines Tages mit Grübeleien über die bevorstehende Abgabe meines Praktikumsberichts.

Ich hoffe, ihr hattet alle schöne Feiertage und schicke euch ein bisschen Sonne!

 


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