It's raining, man!

Ia Ora na, liebe Freunde! Heute gibt’s erstmal ein bisschen Facts about Tahiti. Es gibt auf dieser wunderbaren Seite noch niemaden, der über Französisch-Polynesien gebloggt hat, deswegen muss das eben kurz sein. Tahiti gehört zu den Gesellschaftsinseln, das sind 13 Inseln etwa 6.000km südlich von Hawaii, in derselben Zeitzone. Heißt: ich bin inzwischen 11 Stunden hinter euch. Wenn bei euch Mitternacht ist, ist bei mir 13 Uhr am Tag davor. Mich verwirrt das ziemlich, dass die Datumsgrenze das alles so durcheinander bringt – vor allem bin ich inzwischen dran gewöhnt, in der Zeit schon weiter zu sein als Deutschland.

Esplanade am Hafen entlang
Esplanade am Hafen entlang

Neben den Gesellschaftsinseln (13 davon gibt es) besteht Französisch-Polynesien auch noch aus dem Tuamotu-Archipel, den Marquesas, den Austral- und den Gambierinseln. Eine Landfläche von etwa 4.000km2 ist hier auf eine Wasserfläche von gut 4.000.000km2 verteilt und bei weitem die meisten Polynesier leben auf „Tahiti und ihren Inseln“ (vor allem Tahiti, Mo’orea und Bora Bora), die auch gleichzeitig die touristisch beliebtesten sind.

in der Anpassung an lokale Bräuche mach ich mich schon ganz gut
in der Anpassung an lokale Bräuche mach ich mich schon ganz gut

So ganz versteh ich das allerdings nicht. Das richtige Honeymoon-Gefühl wie man das von Bildern und Filmen kennt, kommt hier auf Tahiti bisher nicht so auf und ich bezweifle, dass das nur am schlechten Wetter liegt. Hauptstadt Pape’ete ist überschaubar aber nicht wirklich reizvoll. Die riesige Straße ist gepackt voll mit Autos, die sich durch die Stadt drängeln, es ist laut und hektisch und nicht sonderlich hübsch. Sauber sind die Straßen (DAS mag am vielen Regen liegen) aber als Fußgänger ist es sehr anstrengend voranzukommen. Es gibt an jeder Ecke einen Zebrastreifen, aber normalerweise hält niemand an bevor man mindestens einen Fuß auf der Straße hat. Erstaunlicherweise hab ich es noch nicht knallen hören, wenn plötzlich alle eine Vollbremsung hinlegen, weil – Überraschung! – ein Fußgänger am Fußgängerüberweg über die Straße gehen will. Ein bisschen läuft das wie in Frankreich. Apropos – jetzt dachte ich einmal, ich muss nicht schnöde Wikipedia-Daten weitergeben, sondern frage direkt bei der Französin, die bei Michels arbeitet, ob Französisch-Polynesien ein Übersee-Département ist, und schon krieg ich falsche Infos. Ich bin hier in der Tat sozusagen in Frankreich – Hollande ist Staatschef und Wagen der französischen Staatspolizei patrouillieren die Straßen, aber den Euro gibt es trotzdem nicht.

Le Franc Polynesien
Le Franc Polynesien

Wäre aber auch schade um die wunderschön bunten riiiesigen Papierlappen, mit denen man hier Handel treibt. Mit Motiven von bunten Fischen, Palmen, Meer und Blumen im Haar sehen die Scheine eher aus wie Spielgeld und einige der kleinen Münzen sind so plastikartig. Bis ich mich dran gewöhnt hab, reise ich schon wieder ab :D
Das Bunte und Blumige gehört zu Französisch-Polynesien genauso wie das lockere stressfreie Leben. Mindestens jeder zweite Nicht-Tourist läuft im weiten Hemd mit Hawaiilblumen drauf rum. (Und nein, ich weiß nicht, wieso es Hawaiiblume und nicht Tahitiblume heißt, obwohl es doch die gleiche ist.) Viele Frauen tragen Blumen in den Haaren, was sich auf dem tiefschwarzen megalangen Haar immer sehr schön macht. Überhaupt sind das meiner Meinung nach unglaublich hübsche Menschen hier. Und die rundlichen Gesichter der Männer sehen immer total lieb aus. Die Gastfreundschaft ist denen schon anzusehen.

wer was auf sich hält, hat eine Blume im Logo, sogar die Bank
wer was auf sich hält, hat eine Blume im Logo, sogar die Bank

Mit den Blumen im Haar hat es irgendwas auf sich – wenn man sie hinterm rechten Ohr trägt, heißt das, man ist in einer beziehungsähnlichen Lebensphase und hinterm linken Ohr, ist man noch zu haben. Oder so. Was es wohl heißt, wenn ich meine Blume wenn dann hinten im Zopf trage? Auch sehr in der Tradition verankert sind die Tätowierungen. So ziemlich jeder, den man hier sieht, ist tätowiert. Und zwar richtig schön. Ursprünglich waren Tattoos ein Zeichen von Stammes- oder Familienzugehörigkeit, so hatten verschiedene Inselgruppen verschiedene Tätowierungsarten und –motive. Die Motive des Tuamotu-Archipels sind heute überwiegend bzw. hatten den meisten Einfluss auf die Tattoos des modernen Polynesiers. Sehr feine Linien und detaillierte Motive zieren meist Beine und Arme. Was man ganz oft sieht, ist ein feiner Ring aus tribal-artigen Linien, Wellen und Schnörkeln um Knöchel (bzw. Handgelenk), Unterschenkel (bzw. knapp überm Ellenbogen) oder Oberschenkel (bzw. Oberarm).
Ein sehr polynesisches Motiv ist die Frangipaniblüte – verständlich, die wächst ja überall. Die ist auch die meistgetragene hinterm Ohr und die meistverwendete in Blumenketten, die es am Flughafen gibt. In Touristenkrams und Tattoos gleichermaßen sieht man sehr häufig Schildkröten und Stachelrochen – ich muss noch tauchen gehen um deren Allgegenwärtigkeit bestätigen zu können.

Pareo-Gallerie
Pareo-Gallerie

Auf Tahiti und ihren Inseln spricht man Französisch, teilweise ist das sehr gut verständlich, was ich nicht erwartet hätte. Kinder lernen recht früh Englisch, also verstehen die meisten Englisch, auch wenn das Antworten ihnen manchmal schwer fällt (also so, wie es bei mir mit dem Französischen ist). Nur auf den weitab liegenden Inseln gibt es Dörfer, wo gar kein Französisch gesprochen wird. Hier spricht man eine Variante des Polynesischen – auf Polynesisch heißt die Sprache Ma‘ ohi und ist sehr ähnlich dem neuseeländischen Maori. Kein Wunder, die ersten Neuseeländer kamen schließlich von den Inseln hier. Fast alle der „modernen Polynesier“ verstehen das Polynesische, nicht alle sprechen es. Einige Begriffe gibt es allerdings, die fest ins Französische hier integriert sind, zum Beispiel Ortsnamen. Wenn man einkaufen geht wird man mit „Ia Ora na“ (sprich: ja-orahnah) begrüßt und gefragt „Maita’i oe?“ (Wie geht’s dir? Sprich: mai-tai o-äi). Ein Haus ist ein „fare“, die meisten Pensionen haben das im Namen. Die Bank ist auf Tahitianisch „fare moni“ – Geldhaus sozusagen. Man merkt öfters, welche Worte unter Einfluss des Englischen oder Französischen waren, weil es so was im Ur-Polynesien einfach nicht gab. Bier ist daher also „Pia“ ;)

Markt am Place Vai'ete
Markt am Place Vai'ete

Wichtigste Industrie des Landes ist ganz klar der Tourismus, aber es wird auch sehr viel Geld mit schwarzen Perlen gemacht. Die gibt es so nur hier in der Südsee. Ich war die Tage im Perlenmuseum, das war ganz interessant. Angefangen hat der Hype um den „glänzenden runden Stein“ bei Kolumbus. Als der unterwegs war, hat er bei den Einheimischen (ich glaube irgendwo in der Karibik) Perlen um den Hals und in Kleidern gesehen und wollte wissen, was die waren. Die Einheimischen sagten es ihm aber nicht und so musste er selbst forschen. Er besorgte ganz viel Gedöns, das er mit denen tauschen konnte und sammelte dann einen beachtlichen Berg an Perlen an. Die Reise hat er sogar entgegen des Planes verlängern lassen. Als dann der Grund dafür rauskam, war in Spanien aber die Hölle los!
Jedenfalls hat es seitdem angefangen, dass Perlen als Wertgegenstände an Bedeutung zulegten und weil der natürliche Bestand an Perlen schnell zur Neige ging, werden heute überall in der Südsee Perlen gezüchtet und die Ernte von sogenannten Perlenfarmen stellt mittlerweile den größten Exportgewinn Polynesiens dar.

Urgh...nach Paradies-Wetter sieht das noch nicht aus
Urgh...nach Paradies-Wetter sieht das noch nicht aus

Perlen entstehen in Austern, die Perlmutt erzeugen. Das machen die regelmäßig, zum Beispiel wenn sie wachsen oder um Schäden in der Schale zu richten. Wenn ein Fremdkörper (also Sand, Schalenstücke, kleine Würmer oder Algenfragmente) eindringt, produziert die Auster mehr Perlmutt, das sich in dünnen Schichten um den Fremdkörper legt, sodass der keinen Schaden mehr anrichten kann.
Bei der Perlenzucht muss das auch so passieren, aber damit die Perlen perfekt werden, läuft das folgendermaßen ab: Drei Jahre lang muss die Muschel in der Farm (meist hängt je eine Auster in einer Tasche eines riesigen Netzes im Wasser) wachsen, dann wird ein Stück des Nukleus einer Süßwassermuschel herausgeschnitten und geglättet, das dann zusammen mit einem kleinen Stück der Schale in die Salzwassermuschel eingesetzt wird. Danach wird die Auster sehr vorsichtig behandelt und regelmäßig massiert, um den Heilungsprozess zu beschleunigen. Sachen gibt’s…

 

mit so viel Regen hat nicht mal die Kanalisation gerechnet
mit so viel Regen hat nicht mal die Kanalisation gerechnet

Am Dienstag hat Vatea mich in die Stadt gebracht, damit ich mir mal ein Bild der Lage machen kann. Den ersten Eindruck habt ihr ja schon gelesen. Außerdem weiß ich jetzt, wieso alle (ALLE!) Flipflops tragen. Bei dem Wetter ist das einfach sehr praktisch, wenn das Wasser gar nicht erst irgendwo reinlaufen kann ;) Es hat so übel geschüttet am Dienstag, dass ganze Straßenzüge unter Wasser standen. Neben den Wohnstraßen am Berg gibt es zwar sehr tiefe gestufte Kanäle, aber in der Stadt geht die Straße in einer Ebene bis an den Bordstein heran. So schwappt alles Wasser, was die Autos verdrängen, gleich wieder zurück.

traditionell-gedecktes Klo-Häuschen im Jardin de Pa'ofa'i
traditionell-gedecktes Klo-Häuschen im Jardin de Pa'ofa'i

Zu Beginn war es in der Stadt ganz angenehm, es regnete nur leicht und man konnte sich unterstellen. Dann war ich wie gesagt in dem Perlenmuseum und bin danach über die Straße in so einen großen Park am Hafen entlang und dann ging es so richtig los. Wie aus Eimern goss es und dann gab es keine Möglichkeit mehr, über die Straße rüber zu kommen, also hab ich irgendwann die Flipflops ausgezogen und bin barfuß den Park entlang gesprintet, um möglichst schnell wieder in die Stadt zu kommen. So wirklich hat das nicht geholfen, also hab ich mich in einem kleinen Pavillon untergestellt. So ein Einheimischer, der kein Wort Englisch konnte, hat mich angequatscht und dachte, ich wäre aus Spanien. Als ich ihn nicht überzeugen konnte, dass ich Deutsche bin, hab ich ihm eben so gut wie möglich auf Französisch von Spanien erzählt :D Irgendwann wars mir zu blöd und ich bin wieder los gerannt. Vatea hat sich minutenlang nicht mehr beruhigen können, nachdem er mich wie einen begossenen Pudel am Straßenrand aufgesammelt hatte.

Weihnachtselfen in Flipflops in Pape'ete
Weihnachtselfen in Flipflops in Pape'ete

Vatea hat mich außerdem mitgenommen zum Carrefour – einem riesigen Einkaufsladen, der aber hauptsächlich Lebensmittel verkauft. Da gibt es sogar Timtam-Kekse und allen möglichen deutschen Kram. Eine 500g-Tüte m&m’s kostet hier allerdings mal locker etwa 14 Euro! Danach waren wir auf einem kleinen „Weihnachtsmarkt“ in Pira‘e, wo man an hunderten von Ständen allen möglichen Krimskrams und Touristengedöns erwerben kann.

Roulotte-Essen auf dem Parkplatz in Pira'e (aber hey, immerhin überdacht)
Roulotte-Essen auf dem Parkplatz in Pira'e (aber hey, immerhin überdacht)

Abends sind wir dann auf so einen großen Parkplatz gegangen, um an den „Roulottes“ zu Abend zu essen. Der Lonely Planet übersetzt das als „Food Vans“, also hatte ich mir so ne Art mobile Pommesbuden vorgestellt. Aber teilweise werden die Vans nur zum Transport von allem möglichen Krimskrams genutzt und vor dem Van entsteht dann innerhalb einer halben Stunde abends eine komplette mobile Küche mit Ofen, Herd und Fritteuse, eine Kasse und Regale mit allem, was man so braucht. Man geht nicht etwa hin, bestellt und bekommt sein Essen direkt auf die Hand zum Mitnehmen oder zum an-Stehtischen-stehen. Nein, vor dem Küchenzelt ist eine große Fläche mit einem zweiten Pavillon überdacht und ein dutzend oder mehr Plastiktische stehen da verteilt mit Stühlen. Man bekommt eine richtige festgebundene Speisekarte, einen Korb mit Brot und richtiges Besteck und die Preise sind wohl auch nur manchmal so niedrig wie im Lonely Planet versprochen. Aber das Essen war richtig lecker und ich hatte am Dienstag noch was zum Mittag davon.

Bisher lässt es sich hier also aushalten. Aber zweieinhalb Wochen sind auf jeden Fall zu viel, also geht es dann bald noch nach Mo’orea. Nana (Tschüssi) und Mauru’uru (Danke) fürs Lesen! Machts gut! :)


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