Zurück auf die Insel

Irgendjemand hat beschlossen, dass uns 38 Grad und 75% Luftfeuchtigkeit noch nicht genug sind und so ging es direkt weiter in noch heißere Gefilde und raus in den Golf von Thailand, wo das Bangkoker Wetter nochmal um 5 Grad und 13% getoppt wurde. Aber man neigt dazu, die Hitze einfach ignorieren zu wollen bei den wunderschönen Aussichten auf Koh Samui.

Koh Phan Big Buddha
Koh Phan Big Buddha

Ich durfte endlich mal auf eine richtige Jeeptour gehen (Chef Tobi versucht uns allen immer so viele Wünsche wie möglich zu erfüllen wenn es um Ausflüge geht) und es ging offroad durch den Dschungel und zum Heiligtum der Insel. Anders als beim eher mickrigen Heiligtum in Bangkok ist das in Koh Samui ziemlich beeindruckend. Ein goldener Buddha sitzt (mal wieder) irgendwo rum, hier nur nicht umgeben von hässlichen Hochhäusern und dreckigen Straßen, sondern von knalltürkisenem Wasser, Kokospalmen und kleinen Fischerbötchen. Er ist nicht zwar nicht aus tonnenweise reinem Gold wie der in Bangkok, dafür hat er aber genug Platz außenrum, dass man ihn sogar ganz aufs Foto bekommt, ohne fremder Leute Hinterköpfe mit abzulichten. Eine Treppe führt rauf und oben hat man einen wunderbaren Blick auf die Buchten außenrum.

wer braucht schon funktionierende Armaturen?
wer braucht schon funktionierende Armaturen?

Die Einheimischen kommen üblicherweise einmal in der Woche, um die Treppen raufzusteigen und oben ein Opfer zu bringen – das kann ein Becher Wasser mit Strohhalm sein oder ein Räucherstäbchen oder ein Apfel oder auch eine Palette frischer Eier. Ich glaube, unser Fahrer kommt jede Woche und betet, dass sein Jeep noch eine Woche durchhält, denn die Fahrt damit war schon ziemlich aufregend an sich. Auf der Tour gab es sieben Jeeps, von denen sechs ein modernes geschlossenes und klimatisiertes Fahrerhäuschen hatten. Der siebte hatte nicht mal Türen vorne. Den musste ich natürlich nehmen, Klimaanlage kann ja jeder. Unter dem Lenkrad hingen lose Kabel und Drähte raus, der Kupplungshebel war ein verbogener Kleiderbügel. Die Anzeige der Kühlwassertemperatur stand die gesamte Fahrt im roten („kochenden“) Bereich und von der Tankanzeige will ich erst gar nicht reden – belassen wir es dabei, wenn ich sage, dass mir nicht bewusst war, dass ein Tankzeiger auf weniger als „empty“ stehen kann.

Paradies
Paradies

 

In den Orten ist Koh Samui sehr touristisch, aber sieht eben trotzdem noch aus wie Thailand. An der Straße gibt es Waschsalons, da stehen einfach zwei-drei Münz-Waschmaschinen nebeneinander und du kannst dich davor in die Sonne setzen und auf deine Wäsche warten. Jeder zweite Laden verkauft abgefülltes Benzin in Schnapsflaschen fürn Euro. Wasserflaschen werden im großen Stil recycled als Gewicht an hängenden Werbefahnen, als Boje an Treibnetzen und Angeln, als Wurfgewicht wenn man ein loses Kabel zurück zum großen Kabelberg an den Masten bringen will, …
An den kleinen Straßencafés und –läden sind sie sehr kreativ was die Abwehr von Fliegen angeht: man sieht die witzigsten Konstruktionen aus einem Ventilator-Motor mit zwei langen Drähten, an denen leere Plastiktüten hängen, das ganze wird dann mit einem Knopf ins Drehen gebracht, auf den die Ladenbesitzer alle halbe Minute treten, sodass sich das Ding weiter dreht. Dadurch pusten sich die Plastiktüten auf und wedeln die Fliegen weg.

Wasserbüffel
Wasserbüffel

Sobald man von den Hauptstraßen abfährt, ist man irgendwie sofort im „Busch“. Die Straßen sind überraschend gut geteert, aber auch das hat irgendwann ein Ende wenn man die letzten Häuser hinter sich lässt und an jeder Ecke die Haus-Wasserbüffel stehen sieht, die man sich hier zum Pflügen der Felder und zum Tragen von Einkäufen und Baumaterialien hält. Man kommt vorbei an gigantischen Kokosnussplantagen, auf denen riesige Berge frischer Kokosnüsse liegen. An den plattgefahrenen Wegen im Hinterland sieht man Becher an Bäumen hängen, deren Rinde ganz vernarbt aussieht. Wenn man stehenbleibt und guckt, sieht man wie ein weißes Rinnsal aus Kautschuk den Baum hinunter in den Becher läuft. Das sind ganze Plantage da oben in den Hügeln und zwischendrin sieht man immer wieder eine Holzhütte auf Stelzen mitten im Dickicht stehen, wo die Plantagenarbeiter ihre Tage verbringen. Kautschuk-Bauer ist ein guter Job hier, man arbeitet zwei-drei Tage in der Woche zu unmenschlichen Zeiten ganz früh morgens, wo man die Kautschuk-Adern anschneidet und sammelt abends seine Becher ein. Und nebenher lassen sich Ananas und Bananen ganz hervorragend anbauen. Und im nächsten Ort steht auf dem Dorfplatz ein Verschlag aus Brettern und Wellblech mit Plastikstühlen drunter und einem schicken Fernseher, für den die Dörfler zusammengelegt haben und auf dem abends gemeinsam Nachrichten und Fußball geschaut werden. Und auf Höfen und Auffahrten stehen die rostigen Käfige der Kampfhähne, die am Wochenende zum höchst beliebten, aber illegalen Kampf aufeinander losgelassen werden.

 

So viele Eindrücke und dann kann ich auch noch den Tenderbooten beim Schwanken vor meinem Bullauge zusehen… doch, hier gefällts mir!

 

 

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Tepita (Mittwoch, 07 März 2018 11:39)

    Meine Güte, jetzt reicht‘s aber. Wohin mit MEINEM Fernweh, heute!? Tolle Bilder. Lohnende Reise, was!? Chef Tobi ist ja wohl gerade der Richtige auf und für diese Tour. Good for you ��