Das wars schon wieder

Mannmannmann, wie schnell doch die Zeit vergeht, wenn man Spaß hat! Einerseits wie jede Menge Zeit, andererseits wie nur ein paar Wochen kamen mir die 161 Tage vor, die ich hier im wunderschönen Land Downunder hatte. Nicht mal 4000 Stunden waren es, aber es fällt mir doch schon wieder ein bisschen schwer, zu gehen.

Kurzer Umriss meiner letzten Tage: Am Mittwoch hatte ich Geburtstag und mir wurde mein größter Wunsch erfüllt – den 12.12.12 noch erleben zu dürfen bevor die Welt untergeht. Den Tag verbrachte ich größtenteils mit Justus, Andi und Matze, drei liebe Jungs aus dem Hostel (alles Deutsche und alle waren letztes Wochenende beim Grillen am Strand mit dabei). Die hatten ne Woche für nen dubiosen Thailänder in dessen Cleaning-Agentur gearbeitet und bis heute noch kein Geld dafür gesehen. Also bin ich mit ihnen mit zur Polizeistation hier umme Ecke und habe Dolmetscher gespielt für ihre haarsträubende Story – wie in nem schlechten Film alles vereint von Beleidigungen über Steuerhinterziehung bis hin zu illegaler Unterbringung zu vieler Menschen in einer privat genutzten Wohnung. Die nette Dame auf dem Revier konnte uns nicht so wirklich helfen, aber nun gehen die Jungs wohl demnächst zu so einer Agentur, die sich für Arbeitnehmerrechte in Queensland einsetzt. Bin gespannt, was da rauskommt.

 

Reingefeiert haben wir in meinen 22. am Dienstag abends nach der Arbeit. Ganz gemütlich im Irish Pub mit Justus, Andi, Matze, Basti und den zwei Neuzugängen Micha und Patricia. Die hatte ich an dem Nachmittag erst kennengelernt – hach, wie ich das Hostelleben liebe :) Es war also ganz gechillt für zwei Stündchen in Flynns Irish Bar in der City und nach einem fetten Glas Snakebite wankten wir glücklich und zufrieden nach Hause.
Weil Rüdiger und Manuel arbeiten mussten früh morgens waren die nicht mit. Also noch ein Grund, nicht nur rein- sondern auch wieder rauszufeiern aus der Schnapszahl. Und ganz lieb: als die verschwitzt und dreckig von der Farm kamen, ging die Tür zum Zimmer auf und sie hatten eine Packung Timtam-Kekse auf einem Teller verteilt und Happy Birthday-Kerzen reingesteckt :D Total süß, nur leider kam mir der Deckenventilator zuvor und ich durfte dann nur noch zwei auspusten. Der Geburtstagstortenersatz war auch echt lecker wenn man um die rosa Flecken rumgefuttert hat, wo das Wachs hingetropft war.

ganz besondere Geburtstagstorte
ganz besondere Geburtstagstorte

Die Tage war mir nachmittags so heiß, dass ich beschloss, nicht mit den anderen an den Strand sondern lieber ins Museum zu gehen. So lange war ich jetzt hier und habe es nicht einmal ins Museum of Tropical Queensland geschafft! Das musste noch schnell erledigt werden und außerdem kam ich umsonst rein weil ich ein Queenslander Student bin. Eine superinteressante Ausstellung gab es grad zur HMS Pandora. Wahrscheinlich hat jeder mal von der „Mutiny on the Bounty“ im April 1789 gehört. Die war ein königlich-britisches Schiff der Navy und segelte durch den Südpazifik. Als sie an Tahiti vorbeikam und die Matrosen an Land gingen, waren die so begeistert und fühlten sich da so wohl, dass sie nicht mehr wegwollten. Daraufhin kam es zum Zerwürfnis mit Lieutenant William Bligh und zur Meuterei.

 

Die HMS Pandora wurde dann im folgenden Jahr ausgesandt, um den Pazifik nach der Bounty abzusuchen. Die ist dann kreuz und quer um die Inseln geschippert, hat die Bounty nie gefunden, aber einige der Meuterer gefasst und mitgenommen. Damit die nicht entkommen konnten, haben sie ihnen einen hölzernen Verschlag auf dem Oberdeck gebaut, den sie liebevoll „Pandora’s Box“ getauft haben. Wer die griechische Sage von Pandora nicht kennt: Pandora (die erste Frau der Welt) hat von den Göttern eine kleine Kiste gekriegt, die sie auf keinen Fall aufmachen durfte. Natürlich machte sie es trotzdem und heraus kamen alle bösen Eigenarten der Menschheit. Nur die Hoffnung blieb in der Dose. Die Box auf der HMS Pandora war also schön passend.
Zurück in die Gegenwart: die Ausstellung war super interessant, vor allem weil die Reiseroute einfach aussieht, also hätten die rein gar kein navigatorisches Talent gehabt. Könnt ja mal googlen ;)

Kunst aus verlorenen Fischernetzen
Kunst aus verlorenen Fischernetzen

Dann gab es noch eine kleinere Ausstellung über Tiefseeforschung, das fand ich ja schon immer spannend und diese riesigen Spinnenviecher und Fische mit Laternen aufm Dötz in richtig echt (und eingelegt) zu sehen, war schon mal echt interessant. Sehr viel der Tiefseeforschung fand vor dem Great Barrier Reef statt, denn da ist man relativ nah am Land, aber trotzdem fällt der Meeresboden hinterm Reef sehr steil ab bis hinunter zu sandigen Böden in geraumen Tiefen.
Nebenan war ein kleiner Raum, der hat mich ein bisschen an dieses Museum damals in Neuseeland erinnert, wo sich alles um optische Täuschungen und so drehte. Hier konnte man auf sich drehende Scheiben starren und wenn man dann seine Hand angeschaut hat, hat sich die Haut nach außen und innen gewölbt und wurde voll eklig :D Meinen Kopf haben sie mir auf einem Silbertablett serviert.

 

Für Max, der was wollte, was ihn interessieren würde (was sowieso die blödeste Aufgabe ever ist), hab ich ein Foto gemacht von einem Projekt der Gruppe „Ghost Nets“, das ist ein Communityprojekt, wo Kindergruppen und Aboriginal Communities am Strand alte Netze einsammeln, die immer wieder angespült werden. Die nennt man Ghost Nets, weil sie unter Wasser aussehen, wie riesige Gespenster mit ausgestreckten Armen. Aus den Netzen wird dann Kunst gemacht, die Kinder lernen zum Beispiel von älteren Aborigines die traditionelle Kunst des Webens und sie machen aus den Netzen allerhand nützliches und eben auch einfach Krimskrams. Die komplette Ausstellung ist noch nicht hier, aber zwei Stücke waren da, ein riesiger Tintenfisch und ein faszinierend detaillierter Haikopf – komplett aus Netz gewebt! Der Hammer!

übrigens, wer sich wundert: so sieht mein Blog in echt aus
übrigens, wer sich wundert: so sieht mein Blog in echt aus

Am Donnerstag hatten die beiden Hostel-Kollegen frei und dann sind wir mit Basti im Schlepptau zu viert losgezogen zum Weihnachtsshopping. Von mir gibt’s dieses Jahr nix (außer vielleicht einen netten Blog und ein paar Fotos), aber ich musste dann beratend beim Tshirt-Kauf zur Seite stehen. Und diese Kerle können shoppen! Gut, dass Donnerstags immer länger offen ist in den Einkaufszentren, sonst hätten wir nicht sechs Stunden in der Stockland-Mall verbringen können :D
Immerhin: ich habe Max und mir für Weihnachten ein Bäumchen besorgt, jetzt können wir mit einem Finger unterm Weihnachtsbaum sitzen, wenn es am Strand in der prallen Sonne zu heiß wird.

 

Apropos – weil es irgendwie noch nicht zu vielen durchgedrungen ist, dass ich Silvester nicht daheim sein werde – morgen geht es früh los nach Französisch Polynesien. Das war schon immer so ein Traumziel von mir, dass ich es wirklich so bald hinschaffe, hätte ich nie gedacht! Morgen fliege ich von Townsville nach Brisbane, von Brisbane nach Sydney und von Sydney nach Auckland (Neuseeland), dort verbringe ich eine vermutlich unbequeme Nacht am Flughafen und am 17.12. geht’s morgens von Auckland nach Pape’ete, Hauptstadt Französisch Polynesiens und größte Stadt auf der Hauptinsel Tahiti. Dort komme ich dann übrigens am 16.12. an, weil ich die Datumsgrenze überquere. Eigentlich voll mies, dann hat man das 17. Türchen schon aufgemacht und dann muss man zwei Tage warten, bis man das nächste aufmachen darf, obwohl eigentlich nur ein Tag vergangen war. Oder so.

oh Gott, wo kommt nur dieses ganze Gepäck her?!
oh Gott, wo kommt nur dieses ganze Gepäck her?!

Max kommt am Mittwoch, bleibt zweieinhalb Wochen und Mitte Januar geht es für mich dann weiter nach Rarotonga, Hauptstadt der Cookinseln und Sitz der Turama Pacific Travel Group, meinem zukünftigen Praktikumsgeber und Vermarkter der Cooks als Reiseland. Was genau der Deal mit den Cooks ist, werde ich noch rausfinden. Irgendwas läuft da mit Neuseeland – die Währungen sind 1:1 umzutauschen, aber es gibt eine eigene Regierung. Trotzdem läuft da irgendwas. Scheint mir, wie eine offene Beziehung und Fernbeziehung in einem. Sind schließlich dreieinhalbtausend Kilometer Nichts dazwischen! Na, wie lange das wohl noch hält ;)

 

 


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