Die Arbeit ruft

Kia Orana liebe Leser, heute gibt’s mal ein bisschen Storys aus dem Arbeitsalltag auf den Cooks. Soweit man das schon Alltag nennen kann, nach einer Woche, die ich nun hier bin. Die Tage vergingen wie im Flug, aber das ist auch kein Wunder bei meinen Arbeitszeiten.

vom Flugzeug aus: Office und daneben mein Bunker
vom Flugzeug aus: Office und daneben mein Bunker

Morgens fange ich um 8 an. Viel zu früh meiner Meinung nach, aber wenigstens ist da meist noch nicht so heiß, dass ich nach der halben Minute Weg über den Parkplatz schweißgebadet im Büro ankomme. Und da um 20 nach 6 die Sonne aufgeht, ist das eine gute Zeit, auch aufzustehen. Meine Wäsche muss ich per Hand waschen, also mache ich das dann gleich morgens nach dem Aufstehen, damit sie den Tag über draußen im Wind hängen kann. Dann gibt’s eine Tasse Kakao – leider mit Milchpulver, denn Frischmilch gibt es hier gar nicht, außer der sauteuren importierten aus Neuseeland. Schade, muss ich mein Lieblingsfrühstück ausfallen lassen. Aber das ist okay, denn zwischen 10 und 11 darf jeder in der Abteilung eine „Morning Tea Break“ machen. Ursprünglich waren das mal zehn Minuten Pause für nen Kaffee. Aber bis das Wasser kocht und man seinen Kaffee gebrüht hat und er dann nicht mehr zu heiß zum Trinken ist, vergehen schonmal 10 Minuten, deswegen wurde die Pause auf ne Viertelstunde verlängert. Weil dann aber noch Sandwiches geschmiert, Obst geschnippelt und die neuesten Dorfneuigkeiten ausgetauscht werden wollen, macht eigentlich jeder doch ne halbe Stunde Pause.

das Office
das Office

Für mich gibt’s dann immer frischen Salat aus Bananen, Papayas und Passionsfrüchten, die ich Samstags auf dem Markt im Dorf günstig erstanden habe und mit denen mein kompletter Kühlschrank vollgestopft ist.
Zurück an die Arbeit irgendwann zwischen halb 11 und halb 12, dann werden die wichtigsten Aufträge erledigt, die seit dem letzten Nachmittag angefallen sind, und zwischen 12 und 2 darf jeder eine Stunde Mittag machen. Für mich heißt das wirklich eine Stunde, denn es geht ja keine Zeit fürs Heimkommen drauf. Zurück bin ich meistens um 2 oder halb 3, dann noch den letzten Rest der Aufträge erledigen und Feierabend um 4. Eigentlich ziemlich gechillt, aber es gibt viel zu tun in der richtigen Arbeitszeit.

 

Also was mache ich da eigentlich? Meine Firma heißt Islandhopper und ist im weitesten Sinne ein Reiseveranstalter. Islandhopper hat sich mit drei anderen Unternehmen zusammengeschlossen, eins davon ist Raro Tours, die bieten Transfers zwischen Flughafen und Hotel und Touren auf der Insel an, dann gibt es noch eine Abteilung, die nur für die Organisation von Hochzeiten verantwortlich ist und eine, die sich um Gruppen- und Firmenreisen kümmert. Ich werde überall mal reinschnuppern dürfen.

ein kürzlicher Sturm hat das angerichtet
ein kürzlicher Sturm hat das angerichtet

Zu Beginn sollte eigentlich ein Mädel mich einarbeiten. Am Montag saß ich dann erstmal anderthalb Stunden in ihrem Büro und habe auf sie gewartet. Aber sie hatte mich wohl vergessen und kam erst um halb 10. Dann hatte sie so viel zu tun, dass sie eine aus der Abteilung „Reservations“ angepiept hat, die hat mich dann abgeholt und mir ein bisschen erklärt, worum es hier eigentlich geht. Die, die da gekommen war, war Mousie (von der ich ursprünglich dachte, sie hieße Marcia), das ist die Frau von Manager Robert. Die beiden sind die, die die Firma mit aufgebaut haben und werden daher von allen liebevoll Mumma und Papa Hopper genannt. Unten hat mich dann die älteste Mitarbeiterin in Empfang genommen, die heißt Mii. In Tahiti hätten die einen Strich zwischen den i’s, für „Mi-Pause-i“. Hier spricht das aber jeder wie es ihm passt. Und so kam Victor die Tage rein für die Jahres-Anfangs-Rede des Managements und verwirrte mich zutiefst als er sagte, der neue Manager für Reservations wäre jetzt „nobody other than me!“ Bis ich geschnallt habe, dass es um Mii ging… Das selbe wenn mir jemand sagt „oh I have no idea, go ask Mii.“ Hää? :D

Flüsschen in Downtown Avarua
Flüsschen in Downtown Avarua

Mii hat mir dann das firmeninterne Buchungssystem erklärt, das ist ziemlich selbsterklärend eigentlich und sehr einfach zu handhaben, sehr „straight forward“ wie die Kiwis sagen. Das Ganze läuft dann so: Es gibt einen Generalcomputer, auf dem alle e-Mails ankommen, die an Islandhopper geschickt werden. Morgens setzt sich einer dadran und sortiert die Mails. Zum Beispiel gibt es das Reisebüro Flighcenter in Aussie und Neuseeland, und für die ist Mii zuständig. Also markiert sie alle Mails die mit „Flightcenter“ gekennzeichnet sind und schickt sie an sich selbst weiter, druckt sie aus und bearbeitet dann deren Anfrage. So hat jeder in der Abteilung seinen eigenen Zuständigkeitsbereich. Das Flightcenter schreibt dann in der Anfrage zum Beispiel: „Bitte bucht unseren Kunden X und Y einen Transfer vom internationalen Terminal zum Hotel Z am 3.6. und einen Transfer zum domestic Terminal für den Flug GZ614 nach Aitutaki und zurück am 5.6.“ Das ist dann eine typische Buchungsanfrage eines „Agenten“, hier vom Flightcenter. Wenn ihr also in Deutschland zum Reisebüro gehen würdet (und das unser Partner ist) und dort eine Reise auf die Cookinseln buchen wollt, schicken die alles zu uns, wir buchen alles und sobald wir es ihnen bestätigen, bestätigen sie es euch.

 

Am Montag hat Mii mir das wichtigste erklärt, dann hat sie mich weitergegeben an Jericka (Jeri genannt, was sich immer anhört wie Judy – verdammter Kiwi-Akzent), die ist so in meinem Alter und super lieb. Die hat mir dann Aufträge gegeben, die ich selbst ins System eintragen durfte und das hat so gut geklappt, dass ich schon am Nachmittag an einen eigenen PC durfte und Aufträge bearbeiten und bestätigen durfte. Voll toll! Am Dienstag habe ich dann auch gleich gezeigt gekriegt, wie man Flüge bucht, dazu gibt es ein spezielles Programm von Air Rarotonga, der Lokal-Airline hier. Das ist alles höchst kompliziert, vor allem darf man keine Fehler machen, denn sobald ein Flug bestätigt ist, muss man (also Islandhopper) Gebühren zahlen für jede Änderung, die vorgenommen wird.

üblicher Blick von der Straße aus
üblicher Blick von der Straße aus

Den Rest der Woche lief es dann so, dass ich immer an den PC durfte, der grade frei war, denn neben der Büroarbeit haben die Reserverations-Mitarbeiter öfters auch Flughafen-Schichten, wo sie internationale Passagiere von ihrem Flug abholen mit Blumenkette und kleinem Gutscheinheftchen. Meinen eigenen Computer habe ich zwar, aber da ist noch ein altes Windows drauf, deswegen laufen die Buchungssysteme nicht und das muss erst gerichtet werden.

 

Morgens komme ich jetzt also immer rein, suche mir meinen PC und dann legen mir alle in der Abteilung ihre Buchungsanfragen für Raro Tours raus, denn die Transferbuchungen sind die einfachsten. Trotzdem muss man drauf achten, für welchen Agenten man bucht, denn Flightcenter zum Beispiel braucht nur die Transfers, wohingegen andere australische Reisebüros noch was extra zahlen müssen für das „Meet & Greet“ am Flughafen.

 

Aber wir sind hier ja noch so halb in Neuseeland und alles ist ziemlich locker. Solange es kein Flug ist, den man falsch gemacht hat, ist alles super und man kann die Bestätigung an den Agenten so oft schicken wie man will mit allen Änderungen, die einem noch so eingefallen sind.
Zwischendurch bekomme ich dann auch mal Buchungsanfragen für Flüge nach Aitutaki, das ist das hübsche Atoll hier umme Ecke, wo fast alle Touristen irgendwann mal hinfliegen, und für Touren hier auf der Insel. Wenn man die bucht, muss man noch auf die Bestätigung der Touranbieter warten, bis man die den Agenten bestätigen kann.

Blick vom Office zu meinem Bunker - wortwörtlich nicht mal eine Minute Weg
Blick vom Office zu meinem Bunker - wortwörtlich nicht mal eine Minute Weg

Es hört sich alles mega kompliziert an, aber eigentlich ging schon ab Mittwoch alles wie von selbst. Klar, sind öfters mal seltsame Anfragen dabei, aber es ist ja immer wer da, den ich fragen kann. Mii und Jeri sind meine Hauptansprechpartner in der Abteilung. Dann gibt es noch Tahei, auch eine ältere Mitarbeiterin, die total niedlich ist und mir öfters mal schwierigere Aufträge untermischt, damit ich mich nicht langweile.

 

Donnerstag war ein großer Tag, denn plötzlich hat mein Telefon geklingelt. Es gibt das laute Klingeln, das ist, wenn ein externer Anruf reinkommt. Da gehe ich dann natürlich nicht dran. Und dann hat es an Taheis Schreibtisch, wo ich saß, plötzlich etwas leiser geklingelt und ich höre hinter mir Jeri „Tanja, Tanja – your phone! Answer it!“ und ich erstmal total baff und aufgeregt. Aber dann war alles ok, ich habe ohne mich zu versprechen „Islandhopper Vacations, kia orana, this is Tanja!“ gesagt und es war nur wer aus dem Obergeschoss, die Tahei sprechen wollte. Puh! Freitag ging das Ganze dann schon sehr viel einfacher und ich konnte sogar einen Anruf weiterleiten…uuh war ich da stolz!

Punanganui Market
Punanganui Market

Ich habe mir schon überlegt, vielleicht Maori zu lernen anzufangen, die Kollegen meinten, in ein paar Monaten ist es kein Problem, das Wichtigste zu lernen. Die Sprache ist total super, ich höre das auch jeden Tag auf der Arbeit. Während der Frühstückspause quatschen die Mädels öfters mal auf Maori, zwischenrein sind dann englische Wörter oder Sätze gestreut und wenn sie jemanden zitieren, zitieren sie in der Sprache, in der er geredet hat.
Das Englisch ist ja sowieso auch super schön, auch wenn grammatikalisch oftmals ziemlich falsch. Jeri sagt zum Beispiel immer „I says“ und „they says“ oder ganz schrecklich „them says“. Aber man gewöhnt sich dran :D

 

Und mein Gott, die sind alle sooo unglaublich freundlich hier. Ich war gestern im Dorf zum Markt und als ich an einem kleinen Perlenlädchen vorbeigekommen bin, bin ich rein und habe die gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, hier irgendwo eine Perlenfarm anschauen zu können. Dann habe ich mich mit denen total nett unterhalten und war eine halbe Stunde lang bei denen im Laden und die Inhaber Annie (Verkauf) und ihr Mann Brent (Schmuckfertigung) waren total freundlich. Annie meinte dann, na sowas, wir seien fast Nachbarn, sie wohnen praktisch gegenüber der Landebahn, also wäre der Weg zu ihnen trotzdem noch mehrere Kilometer lang, aber trotzdem. Und ich soll mal wieder vorbeischauen und dann kann ich ja mal zum Abendessen vorbeikommen. Total super! Vor allem weil mein Gasherd ja nicht geht, da ist richtiges Essen immer gut ;)

Die Kühlschrankdichtung hat Besuch
Die Kühlschrankdichtung hat Besuch

Meinen Geckos geht es super, sie trauen sich jetzt auch öfters mal raus und ich seh sie in der Dämmerung über die Veranda huschen. Heute früh haben sie mich aus dem Bett geschmissen, weil sie hinter der Klimaanlage Radau gemacht haben. Und ich muss sie ein bisschen erziehen, damit ich sie nicht irgendwann zerquetsche, wenn sie immer beschließen auf der Besteckschublade zu sitzen. Sie werden jetzt auch flinker, denn es wird wärmer draußen. Es ist so schwül, dass meine Flipflops nass waren, nachdem ich sie draußen in den Wind gestellt hatte. Die Luft ist so feucht, dass das Schaummaterial der Flipflops das total anzieht, echt krass. Aber immer noch besser, als ne geschlossene Eisdecke daheim, also beschwer ich mich nicht…


Kommentar schreiben

Kommentare: 0